15. Etappe
Die nächste Schlacht am Tourmalet
Rückt Armstrong (M.) im Dreikampf um den Toursieg 2003 langsam in den Hintergrund?
Loudenvielle-Le Louron - Die nächste Pyrenäen-Schlacht steht bevor. Alexandre Vinokourov hat am Sonntag seine Konkurrenten Lance Armstrong und Jan Ullrich herausgefordert.
Nun trennen ihn nur noch drei Sekunden von seinem Ex-Teamkollegen Ullrich. 18 Sekunden Rückstand hat der Kasache auf Armstrong.
Damit ist die Tour de France spannend wie schon lange nicht mehr. Mit der 15. Etappe folgt das nächste Highlight. Das vorletzte Pyrenäen-Teilstück der Jubiläums-Tour stellt das Peloton noch einmal vor eine extreme Herausforderung.
Die 159,5 Kilometer lange Etappe zwischen Bagneres-De-Bigorre nach Luz Ardiden ist zwar der kürzeste der vier Pyrenäen-Abschnitte (Profil), wahrscheinlich aber der schwerste. Sechs Anstiege, dabei Tour-Klassiker Col d'Aspin mit 1489 Meter, der Col du Tourmalet (2114) sowie die dritte und letzte Bergankunft der Tour 2003 auf dem Luz Ardiden (1715) sind zu meistern.
Wichtiger Tag für Armstrong
Für Lance Armstrong wird es ein "ganz wichtiger Tag. Die Bergankunft ist entscheidend und sehr wichtig", erklärte der viermalige Toursieger nach der Ankunft am Sonntag und gab zu: "Der Samstag war für mich ein Krisentag. Nach dem Desaster im Zeitfahren. Heute habe ich mich schon besser gefühlt."
Auch im Lager von Ullrich trat der Bianchi-Teamchef auf die Euphoriebremse. "Jeder hat gesehen, dass Jan gut drauf ist. Aber es kann noch viel passieren", erklärte Bianchi-Teamchef Rudy Pevenage.
"Einer wird an diesem Duell zerbrechen"
Eine gewisse Genugtuung konnte der Belgier dennoch nicht verbergen: "Ullrich ist noch stärker, als man erwarten durfte. Aber das Wichtigste ist, dass er wieder den Mut gefunden hat, zu attackieren. Jan hat keine Angst gezeigt."
Mal sehen, was das Duell der beiden am Tourmalet bringt. "Einer der beiden", glaubt Kletter-Spezialist Richard Virenque, "wird daran zerbrechen."
Vinokourov will weiter attackieren
Alexandre Vinokourov, der Dritte im Bunde, will seine gute Form nutzen, um weiter anzugreifen. Der Telekom-Kapitän hofft: "Vielleicht kann ich ja der lachende Dritte sein, wenn Jan und Lance sich weiter so belauern."
Auch Sport1-Kolumnist Jens Voigt traut "Vino" den großen Coup zu. Allerdings: "Vinokourov bräuchte vor dem Zeitfahren mindestens eine Minute Vorsprung, die er an den nächsten beiden Renntagen rausfahren muss."
"Armstrong und Ullrich beim Zeitfahren im Vorteil"
Das wäre dann am Montag und nach dem Ruhetag, am Mittwoch. Denn vor dem Zeitfahren am Samstag folgen noch zwei Flachetappen, die wieder den Sprintern gehören.
"Beim Zeitfahren sind wieder die Rouleure Armstrong und Ullrich im Vorteil. Denn der Kampf gegen die Uhr findet diesmal auf flacherem Terrain statt. Vinokourov ist bei bergigeren Etappen stärker", erklärt Jens Voigt.
"Bei der Bergankunft müssen alle ihre Karten offen legen"
Bei Kilometer 80 beginnen auf der 15. Tour-Etappe die Höchstschwierigkeiten. Schon der Weg hinauf zum Col d'Aspin ist mit 12,3 km und 6,4 Prozent durchschnittlicher Steigung ein erster harter Prüfstein. Dabei müssen bereits knapp 800 m Höhenunterschied überwunden werden.
Ein Ausscheidungsrennen auf höchstem Niveau wird es danach am berüchtigten Tourmalet sowie dem Schlussanstieg zur Bergankunft in Luz-Ardiden geben. "Bei der Bergankunft müssen alle ihre Karten offen legen. Da kann sich keiner verstecken", erklärt Voigt den Verlauf der Etappe. Auch dem Basken Iban Mayo traut er eine weitere Attacke zu.
Armstrong warnt, ihn zu unterschätzen
Der Tourmalet, mit 2114 Meter der höchste Pyrenäen-Gipfel der diesjährigen Tour, steigt auf 17,1 Kilometer Länge durchschnittlich 7,4 Prozent an. Noch etwas steiler ist es mit 7,6 Prozent am Anstieg zum Ziel. Nach Luz-Ardiden geht es dabei noch einmal 13,4 Kilometer bergauf.
Am übernächsten Tag nach Bayonne - am Dienstag findet der zweite Tour-Ruhetag statt - und am vorletzten Tourtag beim Einzelzeitfahren bieten sich die wahrscheinlich letzten Möglichkeiten, nennenswerte Zeit gutzumachen oder zu verlieren.
Lance Armstrong, dessen "Nimbus der Unbesiegbarkeit bröckelt" (Voigt), bläst noch einmal zur Attacke: "Wenn ich mit Jan wieder mithalten kann, könnte das Zeitfahren die Entscheidung bringen. Die Leute, die mich jetzt schon abschreiben, sollen daran denken, was ich schon geleistet habe!"
Annette Jacobs
Quelle: Sport1.de
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