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 Lions-Stammtisch
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Hedge Fund Offline

NHL-Legende


Beiträge: 1.039

19.07.2003 11:59
#481 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
Jetzt hat Tony Blair diese Beweise als zweitrangrangig bezeichnet. Der Krieg sei gerechtfertigt gewesen, selbst wenn nicht bewiesen werden könne, dass Irak Terroristen mit Massenvernichtungswaffen versorgt habe, sagte der britische Premier am Donnerstag (Ortszeit) vor dem amerikanischen Kongress in Washington. Blair warb gleichzeitig um Nachsicht mit den USA-Kritikern in Europa.

„Können wir sicher sein, dass Terroristen und Massenvernichtungswaffen zueinander finden? Lassen sie uns nur eins sagen: Wenn wir falsch liegen, dann haben wir dennoch eine Bedrohung zerstört, die in jedem Fall für unmenschliche Massaker und Leiden verantwortlich war“, sagte Blair. „Ich bin davon überzeugt, dass die Geschichte uns vergeben wird.“


Wo er Recht hat, hat er Recht...



ALLEZ Aiello ALLEZ!

Probie Offline

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19.07.2003 13:12
#482 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
Wenn wir falsch liegen, dann haben wir dennoch eine Bedrohung zerstört, die in jedem Fall für unmenschliche Massaker und Leiden verantwortlich war“

Wo er Recht hat, hat er Recht...


Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack, denn das kann doch keine gute Politik sein, wenn man mit falschen Aussagen die Öffentlichkeit täuscht, und nachher, wenn es dann doch gutgegangen ist, sich hinstellt und sagt "ja, wir haben gelogen, aber es war für einen guten Zweck". Für mich hat das mit Demokratie nicht viel zu tun, und ist einfach nicht in Ordnung ! Das sind immerhin Volksvertreter, die den Willen des Volkes ausführen sollen, und nicht Menschen, die vorgeben, was das beste für das Volk ist !



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Patriotism is a pernicious, psychopathic form of idiocy.
-George Bernard Shaw-

prankster Offline

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19.07.2003 17:50
#483 RE:Söldner der Lüge Antworten

text aus t-online

In Antwort auf:
Polizei: Kelly hat Selbstmord begangen

Der britische Regierungsberater und ehemalige UN-Waffeninspekteur David Kelly hat sich offenbar das Leben genommen. Nach Angaben der Polizei verblutete Kelly an einer Schnittwunde am linken Handgelenk. Ein Polizeisprecher sagte, das Messer sei neben der Leiche gefunden worden. Außerdem habe dort eine leere Schachtel Schmerztabletten gelegen. Es gebe keinen Hinweis auf Fremdeinwirkung. Die Leiche war einige Kilometer entfernt von Kellys Haus in der Nähe von Oxford entdeckt worden.
Premier: "Absolut furchtbare Tragödie"
Premier Tony Blair hatte den mysteriösen Tod Kellys zuvor eine "absolut furchtbare Tragödie" genannt und eine unabhängige Untersuchung zu den Todesumständen angekündigt. Der wegen des Irak-Kriegs ohnehin unter Druck stehende Blair gerät damit weiter in Bedrängnis. Die BBC soll sich in einem Bericht auf den UN-Waffenexperten Kelly berufen haben, wonach die britische Regierung Geheimdienstberichte über irakische Massenvernichtungswaffen aufgebauscht haben soll.

Aussage Blairs zu ABC-Waffen umstritten
In dem BBC-Bericht hieß es, die Regierung habe Angaben des Geheimdienstes verändert, um den Irak-Krieg besser rechtfertigen zu können. Umstritten ist insbesondere die Aussage Blairs, der Irak sei innerhalb von 45 Minuten zum Einsatz biologischer oder chemischer Waffen bereit gewesen.

Kelly gibt Gespräch mit BBC-Reporter zu
Vor dem außenpolitischen Ausschuss des Unterhauses hatte der 59-jährige Kelly am Dienstag eingeräumt, mit Andrew Gilligan, BBC-Korrespondent für Verteidigungsfragen, gesprochen zu haben. Er glaube jedoch nicht, dass er die Quelle für die Story gewesen sei, sagte Kelly. Dies hatte ihm insbesondere Verteidigungsminister Geoff Hoon öffentlich vorgeworfen.

Selbstmord nicht ausgeschlossen
Jane Kelly habe ihren Mann nach der Befragung im Parlament als sehr aufgebracht geschildert, sagte der Journalist Mangold. "Sie sagte mir, er habe unter enormen Stress gestanden und sei sehr, sehr verärgert darüber gewesen, was (dort) geschehen war. Es sei ihm nicht gut gegangen." Ein Selbstmord wird deshalb nicht ausgeschlossen.

Wurde Kelly fertig gemacht?
Die Regierung habe den "ehrenwerten Dr. Kelly den Wölfen zum Fraß vorgeworfen", befand der konservative Abgeordnete Sir John Stanley. Wenn sich Kellys Tod als Selbstmord herausstellen sollte, so dürfte die Regierung - vor allem nach den öffentlichen Vorwürfen des Verteidigungsministers - dafür mitverantwortlich gemacht werden.

"Schwere Regierungskrise"
Britische Journalisten spekulierten auch über einen möglicherweise bevorstehenden Rücktritt von Blairs wichtigstem Berater, seinem Kommunikationsdirektor Alastair Campbell. Das Unterhaus werde nun wohl aus der Sommerpause zurückgerufen werden. Kelly sei das Opfer eines politischen "Spiels" geworden, sagte der Chefredakteur des Magazins "The Spectator", Peter Oborne, und fügte hinzu: "Dies ist eine schwere Regierungskrise".

Leiche im Wald gefunden
Nach Angaben seiner Familie hatte Kelly am Donnerstag bei strömenden Regen ohne Mantel sein Haus in Oxfordshire zu einem Spaziergang verlassen. Als er gegen Mitternacht noch nicht zurück war, alarmierte seine Familie die Polizei. Die Leiche wurde in einem Wald in der Nähe gefunden.

Sieben Jahre im Irak nach Waffen gesucht
Kelly arbeitete im Verteidigungsministerium. Nach dem Golfkrieg 1991 hatte er im Auftrag der Uno sieben Jahre lang im Irak nach Massenvernichtungswaffen gesucht. "Der Mann hatte einen messerscharfen Verstand," sagte TV-Reporter Mangold. "Es gab nichts, was er nicht über biologische Kriegsführung wusste und kaum etwas, was er nicht über Massenvernichtungswaffen wusste." Kelly sei der Inspektor gewesen, den der frühere irakische Präsident Saddam Hussein aus dem Irak werfen wollte, weil er wirklich gewusst habe, was dort vor sich gehe.




... wäre die alternative ein aufgesetzter kopfschuss oder ein herzinfarkt gewesen?

Hedge Fund Offline

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19.07.2003 17:57
#484 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
"ja, wir haben gelogen, aber es war für einen guten Zweck". Für mich hat das mit Demokratie nicht viel zu tun, und ist einfach nicht in Ordnung ! Das sind immerhin Volksvertreter, die den Willen des Volkes ausführen sollen, und nicht Menschen, die vorgeben, was das beste für das Volk ist !

Du mußt das Volk belügen und Tatsachen frisieren, da die meisten Bürger einfach zu naiv sind und nichts von internationaler Politik und deren Zusammenhänge verstehen. Außerdem kann man gar nicht alle brisanten Fakten veröffentlichen...dies muss auch mal die Presse kapieren. Die Medien sind mir generell viel zu sensationsgeil und wollen alles immer besser wissen...und vor allem immer ALLES wissen. Aber so läuft dies nunmal nicht. Diskretion ist alles. Und geheime Informationen sind nun mal geheim und sollten es auch bleiben. Glaub mir es war der richtige Weg im Irak, auch wenn andere Gründe vorgeschoben wurden.


ALLEZ Aiello ALLEZ!

Probie Offline

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19.07.2003 22:03
#485 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
Glaub mir es war der richtige Weg im Irak, auch wenn andere Gründe vorgeschoben wurden.

Und was ist, wenn ich anderer Meinung bin ? Bin ich dann zu naiv ?

Denn eins kann ich dir sagen: ich will NICHT von Leuten wie Bush und seinen Beratern bevormundet werden, da bin ich gerne naiv.

Ich find das ein bisschen zu kurz gedacht "das Volk muss belogen werden". Das kanns nicht sein ! Ich gebe dir recht, das nicht jeder den totalen Durchblick hat oder sich dafür auch garnicht interessiert, aber das durch ekelhafte Lügerei zu übergehen, finde ich nicht den Weg, der gegangen werden sollte !



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prankster Offline

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20.07.2003 18:01
#486 RE:Söldner der Lüge Antworten


In Antwort auf:
Der Krieg sei gerechtfertigt gewesen

seltsam, ich habe aus der Geschichte bisher gelernt, dass ein krieg immer nur verlierer kannte, immer nur eine niederlage des geistes war und nie, wirklich nie irgendetwas mit gerecht zu tun hatte.

wahrscheinlich bin ich auch naiv oder blind oder blöd oder kann nicht lesen

oder ... oder ... oder ...

bembeldomi Offline

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21.07.2003 09:00
#487 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
Du mußt das Volk belügen und Tatsachen frisieren, da die meisten Bürger einfach zu naiv sind und nichts von internationaler Politik und deren Zusammenhänge verstehen.

Du willst also von Regierungen belogen werden, na ja, ist auch ne Einstellung !!!

P.S: Wenn man so einen Satz liest, könnt man wirklich meinen, das dies das Beste für manche ist.



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Baphomet Offline

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21.07.2003 09:54
#488 RE:Söldner der Lüge Antworten

domi da muss ich hedge fund aber recht geben, das volk will, ja manchmal denk ich muss, belogen werden...

Atenio

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bembeldomi Offline

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21.07.2003 14:32
#489 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
domi da muss ich hedge fund aber recht geben, das volk will, ja manchmal denk ich muss, belogen werden...

Wenn Du mit belügen, verschweigen meinst, könnte ich Dir noch recht geben, und gebe hier HF insofern Recht, daß man net alles preisgeben muss.
Aber wenn man mit Absicht, was anderes dem Volk erzählt, als eigentlich Sache ist, muss ich dem absolut wiedersprechen. (siehe Irakkrieg und angeblicher Urankauf)
Aber wer entscheidet denn dann eigentlich(Der Präsident, Der Kanzler, die Regierung, das Parlament, der Geheimdienst, oder irgendein Mitarbeiter des Geheimdienstes usw usw.), was dem Volk zuzumuten ist und was nicht ?

P.S: Ich gehöre auch zum Volk und will nicht belogen werden, aber wenn Ihr das wollt, bitte schön !!!!




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Baphomet Offline

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21.07.2003 14:34
#490 RE:Söldner der Lüge Antworten

wo siehst du einen unterscheid zwischen nicht alles sagen und belügen? ist für mich das gleiche

Atenio

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bembeldomi Offline

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21.07.2003 14:38
#491 RE:Söldner der Lüge Antworten

In Antwort auf:
wo siehst du einen unterscheid zwischen nicht alles sagen und belügen? ist für mich das gleiche

Für mich definitiv nicht.

Die Wahrheit verschweigen ist ja wohl definitiv was anderes als jemandem die Unwahrheit sagen.

Ich kann sagen, wir machen das und das und haben die Grübnden die wir nicht preisgeben wollen.
Und ich kann sagen, wir machen das und das, aus diesem grunde(und dieser Grund enstspricht nicht der Wahrheit) - wenn das für Dich das Gleiche ist - ok.



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Baphomet Offline

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21.07.2003 14:39
#492 RE:Söldner der Lüge Antworten

wenn ich jemand sage "du ist doof", belüg ich ihn nicht, sage ich aber "du bist nicht doof" oder "nein, was denkst du denn von mir" belüge ich ihn, einmal mit voller absicht einmal weil ich ihm nicht sage wie es wirklich ist

Atenio

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Probie Offline

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25.07.2003 11:43
#493 RE:Söldner der Lüge Antworten

Hallo liebes irakisches Volk. Willkommen zu einer neuen Lehrstunde "die moderne Demokratie" von uns, den Guten !

Seid froh, wir haben Saddam's Söhne für euch entsorgt.
Wie ? Ihr habt was von Gerichten, Verhandlungen und Gesetzen gehört, die es in der Demokratie geben soll ?
Ja schon, aber das Militärgericht, welches immer das letzte Wort hat, hat entschieden: Sie müssen sterben !
Wie ? Laut Genfer Konvention darf man keine Bilder von getöteten Soldaten/Zivilisten in Grossaufnahme zeigen ?
Das wissen wir. Aber Saddam's Söhne waren so böse Menschen, das wollten wir euch unbedingt zeigen, dass wir die abgeschlachtet haben !!
Wie ? Ihr habt gehört, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind ?
Ach, liebe Iraker, ihr müsst noch viel lernen. Glaubt nicht alles, was man so über die (real existierende) Demokratie hört...

---------------------------------------------------------

Man man man, was wäre das für eine Chance gewesen, diese Leute zu fangen, und ihnen vor einem ordentlichen Gericht den Prozess zu machen. Jeder hätte sich dann überzeugen können, dass sie es auch wirklich sind, und man hätte wirklich ein Stück Demokratie vorleben können. Aber ob das so was wird mit der "Demokratisierung des nahen Ostens"... Wage ich zu bezweifeln.



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-George Bernard Shaw-

prankster Offline

NHL-Legende

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25.07.2003 12:18
#494 RE:Söldner der Lüge Antworten

letztendlich ist die mehrheit der amerikaner nicht über ihre "wild-west-mentalität" hinaus gekommen.


habe eben schwimm-wm im tv geschaut. da haben sie berichtet und auch gefilmt, dass die irakischen schwimmer nicht in ihre (die einzige) schwimmhalle des landes (bagdad) durften, weil die amerikaner sie für sich nutzen wollten

einer der drei schwimmer erzählte auch, dass sie nach wie vor zu wenig trinkwasser und strom hätten, und der zustand in den krankenhäusern katastrophal wäre

wer befreit das irakische volk jetzt eigentlich von den amerikanern???

mick Offline

Alteuropäer


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06.08.2003 15:40
#495 RE:Söldner der Lüge Antworten

so, freunde der sonne, genug geurlaubt, ich bin wieder da:

klick
US-Zivilverwaltung im Irak

Die Vertrauensfrage

Von Markus Deggerich, Bagdad

Der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, trifft jeden Tag auf das schwierige Erbe Saddam Husseins. Nicht nur, weil er in einem seiner alten Paläste wohnt. Die noch wirksamen Strukturen der gestürzten Diktatur sowie hausgemachte Fehler machen den Irak zur Herkulesaufgabe - mit ungewissem Ausgang.


Bagdad - "Das war eine echt beschissene Idee", sagt Ahmed Sinjari. Er blickt auf den ehemaligen Palast Saddam Husseins am Tigrisufer in Bagdad und schüttelt den Kopf. Der Kurde aus dem Norden des Irak arbeitet seit zwei Monaten als Anwalt und Berater für die US-Zivilverwalter im besetzten Land. Sein Chef heißt Paul Bremer, und der wohnt nun im ehemaligen Saddam-Palast. "Die Iraker haben diesen Ort gehasst", sagt er. Und jetzt kursierten bereits Sprüche wie: Der alte Saddam ist ausgezogen - und der neue ein.

Jeden Morgen kann sich Bremer ein Bild davon machen, was die Iraker von ihm erwarten. Direkt vor der Einfahrt zur alten neuen Residenz des Machthabers im Zweistromland versammeln sich täglich Demonstranten und nutzen ihre neue Freiheit. Gestern die Frauen, Heute die Arbeitslosen, morgen die Studenten: Sie alle rufen Parolen hinüber in die Gebäude, in denen Bremer, geschützt von Panzern, Stacheldraht und Scharfschützen die Zukunft plant und die schwierige Gegenwart bewältigen soll. Ein undankbares Unternehmen, das nur schleppend vorankommt, weil zu viele, sich widersprechende Interessen unter einen Hut müssen: Militärische, zivile, politische, wirtschaftliche, religiöse. Von den Menschenrechten, der katastrophalen Sicherheitslage und den täglichen Grundbedürfnissen nach Wasser, Brot und Strom ganz zu schweigen.

Bremer soll zwei Rollen gleichzeitig erfüllen: Zuchtmeister für die übrig gebliebenen Saddam-Anhänger und Kriminellen. Aber auch Lehrmeister für jene, die an Demokratie, Freiheit und Wohlstand unter US-Aufsicht glauben. Für ersteres sind 140.000 Soldaten im Land, tägliche Zielscheiben für Guerilla-Attacken. Für zweites ist die Coalition Provisional Authority (CPA) zuständig, die alliierte Übergangsverwaltung des Irak.

Drinnen im Hauptquartier der CPA steht an jeder Tür ein bewaffneter Wächter. Als Deutscher ist man nicht sonderlich willkommen, man raubt nur Zeit, denn Geschäfte werden mit Deutschen nicht gemacht im Irak. Fast nicht. "Das funktioniert nur als Subunternehmer", erzählt Ahmed Sinjari, der gerne mehr deutsches know how im Irak sähe. "Die Deutschen haben hier einen hervorragenden Ruf", sagt er. Auch für die Sicherheitslage, glaubt er, wären deutsche Soldaten besser geeignet: "Sie würden akzeptiert".

Aufbauen und Interessen wahren

Fehlende Akzeptanz ist eines der größten Probleme für Bremer. Denn er soll den Irak aufbauen und den Irakern übergeben, aber gleichzeitig amerikanische Interessen wahren. Eine fast unlösbare Aufgabe. Jeden morgen um halb sechs, bevor die heiße Sonne aufgeht, joggt er durchs Palast-Gelände, vier Bodyguards an seiner Seite, erzählen Mitarbeiter. Dann steigt er trotz brüllender Hitze in einen feinen Anzug samt Krawatte und Einstecktuch und bitte jeden Morgen um acht Uhr seine wichtigsten Mitarbeiter zum Rapport. Täglich lässt er sich den Status melden: Wie weit ist man mit der Stromversorgung, wann kann man mit Wasser rechnen, was schreiben die vielen neu gegründeten irakischen Zeitungen, was meldet der TV-Sender al-Dschasira als wichtigster Stimmungsmacher im Irak und wie gefährlich ist es heute auf den Straßen?

"Bremer ist ein großer Motivator", sagt eine Mitarbeiterin. Seine Autorität ziehe er nicht aus ruppigem Führungsstil, sondern Kraft seines Wissens und seiner Ausstrahlung. "Bremer will keine Leute, die ihm sagen, wie schwierig alles ist, sondern Leute die ihm sagen, wie sie die Probleme lösen wollen."

Es wird teurer als gedacht

Das wollten auch seine Chefs in Washington wissen, denen er vergangene Woche Rechenschaft ablegte. Er hatte unangenehme Wahrheiten im Gepäck: "Wir werden wesentlich mehr Geld ausgeben müssen als wir einnehmen können, selbst wenn wir die Ölproduktion wieder auf Vorkriegsniveau hochfahren", erklärte Bremer. Er ist sich sicher, dass das Irak-Engagement "deutlich mehr als 50 oder 60 Milliarden Dollar kosten werden, vielleicht auch 100 Milliarden Dollar". Das sind Zahlen, die den vom Haushaltsdefizit geplagten George W. Bush schockieren müssen - und vielleicht war das auch Bremers Absicht.

Die Kosten erhöhen den Druck auf den Chef in Washington, mehr Nationen, vielleicht sogar wieder die Vereinten Nationen, mit ins Boot zu holen. Bremer würde das nie zugeben, aber irakische Mitarbeiter der CPA berichten von viel Frust der Amerikaner. "Bisher haben sie mit ihrem Kurs nur eines erreicht: Sie sind die einzigen, die abgeknallt werden".

Bremer kann sich solche Wahrheiten erlauben. Er hat den Vorteil, dass er das Vertrauen des Präsidenten ebenso besitzt wie das von Außenminister Colin Powell und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld - und deshalb nicht so schnell zum Opfer ihrer Grabenkämpfe in Washington wird.

Erfahrener Diplomat

Der Mann arbeitet seit 1966 in den verschiedensten Funktionen und Ländern für den Auswärtigen Dienst. Seinen Vertrauensvorschuss für den Terroristenjäger Bush erwarb er als Sonderbotschafter für Terrorismusbekämpfung unter Präsident Ronald Reagan ab 1986. Im September 1999 wurde Bremer vom Repräsentantenhaus zum Leiter der Nationalen Terrorismuskommission berufen. Bremer war es, der Bill Clinton im Juni 2000 vor Attacken von katastrophalen Ausmaßen, vergleichbar des Überfalls auf Pearl Harbor, warnte. Für Bremer, erzählen seine Mitarbeiter, sei deshalb der 11. September schockierend gewesen - aber keine Überraschung.

Bremer klagt über die Ungeduld der Iraker und der Weltöffentlichkeit. Was sind schon ein paar Monate, zumal die Zerstörung des Landes über das sichtbar Zerbombte hinausgeht, sagt er in seiner Morgenrunde. Plünderungen und Vandalismus erschweren den Wiederaufbau: Du reparierst heute einen Generator und über Nacht werden dort wieder die Elektrokabel geklaut oder zerstört. Die einen klauen aus Not, die anderen zerstören, um das Chaos zu nähren und die Ungeduld und den Widerstand am Leben zu erhalten.

Klagen über die Ungeduld

Die wahre Herkulesaufgabe aber liegt im Aufbau eines politischen Systems. Der 25-köpfige irakische Verwaltungsrat ist ein Versuchsballon und soll die ethnische und religiöse Zersplitterung des Landes bündeln. Doch dort traut keiner dem anderen über den Weg. Das beweist schon die seltsame Lösung, dass, monatlich wechselnd, dem Alphabet folgend, einer als Sprecher fungiert, misstrauisch beobachtet von den anderen. Bis 2004 sollen politische Willensbildung, eine Verfassung, Parteien und Wahlen entstehen. Eine optimistische Schätzung. Es fehlt an allem, nicht nur an Strukturen und entbaathifiziertem Personal, sondern vor allem an Vertrauen - der Iraker untereinander und in die Amerikaner.

Westliche Diplomaten in Bagdad berichten von katastrophalen Zuständen in den improvisierten Verwaltungsstäben. "Alle zwei Wochen trifft du dort neue Gesichter, weil die Mitarbeiter frustriert das Handtuch werfen. Es entsteht keinerlei Kontinuität oder Struktur", sagt eine europäische Botschaftsmitarbeiterin. Die Amerikaner hätten nach dem Proporzprinzip Jobs verteilt. Alle Länder aus der Koalition der Willigen schicken einen Kollegen in das neu eröffnete Außenministerium - schon durch das babylonische Sprachenwirrwarr herrsche das reine Chaos. "Mitarbeiter auf Flur eins, weiß nicht was Mitarbeiter auf Flur zwei macht - und ob da überhaupt einer ist", sagt die Diplomatin. Und kaum einer der CPA-Mitarbeiter spricht arabisch.

Das Öl wird privatisiert

Fast schon paradiesisch sind da für Bremer im Vergleich die Bemühungen beim Wiederaufbau der Wirtschaft. Im Mittelpunkt steht natürlich das Öl. Vor allem internationale Konsortien werden profitieren, die Verhandlungen laufen bereits. "Das, was bereits gefördert wird, was übrig geblieben ist vom Vorkriegsniveau, bleibt in Staatshand", verkündet Thamir Gadhban in Bagdad, der neuer Chef des Ölministeriums von US-Gnaden. Doch alles was darüber hinausgeht, die noch nicht angezapften Reserven, werden privatisiert.

Da geht es nicht um Peanuts. Die Ölproduktion soll von einst knapp zwei Millionen Barrel pro Tag Schritt für Schritt auf acht Millionen hochgeschraubt werden. Ingenieure der US-Army arbeiten Hand in Hand mit den massenhaft angereisten Experten der US-Konzerne, um die Fördertechnik auf den gewinnträchtigen Claims rund um Kirkuk wieder in Gang zu bringen. Sie arbeiten mit irakischen Angestellten - aber abgerechnet wird woanders. Das wichtigste für eine florierende Wirtschaft, heißt es in Bremers Arbeitsstab, ist Stabilität und Sicherheit. Davon ist der Irak noch weit entfernt.


gruß, mick (bekennender alteuropäer)

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