Trainer Reimann prangert das Chaos bei der Eintracht an
Frankfurt - - Dass sein Freund Volker Sparmann am 1. Juli seine ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG beendete, hat die Arbeit von Trainer Willi Reimann bei Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt weiter erschwert. Denn trotz seines Erfolgs ist der 53-Jährige im Aufsichtsrat nicht unumstritten. Mit Reimann sprach WELT-Mitarbeiter Jürgen Heide.
DIE WELT: Herr Reimann, Weltmeister Thomas Berthold sieht die Eintracht als Abstiegskandidat Nummer eins. Sie auch?
Willi Reimann: Die Bewertungen Außenstehender sind für mich als Praktiker nicht wichtig. Wichtig ist für mich, dass ich weiß, dass wir das Potenzial haben, die Klasse zu halten. Mein Saisonziel ist, mindestens vier Mannschaften hinter uns zu lassen.
DIE WELT: Aber unter Ihren acht Neuen ist kein gestandener Bundesliga-Profi.
Reimann: Das ist für mich nicht wichtig. Wir haben uns am Markt orientiert. Positiv ist, dass wir unser eingespieltes Team erhalten und alle Mannschaftsteile so ergänzt haben, wie es sportlich und finanziell möglich war.
DIE WELT: Warum haben Sie mit Streit, Diakité und Dino Toppmöller drei Talente ziehen lassen?
Reimann: Bei Toppmöller und Diakité haben wir uns aus sportlichen Gründen für andere Spieler entschieden. Streit hat unser Angebot abgelehnt. Mit Markus Neumayr hatten wir einen Nachwuchsspieler, den ich gerne im Kader gehabt hätte. Aber der Verein hat ihn an Manchester United verkauft.
DIE WELT: In der Sommerpause sind Sie mit Aufsichtratsboss Jürgen Neppe aneinander geraten, weil sie gefordert haben, er solle sich aus sportlichen Angelegenheiten heraushalten. Der Aufsichtsratssitzung, zu der Sie kommen sollten, blieben Sie fern. Wird es noch eine Aussprache mit Neppe geben?
Reimann: Dazu sehe ich keine Veranlassung. Ich wurde auch nicht zu der Aufsichtratssitzung zitiert. Dort hat Volker Sparmann unser sportliches Konzept vorgetragen, das der Aufsichtsrat voll mit trägt. Damit ist die Geschichte auch formell erledigt.
DIE WELT: Dieser Meinung sind nicht alle in den Gremien.
Reimann: Sollten wir hier keinen Erstligafußball spielen, könnten die ganzen Gremien nach Hause gehen. Wenn wir in der Landesliga spielen würden, was beinahe im letzten Jahr so gewesen wäre, bräuchte Eintracht Frankfurt keinen Aufsichtsrat. Deshalb sollte man uns, die ein Jahr ganz ruhig gearbeitet haben, wobei Sparmann hervorragende Dienste geleistet hat, die gar nicht hoch genug anzuerkennen sind, weiter arbeiten lassen und die nötige Zeit geben. Noch ist kein Ball gerollt und doch heißt es schon: Der ist gegen den und der gegen den. Was soll denn das alles? Viele haben vergessen, wo Eintracht vor zwölf Monaten war und dass wir fast keine Lizenz bekommen hätten. Jetzt ist man in der Bundesliga und will alles hinterfragen und kaputt reden.
DIE WELT: Bei den Buchmachern gelten Sie als erster Kandidat für eine Entlassung.
Reimann: Bei so etwas frage ich mich, in welcher Gesellschaft wir leben. Aber solche Spielchen sind normal. Ich würde die Liste mit den 18 Namen anders aufstellen.
Artikel erschienen am 7. Jul 2003
1:1 im UI Cup: Wolfsburg wahrt Chance auf die nächste Runde
Dupniza - Der VfL Wolfsburg startete mit einem 1:1 (1:) beim bulgarischen Vertreter Marek Dupniza in den UI-Cup. Die frühe Führung durch den Argentinier Diego Klimowicz (24. Minute) reichte dem Fußball-Bundesligisten im Hinspiel der zweiten Runde nicht zum Sieg, die Bulgaren schafften vor 4000 Zuschauern durch Krum Bibischkow (56.) noch den Ausgleich. "Nach zweiwöchiger Vorbereitung war es nicht ganz einfach, hier aufzutreten", sagte Wolfsburgs Trainer Jürgen Röber, "die Chance auf ein Weiterkommen ist nach wie vor gegeben." Das Rückspiel findet am 12. Juli in Wolfsburg statt. Wolfsburg möchte sich über das Erreichen des UI-Cup-Endspiels noch für den UEFA-Pokal qualifizieren. DW
"Absolut bitter für mich"
Schalkes Pechvogel Jörg Böhme droht ein halbes Jahr Zwangspause - Verdacht auf Kreuzbandriss - heute Athroskopie
von Lars Gartenschläger
Berlin - Unmittelbar nach dem Frühstück am Sonntagmorgen verabschiedeten sich Jörg Böhme und Niels Oude Kamphuis von ihren Kollegen, dann flogen die Spieler des Bundesligisten Schalke 04 aus dem gerade bezogenen Trainingslager in Schwarzenberg im Erzgebirge zurück nach Gelsenkirchen.
Ohne Fremdeinwirkung hatten sie sich am Tag zuvor im Test gegen Zweitliga-Aufsteiger Aue (1:) verletzt. Während Abwehrspieler Oude Kamphuis einen Muskelbündelriss erlitt und wohl drei Wochen ausfällt, droht Nationalspieler Böhme, der sich am vorderen Kreuzband des rechten Knies verletzt hat, eine Pause von bis zu sechs Monaten.
"Möglicherweise ist es ein Riss, vielleicht aber auch nur eine Zerrung", sagte Mannschaftsarzt Dr. Thorsten Rarreck. Eine Athroskopie, die heute in einer Klinik in Castrop-Rauxel durchgeführt wird, soll für Klarheit sorgen.
"Nach einem Zweikampf bin ich mit dem rechten Bein im Rasen hängen geblieben und habe mich gedreht, dann hat es nur noch geknallt", sagte Böhme der WELT. "Ich hoffe, dass es nur eine starke Bänderdehnung und kein Kreuzbandriss ist. Das wäre jetzt absolut bitter für mich."
Denn der 29-Jährige hatte große Pläne, sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Nach einer Saison, in der Böhme weniger durch Tore und Vorlagen für Aufsehen gesorgt hatte, sondern vielmehr durch Eskapaden auf und außerhalb des Platzes für Schlagzeilen gesorgt hatte, wollte das Enfant terrible des FC Schalke 04 unter Trainer Jupp Heynckes einen Neuanfang starten.
"Fakt ist, dass ich die Gelegenheit habe, Trainer Jupp Heynckes zu zeigen, dass ich nicht so bin, wie ich teilweise dargestellt werde", hatte Böhme in der WELT am SONNTAG erklärt. Er sei sich sicher, so der Mittelfeldspieler, dass der Coach das auch schon registriert habe, selbst wenn er erst so kurz bei Schalke sei. "Ich bin fit und ohne Übergewicht aus dem Urlaub gekommen, das beweist eine professionelle Einstellung. Und das ist das, was der Trainer sehen will. Außerdem ist er erfahren genug, sich von jedem Spieler selbst ein Bild zu machen - unabhängig von dem, was über jeden einzelnen von uns so geschrieben wird."
Er selbst habe zuletzt kaum noch Zeitung gelesen. Zu viele Unwahrheiten seien da verbreitet worden, und er sei es Leid gewesen, sich zu permanent zu rechtfertigen. "Aber ich kann es ja sowieso nicht ändern, wenn du einmal in einer Schublade drin bist, kommst du da nicht mehr raus. Es ist ja bei Mario Basler ähnlich mit seiner Trinkerei und Raucherei", sagte Böhme, "da kann ich ja zufrieden sein, dass es bei mir nur um Dinge wie zu spätes Erscheinen beim Training geht." Trotz wochenlanger Querelen mit Rudi Assauer im Frühjahr hatte der Manager seinem Sorgenkind nach mehreren Aussprachen einen neuen Vertrag bis 2006 gegeben.
Die Verletzung ist nun ein herber Rückschlag in dem Bemühen, sich bei Assauer neuen Kredit zu erarbeiten. Auch Böhmes Ambitionen auf eine Rückkehr in die Nationalmannschaft erhalten einen Dämpfer. Denn auch in der DFB-Auswahl hatte es zuletzt Unstimmigkeiten gegeben. So hatte ihn Teamchef Rudi Völler ("Er ist körperlich und geistig nicht in der Lage, uns weiterzuhelfen") vor dem Testspiel gegen Kanada am 1. Juli nach Hause geschickt. Daraufhin wurde bereits spekuliert, ob dies das Ende für Böhme in der Nationalelf bedeute.
"Das war eine Sache in beiderseitigem Einvernehmen. Ich sollte in den Urlaub gehen und mich ausruhen. Mehr war da nicht", sagte Böhme, "ich bin seit zwei Jahren bei der Nationalelf und da von einem Rücktritt zu sprechen, ist doch wohl ein wohl Witz."
Böhme hofft nun, dass das Ergebnis der Diagnose heute seine Pläne nicht durchkreuzt und er von Anfang an mithelfen kann, Schalke unter die ersten fünf der Tabelle zu führen, "denn da gehören wir auf Grund unseres Potenzials hin."
Artikel erschienen am 7. Jul 2003
Erneuter Machtkampf in Kaiserslautern
Steuersumpf: Vorstand Jäggi will gegen Aufsichtsrat Briegel klagen, gerät aber selbst ins Zwielicht - Sforza erstattet Eigenanzeige
von Oliver Trust
Kaiserslautern - Die Machtkämpfe in der Führungsetage des 1. FC Kaiserslautern schienen beendet, doch knapp vier Wochen vor Saisonbeginn erschüttern den Bundesligisten erneut interne Auseinandersetzungen. Im Mittelpunkt diesmal: Vorstandschef Rene C. Jäggi und Aufsichtsrat Hans-Peter Briegel.
Die "Walz aus der Pfalz" soll für eine Unterschrift büßen, die er 1997 als Sportdirektor leistete. Diese gestand im Zuge des Wechsels von Ciriaco Sforza von Inter Mailand nach Kaiserslautern einer Firma im Ausland, die die Persönlichkeitsrechte an Sforza besaß, einen Millionenbetrag zu. Der Vorwurf an Briegel: Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Untreue. Briegel, so FCK-Anwalt Professor Egon Müller in einem Schreiben vom 27. Mai 2003, habe Sforza das "duale Zahlungssystem" empfohlen. Die Finanzbehörden hatten diese Praxis in vielen Fällen als "verdeckte Lohnzahlungen" eingestuft und den FCK zur Nachzahlung von neun Millionen Euro verdonnert. Klub-Boss Jäggi drohte seinem Kontrolleur Briegel: "Wenn sich die Dinge erhärten, gibt es Regressforderungen, auch gegen einen aktuellen Aufsichtsrat."
Sforza erstattete im Zuge der Ermittlungen bereits Selbstanzeige bei den Finanzbehörden und kommt wohl ungeschoren davon, obwohl er kassierte. In einer Ermessensentscheidung wandte sich das Finanzamt wegen der ausstehenden Steuerzahlungen an den FCK. Statt sich nun am Spieler schadlos zu halten, der noch gebraucht wird, will der FCK das Geld von Briegel.
Für Briegel und seinen Anwalt Stefan Motzenbäcker sind Zahlungen für Persönlichkeitsrechte eines Nationalspielers wie Sforza gerechtfertigt. Briegel vermutet, er solle als unbequemer Kopf aus dem Aufsichtsrat geboxt werden. Seit Briegel im Abstiegskampf der vergangenen Saison Trainer Eric Gerets durch Karlheinz Feldkamp ersetzen wollte, ist er in dem Gremium unbeliebt. Motzenbäcker sieht in den Vorwürfen den Versuch der Rufschädigung: "Hier findet eine haltlose Vorverurteilung statt." Auch gegen die Ex-Führung mit Friedrich, Herzog und Wieschemann wird der FCK demnächst Klage einreichen.
Im Zuge der Vergangenheitsbewältigung beim FCK gerät aber auch Jäggi selbst durch einen brisanten Brief seines Anwaltes in Erklärungsnot. Das einst in der Pfalz, vor allem von der Ex-Führung unter Jürgen Friedrich, Gerhard Herzog und Robert Wieschemann favorisierte Zahlungssystem am Fiskus vorbei, taucht in einem Vertragsentwurf für Jäggi auf, den die WELT am SONNTAG exklusiv veröffentlichte. Jäggi unterschrieb aus "geschäftlich ethischen Gründen", wie er selbst sagte, zwar nicht. Zunächst aber machte Jäggis Berater Dr. Markus Bürgin dem FCK in einem Fax vom 23. August 2002 den Vorschlag, Jäggi mittels eines "dualen Entschädigungssystems" zu entlohnen. Neben einem fixen Jahresgehalt (307 200 Euro), sollte eine jährliche "Entschädigung" von 216 000 Euro an die "GRJ Leisure Development Holding AG" in Basel gezahlt werden. Mit dieser Zahlung trete Jäggi "persönliche Markenrechte an den FCK ab und erlaubt ihm damit Werbung zu betreiben", so Bürgin. Genau das Modell also, welches heute als Anklagegrund gegen Profis und Briegel dient. Jäggi hatte den Deal des "dualen Zahlungssystems" für seinen eigenen Vertrag bislang als Vorschlag von Ex-Aufsichtsratsboss Robert Wieschemann hingestellt.
Artikel erschienen am 7. Jul 2003
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