„Es ist alles offen“
D er derzeit am meisten umworbene Fußballer Deutschlands, Kevin Kuranyi, hat die Spekulationen um seine Zukunft persönlich weiter geschürt. Eigentlich wollte Kevin Kuranyi im Kreis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu Spekulationen um einen Wechsel vor Ablauf des Vertrags beim VfB Stuttgart im Sommer 2005 „nicht so viel reden“, dann aber verriet der 21-Jährige in Essen: „Es gibt viele Interessenten.“
Die Offerte der „Königsblauen“ bezeichnete Kuranyi-Berater Karlheinz Förster in den „Stuttgarter Nachrichten“ am Mittwoch als „definitiv falsch“. Der Jungstar selbst wollte ein konkretes Vertragsangebot von Schalke weder bestätigen noch dementieren: „Es ist alles offen.“
VfB-Team-Manager Felix Magath erklärte: „Mich hat niemand unterrichtet.“ Einen Zeitpunkt für die Entscheidung zu einem Wechsel gebe es ohnehin nicht, machte Kuranyi deutlich und betonte stattdessen, er wolle versuchen, seinen Vertrag beim VfB zu erfüllen.
Die „Stuttgarter Zeitung“ will von Gehaltsvorstellungen von 3,5 bis 4 Millionen Euro erfahren haben, die bei einem Wechsel im Raum stehen. Augenblicklich verdient der Torjäger nach Angaben der Zeitung nur 200 000 Euro im Jahr. Kuranyi sagte jedoch, es gehe nicht nur um das Geld. Er müsse sehr viel spielen, um als junger Spieler Erfahrungen zu sammeln und verwies damit mehr auf die sportlichen Perspektiven, die den Entscheidungsprozess mit beeinflussen.
Völlers indirekte Empfehlung
Kuranyi ist voll auf Rudi Völlers Linie. Der empfahl: „Er muss ein paar Dinge abwägen. Stimmt das Umfeld, bist du anerkannt, ist es eine neue Herausforderung?“ zählte der Teamchef auf. „Ich weiß, dass der VfB Stuttgart alles unternimmt, um die Spieler zu halten“, erklärte Völler, der Kuranyi und Andreas Hinkel auch aus Eigeninteresse gern weiter bei einem Club sähe, in dem sie zum Stammpersonal gehören. Zumindest indirekt empfahl er damit Kuranyi, in Stuttgart zu bleiben. Denn die Konkurrenzsituation in Schalkes Offensivabteilung wird in der nächsten Saison auf jeden Fall größer sein als beim VfB. Als Beispiel nannte Völler Benjamin Lauth, der bei 1860 München zum Saisonbeginn eine lange Durststrecke durchmachen musste. „Er hat aber immer gespielt, dass war nur bei den Löwen möglich“, sagte Völler.
VfB-Präsident Erwin Staudt machte die Position des Bundesliga-Tabellenführers klar: „Unser Club besteht nicht nur aus Kuranyi, wir sind verantwortlich für eine Mannschaft. Um deren Erfolg nicht zu gefährden, muss unser Blick immer auf das Ganze gerichtet sein. Und wenn es nicht anders geht, lassen sich da Einzelschicksale nicht vermeiden.“
„Magath hat mir gesagt, warum ich in Stuttgart bleiben soll. Es war ein gutes Gespräch mit dem Trainer. Als Manager hat er mit mir noch nicht gesprochen“, berichtete der Umworbene vom Stand der Verhandlungen mit seinem jetzigen Verein. Sein gewohntes und geliebtes Umfeld in Stuttgart habe auf seine Entscheidung „sehr viel“ Einfluss, unterstrich Kuranyi: „Aber es wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, was Neues zu erleben.“ Es darf weiter spekuliert werden – am Samstag in der „Arena AufSchalke“ tritt Kuranyi gegen Frankreich zum nächsten Bewerbungsspiel an – nicht nur für Schalke 04.
VfB hat 16 Millionen Euro Schulden
Die Stuttgarter können zwar 15 Millionen Euro an Einnahmen aus der Champions League verbuchen, sind aber noch mit über 16 Millionen verschuldet. Bei einem Wechsel bereits zu Saisonende könnte Stuttgart eine ordentliche Ablösesumme kassieren, ein Jahr später wäre er ablösefrei.
12.11.03, 16:45 Uhr
(Quelle: dpa)


