RE:Fussball-News KW31

Es war eine Schau, keine Show BUNDESLIGA I /

Anmerkungen zur neuen Sportschau. Sie war solide, sachlich, wenig revolutionär. Und ein Studio-Gast ist keineswegs ein Muss.

Um das gleich klarzustellen: Der Ball ist immer noch rund, das Tor eckig, und der Schiedsrichter pfeift, wann immer er es für angebracht hält. Die neue Sportschau hat das Fußballspiel nicht verändert. Auch das Sportfernsehen hat durch die Wiederauferstehung des ehemaligen Markenzeichens der ARD keine revolutionäre Neuerung erfahren. Schön aufpoliert, aber nicht sensationell.Solide und sachlich kam sie daher, die moderne Sportschau. Eine gute Schau eben - und keine Show, zu der Sat1 und "ran" die Bundesliga hatten verkommen lassen. Die Reporter ließen die deutsche Sprache unbeschädigt und erwiesen sich eigentlich allesamt als akzeptable Fußballkenner. Die Zusammenschnitte der Spiele waren informativ und schienen das Wesentliche des Geschehens eingefangen zu haben. Mit den meist nichtssagenden Direktgesprächen mit noch atemlosen Akteuren wurde erfreulich sparsam umgegangen. Selbst Waldemar Hartmann verkniff sich das bierselige Herumduzen und war sichtlich beim Abfragen der Trainer Heynckes und Sammer um Aufklärung des jeweiligen Standpunkts bemüht.Im Studio redete sich der verständlicherweise angespannt wirkende Gerhard Delling mit Routine und stechendem Blick durch die Premiere. Warum dabei der massig gewordene Uli Hoeneß massenhaft freundliche Lächler absondern durfte, konnte sich dem Zuschauer nicht so ohne weiteres erschließen. Ob der Bayern-Manager den Wechsel von Beckham nach Madrid für angebracht hält oder nicht, dürfte weder Beckham noch den auf die aktuelle Berichterstattung erpichten Sportfreund interessieren. Den Programm- Punkt Studio-Gast sollten die Schau-Leute noch einmal überdenken.Aber lieber ein Hoeneß als viele immer wieder zum Beifall getriebene Zuschauer, die bei Sat.1 mehr als störend wirkten, genauso wie der ganze Quatsch mit Gewinnspielen und anderem faulen Zauber. Anders als die aus dem Rennen geworfene private Konkurrenz kann die ARD im Schatz der Geschichte graben: Zauberhafte alte Fußball-Filme aus jener Zeit, als die Spieler noch wirklich kurze Hosen trugen und das Schwarz-Weiße in unseren Köpfen die Farbe der Fantasie animierte. Wobei allerdings zu hoffen ist, dass Ernst Huberty nach seiner kurzzeitigen Reaktivierung nun wieder in den verdienten Ruhestand entlassen wird.Mit den Werbeblöcken kann man (und muss man) leben. Besser ein paar Mal T-mobile und das Beste von den Bauern als die Bezahlung der Ware Fußball durch unsere Gebühren. Fußball ist ein Geschäft - auch für öffentlich-rechtliche Sendeanstalten. Alles in allem ein gelungener Auftakt, der mit dem nervenden Vor-Rummel nichts gemein hatte: Das war eine Fußball-Sendung, nicht mehr und nicht weniger. Die Sportschau-Mannschaft hat sich wacker geschlagen. Wie hatte doch der wortgewandte Gerd Gottlob Wolfsburgs kleinen Argentinier D´Alessandro in die Kabine verabschiedet? Erschöpft, aber guten Gewissens verlasse dieser den grünen Rasen, rief der Reporter dem fabelhaften Ballkünstler hinterher.In diesem Sinne sollten Delling und die anderen tief durchatmen und die nächste Sportschau vorbereiten. Thorsten Scharnhorst
03.08.2003

Spots und Spiele

BUNDESLIGA II / Sogar in der Radiosendung "Liga live" nervt inzwischen die Reklame. ZDF-Sportstudio startet allenfalls durchschnittlich.

Der Start der Fußball-Bundesliga rückte nicht nur die Sportschau in den Mittelpunkt des Interesses. Auch woanders rollte der Ball - etwa am Samstagabend im Zweiten. Das "Sportstudio", präsentiert im luftigen Fernsehgarten, geriet zur allenfalls durchschnittlichen Vorstellung. Rudi Cerne wirkte als Moderator unkonzentriert, die Gäste (Schalke-Torwart Frank Rost, Bremens Trainer Thomas Schaaf) fallen nicht unbedingt in die Rubrik "Knaller", freuen durfte man sich, dass Michael Palmes moralinsaure Sportkommentare offenbar Vergangenheit sind.Bei DSF und "Bundesliga pur", bis zur vergangenen Saison die Sonntagsvormittagszusammenfassung für Puristen, die nur Tore sehen wollten, ist die musikalische Verpackung neu. Und man gewinnt den Eindruck, als ob diese Sendung leider noch brutaler durch Werbung zerhackt wird als früher. Da hieß es diesmal: die ein oder andere Tasse Kaffee mehr aus der Küche holen, weil schon wieder Reklame drohte.Ein Kompliment für Sven Pistor bei seiner Premiere als Anchorman der WDR 2-Hörfunksendung "Liga live" am Samstagnachmittag. Kein Gelaber, gute Stimme. Die Halbzeit-Konferenz aller Spiele macht das Erlebnis noch intensiver, die Schlusskonferenz (ab 16.55 Uhr) ist sowieso ein Garant für 20 Minuten Spannung. Nervig nur, das die Hörer mit Werbung für die Sportschau bombardiert wurden. Sogar nach dem Schlusspfiff gab´s nicht das übliche Stück Musik zum Durchschnaufen, sondern die nächste Werbeunterbrechung.Gottlob kann man ja ab 17.20 Uhr auch einen anderen Kanal wählen. (Mi/tos/NRZ)
03.08.2003