"Die Mannschaft ist heiß“ (eintracht-frankfurt.de)
Gespräche habe er geführt, verriet Willi Reimann auf der heutigen Pressekonferenz vor dem Südwest-Derby am morgigen Freitag (19 Uhr) gegen den SV Waldhof Mannheim. Und die Mannschaft wisse, dass sie nach der Niederlage in Mainz alle letzten drei Spiele gewinnen müsse. Der Wille ist da. „Wir wollen unsere theoretische Chancen gegen Waldhof wahren. Dann müssen wir abwarten, wie die anderen spielen“, so der Trainer. Die Vorbereitung auf das Duell mit den vor dem Abstieg stehenden Kurpfälzern war kurz. So kurz, dass unsere Stammspieler gestern nicht trainieren mussten. „Sie hatten einen Pflegetag, sollten sich erholen und Kraft tanken, damit sie morgen Volldampf gehen können“, stellt Reimann klar, dass es gegen Waldhof nur eine einzige Marschroute geben wird: „Wir müssen auf Angriff spielen und schnell in Führung gehen. Deshalb werde ich die Außenpositionen offensiv besetzen, um so über die Flügel zu vielen Tormöglichkeiten zu kommen.“ Heißt wohl: Auf der linken Außenbahn darf Bakary Diakité mit einem Einsatz von Anfang an rechnen und auf rechts bleibt der in Mainz enttäuschende Albert Streit im Team. Denn: „Er hat so viele technische Fähigkeiten, dass er immer für Druck sorgen kann. In Mainz zählte er nicht zu den besseren, doch er hatte an diesem Abend auch einen sehr aggressiven Gegenspieler, der sich zu hundert Prozent nur auf ihn konzentriert hatte.“ Redebedarf bestand in den letzten Tagen auch zwischen Reimann und Oka Nikolov. Denn unsere Nummer eins wurde in den Medien als Hauptschuldiger für die Derby-Niederlage ausgeguckt. „Er sieht das etwas anders“, so sein Coach. „Er hat mir gesagt, dass er den Schuss zum 1:1 zu spät gesehen hat. Beim Eigentor können wir ihm keinen Vorwurf machen. Der Freistoß zum 2:3 war leicht abgefälscht. Sicher wäre es besser gewesen, wenn er ihn etwas weiter zur Seite abgewehrt hätte. Das weiß er auch. Aber er hat schon so viele gute spiele gemacht und Punkte gerettet, dass wir auch mal akzeptieren, dass wir ein Spiel verlieren und r er bei den Gegentoren nicht gut aussieht“, stärkt ihm Reimann den Rücken. Rückendeckung erhoffen sich Mannschaft und Trainer auch von den Fans. „Sie haben uns in Mainz fantastisch unterstützt. Ich denke, auch morgen Abend hat die Mannschaft diese Unterstützung verdient. Wir brauchen unsere Fans jetzt mehr denn je. Die Spieler sind heiß, wollen es sich und ihren Anhängern beweisen.“ Karten für das Südwest-Derby gibt es noch zur genüge an den Tageskassen. Erwartet werden etwa 17.000 Zuschauer.
Und so könnte unsere Eintracht spielen: Nikolov - Bindewald, Tsoumou-Madza, Keller, Wiedener - Streit, Schur, Skela, Diakité (Montero) - Jones, Beierle
Waldhof zu Gast im Waldstadion (sge4ever.de)
Bei dem Versuch, am morgigen Freitag gegen Waldhof Mannheim nach Punkten mit den heute siegreichen Fürthern und mit Mainz gleichzuziehen, bekommt es die Eintracht mit einem Gegner zu tun, der in dieser Saison bisher die wenigsten Treffer erzielen konnte und die meisten Gegentore hinnehmen musste. Dennoch ist der Mannheimer Trainer optimistisch:
"Jetzt fahren wir nach Frankfurt und wollen da etwas holen." äußerte sich Ex-KSC-Trainer Stefan Kuntz über das nach dem 2:1-Erfolg gegen Aachen angeblich gewachsene Selbstvertrauen seiner "Waldhöfer Buben". Der Mannheimer Coach zeigte sich übrigens sehr beeindruckt vom Derby in Mainz am Montag: "Der Besuch hat sich sehr gelohnt." Verzichten muss Kuntz im Waldstadion laut hr-online auf die verletzten Teo Rus, Erol Bekir, Christian Fickert, Frank Schmidt, Rafael Mea Vitali und Sascha Licht. Außerdem wird der Tabellenletzte ohne den vorübergehend wegen Disziplinlosigkeit suspendierten Verteidiger Ifejiagwa antreten.
Bei der Eintracht dürfen die Fans eine offensive Aufstellung erwarten. Vor allem über außen soll Druck gemacht werden, so dass Reimann erwägt, mit drei Stürmern anzutreten. Dafür könnte sich der zuletzt etwas müde wirkende Montero auf der Bank wiederfinden. Dieser ist jedoch Ex-Waldhöfer und möchte es seinen ehemaligen Mitspielern nach seinem Siegtor im Hinspiel sicher auch am Freitag noch einmal beweisen. Reimann warnte vor einer Blamage, geht aber zuversichtlich davon aus, dass das Mainz-Spiel aus den Köpfen der Spieler vertrieben wurde und dass die Einstellung stimmt: "Die Mannschaft ist heiß und will es sich selbst beweisen."
Mögliche Aufstellung:
Nikolov
Bindewald - Tsoumou-Madza - Keller - Wiedener
Streit - Schur - Skela - Diakité (Montero)
Beierle - Jones
Vorschau
Anstoß: Freitag, 09.05.2003 19:00
Statistik: Hinspiel 1:0. Die Eintracht gewann nur eines ihrer letzten sieben Spiele (3:1 gegen Lübeck). Waldhof ist seit 287 Minuten ohne Auswärtstor, holte zuletzt aber ein 0:0 in Duisburg. Bisher im Waldstadion: 1996/97 1:0, im Vorjahr 2:2.
Eintracht Frankfurt
Aufstellung: 1 Nikolov - 13 Bindewald, 23 Tsoumou-Madza, 5 Keller, 4 Wiedener - 19 Streit, 24 Schur, 7 Skela, 6 Montero - 20 Beierle, 11 Jones
Reserve: 30 Menger (Tor), 2 Günther, 3 Bürger, 9 Kryszalowicz, 10 Toppmöller, 12 Vivian, 14 Hengemühle, 16 Branco, 21 Weißenfeldt, 26 Diakité
Es fehlen: keiner
SVW Mannheim
Aufstellung: 1 Nulle - 2 Kowalik, 27 Ratkowski, 22 Beisel - 21 Fall, 15 Kocak, 18 Kaul - 17 Zinnow, 28 Plassnegger, 3 Everaldo - 12 Kern
Reserve: 31 Rechner (Tor), 6 Otto, 8 Hoersen, 11 Ivanov, 23, A. Göhring, 25 Bopp, 34 Mamoum, 36 Asaeda
Es fehlen: 4 Mea Vitali (Schlag aufs Knie), 7 Bekir (muskuläre Probleme), 9 Licht (Sehnenriss), 10 Schmidt (Muskelfaserriss), 13 Fickert (Adduktorenzerrung), 29 Ifejiagwa (für ein Spiel suspendiert), 30 Rus (Aufbautraining nach Innenbandriss im Knie)
Waldhof im Kopf, den Adler im Herz
Mannheims Torhüter Carsten Nulle ist großer Eintracht-Fan / Heute Abend zu Gast im Waldstadion
Von Jürgen Heide (frankfurter-rundschau.de)
MANNHEIM. Carsten Nulle ist ein riesengroßer Eintracht-Fan. Das wäre eigentlich nichts besonderes, wenn der 27-Jährige nicht gleichzeitig Torwart des SV Waldhof Mannheim wäre, jenem Verein, den die Frankfurter heute (19 Uhr) im Waldstadion erwarten. Am Montagabend hat Nulle noch vor dem Fernseher beim Zweitligahit in Mainz "der Eintracht die Daumen gedrückt, aber es hat leider nichts geholfen." Am liebsten wäre Nulle selbst im Stadion am Bruchweg gewesen und hätte in der Frankfurter Fankurve gestanden, "aber ich habe keine Karten mehr bekommen." Seit seinem vierten Lebensjahr, als ihn sein Vater Klaus-Peter, der natürlich auch Eintracht-Anhänger ist, zum ersten Mal mit ins Waldstadion nahm, fiebert Nulle mit den Adlerträgern. "Ich war bei allen großen Spielen dabei", sagt er und zählt sogleich den Uefa-Cup-Sieg 1980 und die Pokalerfolge von 1981 und 1998 auf.
Sieben Jahre lang spielte der aus Sprendlingen stammende Torwart für die Eintracht. Von der C-Jugend bis zur Amateurmannschaft durchlief er alle Teams beim Traditionsclub, wobei er sich in der A-Jugend mit Oka Nikolov zwischen den Pfosten abwechselte, während der heutige Eintracht-Keeper bei den Amateuren die Nase vor hatte. Seit dieser Zeit sind die beiden Schlussmänner gut befreundet und telefonieren wöchentlich.
Dass sein Kumpel nach dem Mainz-Spiel in die Kritik geriet, weil er bei zwei Gegentoren nicht die glücklichste Figur machte, ist auch Nulle nicht entgangen. "Es ist leicht jemand die Schuld zu geben", weiß Nulle aus eigener Erfahrung als Torwart, gibt aber zu, "dass das Spiel für Oka nicht besonders glücklich verlaufen ist."
Wenn er in Mannheim trainingsfrei hat, geht der in Neu-Isenburg wohnende Keeper gerne mit seinem zweieinhalbjährigen Sohn Marvin spazieren. Dass der Kleine von Baggern fasziniert ist, die es auf der Baustelle des Waldstadion hinreichend gibt, kommt dem Papa ganz gelegen, kann er so doch den Eintracht-Profis beim Training zu sehen.
Nachdem er die Frankfurter verlassen hat, ist Nulle über die Stationen Rot-Weiß Walldorf, FV Bad Vilbel, FSV Frankfurt, SG Egelsbach und SV Sandhausen im Sommer 2001 in Mannheim gelandet. Dass er es heute Abend vielleicht aus seiner Verbundenheit zur Eintracht etwas zu locker angehen lässt, brauchen die Waldhof-Fans nicht zu befürchten. "Ich bin Profi. Für mich zählt nur Mannheim, ansonsten hätte ich meinen Beruf verfehlt", sagt Nulle, für den das Duell mit der Eintracht "natürlich ein besonders Spiel ist." Am Saisonende wird Nulle, der Anfragen aus der ersten und zweiten Liga hat, aber bisher noch keine von Eintracht Frankfurt, die Waldhöfer verlassen. Dabei wäre es sein Traum, "noch einmal den Adler auf der Brust zu tragen."
Zunächst will er aber mit den Mannheimern versuchen, "der Eintracht das Leben so schwer wie möglich zu machen", weil Nulle die Hoffnung, mit Waldhof dem Abstieg zu entgehen, noch nicht aufgegeben hat. "Wenn wir die Anfangsphase überstehen, haben wir gute Chancen zu gewinnen", meint er und tippt auf sogar einen 2:1-Sieg der Gäste, über den sich der Profi Nulle freuen, der Fan Nulle ("nächste Woche in Oberhausen drücke ich der Eintracht wieder die Daumen") mit etwas Abstand zum Spiel aber ärgern würde. Doch die Aufstiegschancen der Eintracht seien nach der Niederlage in Mainz ohnehin "nicht mehr allzu rosig".
"Jetzt wollen wir Frankfurt den Aufstieg versauen"
Der Zweitligist Waldhof Mannheim rutscht womöglich bis in die Oberliga durch
Von Wolfgang Brück (Mannheim)
Vergangene Woche wurde in der Geschäftsstelle des SV Waldhof Mannheim eingebrochen. Offenbar wussten die Täter nichts vom Sprichwort, wonach man einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen kann. Zwei Computer wurden hinterher beim wirtschaftlich stark angeschlagenen Letzten der zweiten Fußball-Bundesliga vermisst, die Fan-Artikel blieben indes unberührt. Wenigstens das erstaunt nicht. In Mannheim interessiert das Schicksal des Traditionsvereins nur noch mäßig. Beim 2:1 am Sonntag gegen Aachen, dem ersten Erfolgserlebnis nach sieben sieglosen Spielen, waren nur noch 3400 Zuschauer im Carl-Benz-Stadion.
Wenn Vizepräsident Gerhard Simeth auf einen Spendenaufruf in der Bevölkerung verzichtet, um die noch fehlenden 700 000 Euro für die Regionalliga-Lizenz zusammenzukratzen, ist das nur realistisch. "Bei unserem Image", sagt Simeth, "da lachen die Leute doch nur höhnisch."
Der letzte Rettungsanker ist vielmehr die Stadt Mannheim, die 200 000 Euro an Stadionmiete erlassen soll. Zudem soll Hauptsponsor MVV bewegt werden, doch weiterzumachen, obwohl dessen Vorstandschef Roland Hartung angekündigte, zum Saisonende auszusteigen. "Wir sind doch keine Masochisten", zeigte sich Hartung darüber verärgert, dass die Waldhöfer die von der MVV verordnete Fusion mit dem VfR Mannheim platzen ließen und sich auch ansonsten nicht sehr vorteilhaft darstellten.
Der letzte Knatsch in Mannheim gipfelte darin, dass drei der sechs Mitglieder des erst im November neu gewählten Präsidiums zurücktraten. Das Trio fühlte sich hintergangen, weil hinter seinem Rücken ein Nachfolger für Trainer Walter Pradt gesucht wurde. Ganz unbescheiden fragte Geschäftsführer Dieter Dollmann auch bei den Bundesliga-Trainern Klaus Toppmöller und Wolfgang Wolf an. Erfolg hatte man schließlich immerhin bei einem ehemaligen Europameister. Stefan Kuntz unterschrieb bis Rundenschluss und will sich danach entscheiden, ob er für den Neuaufbau überwiegend mit Spielern von den Oberliga-Amateuren zur Verfügung steht.
Falls der Verein, der in vier Jahren einhundert Jahre alt wird, keine Lizenz für die Regionalliga bekommt, muss er runter in die Oberliga. Zwischenzeitlich war sogar von Insolvenz die Rede. Bei der Nachfolge-Gesellschaft des Vermarkters Sportwelt steht der SV Waldhof mit 6,2 Millionen Euro in der Kreide. Der Konkurs scheint inzwischen abgewendet, der nach 1997 zweite Abstieg aus der zweiten Liga ist indes kaum noch zu verhindern und könnte heute durch eine Niederlage in Frankfurt sogar schon besiegelt werden.
Auch im Waldstadion müssen die Waldhöfer auf eine Reihe von Stammspielern (Teo Rus, Erol Bekir, Christian Fickert, Rafael Mea Vitali, Sascha Licht und Frank Schmidt sind verletzt) verzichten. Zudem wurde Ifejiagwa von Kuntz suspendiert. Der Nigerianer kam wiederholt zu spät zum Training.
Zu spät kam auch die Wende unter dem neuen Trainer. Nach drei Niederlagen unter Kuntz blieben die Waldhöfer zuletzt beim 0:0 in Duisburg und dem 2:1 gegen Aachen zweimal unbesiegt. "Jetzt wollen wir Frankfurt den Aufstieg versauen", sagt Kapitän Robert Ratkowski.
Es wäre wohl der letzte Spaß für geraume Zeit. "Ich sehe keine Perspektive und fürchte, dass Waldhof für lange weg vom Fenster ist", sagt Ehrenspielführer Günter Sebert. Auch DFB-Coach Ulli Stielike, einer von zehn Trainern beim SV Waldhof in den letzten 13 Jahren, hat wenig Hoffnung. Stielike: "In Mannheim waren zu lange Leute am Werk, die keine Ahnung vom Fußball haben."
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