Alle lieben Woronin - darin liegt die Gefahr
Am Dienstag lief das Fass über. Die Nachricht, dass Andrej Woronin in seiner ukrainischen Heimat Platz zwei bei der Wahl zum "Fußballer des Jahres" belegt hatte, sorgte nicht nur für pure Freude in der Zentrale des Klubs in Köln-Sülz. Mit "einem lachenden und einem weinenden Auge" registrierte Sportmanager Andres Rettig das Ergebnis der Abstimmung, "einerseits freut es mich für den Jungen, er sieht seine Leistung bestätigt". Andererseits aber sagt Rettig: "Jetzt wird es zu viel!"
Zu viel der Lobeshymnen auf den Stürmer, der in der vergangenen Saison 20 Tore für Mainz erzielte - in der Zweiten Liga. "Eben", sagt Rettig, "die Zeit war toll für ihn, er hat sich das Lob verdient. Doch er hat diese Leistung noch nicht in der Spitze bestätigen können." Deshalb heißt es nun: Ruhe um Woronin, "der Junge soll arbeiten, Schlagzeilen gab es genug", mahnt Friedhelm Funkel, sein neuer Trainer.
Die Kölner Verantwortlichen sprechen sich allerdings von Kritik in dieser Sache nicht frei. Rettig: "Wir haben in die Hymnen mit eingestimmt und Woronin dadurch nicht nur einen ganz dicken Rucksack umgehängt, sondern den auch noch mit vielen, schweren Steinen gefüllt." Die schlimme Erkenntnis: "Es ist für ihn doch fast überhaupt nicht mehr möglich, diese Vorschusslorbeeren zu bestätigen. So gut kann überhaupt keiner spielen."
Woronin (nach verlängerter Pause wegen der Teilnahme an Länderspielen steigt er heute ins Training ein) soll nun zwar nicht unter Verschluss gehalten werden. Doch der Trainer will darauf achten, "dass er ungestört hier arbeiten kann. Wir werden ihm jegliche Hilfestellung anbieten."
Und nicht nur ihm. Denn was für den umjubelten Woronin (7 BL-Spiele für Mönchengladbach) gilt, gilt auch für andere. Bis auf Schindzielorz und Heinrich kann keiner der Neuzugänge wirklich mit Bundesligaerfahrung prahlen: Wessels (sechs Spiele), Dogan (31, zuletzt sieben Jahre in der Türkei) oder Ebbers (1989/99 zwei Einsätze für Duisburg, ehe ihn Funkel, damals MSV-Coach, zurück in die Zweite Liga nach Wattenscheid schickte) - den Leistungsnachweis müssen sie alle bringen. Ihr Vorteil: Sie können es in Ruhe versuchen, der gute Woronin nicht wirklich.
Salihamidzic: Vertrag noch nicht perfekt
Für Ottmar Hitzfeld begann der Dienst schon am Mittwochnachmittag. Der Trainer des FC Bayern bereitete die Vorbereitung auf die neue Saison vor. Am Donnerstag, 10 Uhr, geht es los. Die Doublegewinner starten in das Jahr 2003/04. Das Plansoll ist klar umrissen: Titel sollen es sein, nationale, auch der internationale in der Champions League.
Beim Spätstart heute wird der Chef nur einen Teil der Belegschaft antreffen. Die deutschen Nationalspieler Ballack, Jeremies, Kahn und Rau haben verlängerten Urlaub bis Sonntag; Kuffour, noch für die ghanaische Nationalelf unterwegs, kehrt am Dienstag zurück; Neuzugang Martin Demichelis kommt zwei Tage später, als neuer argentinischer Meister und ohne jede Pause; Sagnol und Lizarazu, bis vorigen Sonntag für Frankreich aktiv, dürfen noch bis zwei Wochen vor Rundenbeginn ruhen. "Wir kommen etwas unter Druck", sagt Hitzfeld, "die halbe Mannschaft ist nicht da." Denn Robert Kovac, Zickler und Santa Cruz können allenfalls dosiert üben.
Wenigstens meldet sich Hasan Salihamidzic (26) zurück. Nach seinem zweiten Kreuzbandriss Mitte November 2002 und zwei operativen Eingriffen arbeitete er auch jüngst während seines vierwöchigen Urlaubs auf Hawaii tagtäglich, Fitnessstudio und Läufe. Für zehn Tage flog sogar Reha-Coach Oliver Schmidtlein aus Los Angeles ein.
"Ich habe keinerlei Beschwerden", sagt Salihamidzic, "und ich freue mich, dass ich endlich wieder an die Kugel und mit der Mannschaft trainieren darf." Eine Untersuchung am Mittwoch bestätigte seine Eigendiagnose. Nun muss er seine Stammposition zurückholen. "Auf der rechten Seite ist viel passiert", sagt Salihamidzic, die Konkurrenten heißen Scholl, Deisler, Hargreaves, Schweinsteiger oder Feulner. "Es wird ein großer Kampf, es wird interessant."
Fürwahr, doch die Nummer 20 hat sich immer durchgesetzt. Und deswegen haben ihm die Bayern-Bosse eine Vertragsverlängerung angetragen, obwohl er so schwer verletzt war. "Eine tolle Geste des Vereins", sagt der Spieler, das überarbeitete Zahlenwerk sei "der wirtschaftlichen Situation angemessen, man muss nicht übertreiben". Die letzte Einigung steht allerdings noch aus. Die von Uli Hoeneß genannte Ausdehnung der Kooperation bis 2006 "ist noch nicht unterschrieben", so der Spieler, "ein, zwei Punkte sind noch zu klären." Ach ja.
Durchgefallen: Vranjes-Transfer hängt am seidenen Faden
Seit Sonntag rennen sie wieder. Unter Anleitung von Felix Magath und dem wie bereits vor zwei Jahren eigens für das einwöchige Trainingslager engagierten Sportwissenschaftler Dr. Rolf Geese - der erfolgreiche und bei den Profis sehr beliebte Konditionstrainer Werner Leuthard war kürzlich zu Austria Wien gewechselt - trimmen sich die VfB-Spieler derzeit im Sand von Sylt für die neue Saison. "Alles läuft wunderbar", sagt Magath, der heute auch die bisher noch pausierenden Nationalspieler Kuranyi, Hinkel, Meira, Hleb und Amanatidis erstmals zum Training bittet.
Mit dabei auf Sylt ist neben den drei Amateuren Michael Rundio, Felix Luz und Michael Fink auch - Jurica Vranjes. Klarer Fall, werden Sie sagen, hat der VfB doch schon vor einer Woche die Verpflichtung des kroatischen Mittelfeldspielers von Bayer Leverkusen bekannt gegeben. Nur, der ablösefreie Transfer des 23-Jährigen hängt am seidenen Faden: Nach kicker-Informationen ist Vranjes bei der sportmedizinischen Untersuchung vergangene Woche in Stuttgart wegen Nachwirkungen einer Bandscheibenoperation im Winter durchgefallen. Felix Magath nahm seinen Wunschspieler ("Er ist ein Mann von internationalem Format, der sowohl im defensiven Mittelfeld als auch im Abwehrzentrum einsetzbar ist") dennoch zur Probe mit ins Trainingslager, danach will er endgültig über den Kauf entscheiden. Verständliche Vorsicht, ist der VfB doch ein gebranntes Kind: Vor der Saison 1999/2000 wurde der brasilianische Stürmer Didi für drei Jahre verpflichtet, nachdem ein alter Kreuzbandriss im Knie bei einer Untersuchung unentdeckt geblieben war. Didi bestritt zwei Bundesligaspiele für die Schwaben, wurde dann nach Hause geschickt und der VfB hatte schnell mal zwei Millionen Euro in den Sand gesetzt.
Offene Fragen also im Fall Vranjes, alles klar bei Viorel Ganea: Der Top-Joker der vergangenen Saison entschied sich zu Wochenbeginn endgültig gegen das reduzierte Angebot des VfB und unterschrieb einen Dreijahresvertrag beim türkischen Erstligisten Bursaspor. "Ich hätte ihn gern gehalten", sagt Magath. Ob ein Nachfolger für den Rumänen verpflichtet wird, hängt, so der Teammanager, davon ab, "ob noch Geld übrig ist, wenn wir einen Nachfolger für Balakov geholt haben".
Sechs Talente hoffen auf Jupp Heynckes
Der Wahnsinn auf Schalke geht weiter. Für die neue Saison setzte der Verein knapp 41 000 Dauerkarten ab, der Verkauf ist noch nicht abgeschlossen. Und obwohl der Gegner wenig prominent sein wird (Tirana oder Chisinau), gingen für das erste UI-Cup-Heimspiel knapp 54.000 Tickets weg.
Entsprechend enthusiastisch arbeitet Trainer Jupp Heynckes. Trotz des UI-Cup-Stresses orderte er weitere Testspiele, damit sich alle Profis zeigen können. Außer Frank Rost, Christian Poulsen und Ebbe Sand scheint keiner seinen Platz im künftigen 4-4-2-System sicher zu haben, das Heynckes mit zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Viererkette gestalten will.
Bisher baute Heynckes in allen Teams junge Spieler ein, auch auf Schalke möchte er das umsetzen. Der kicker nennt die Kandidaten, die nicht älter sind als 22 Jahre:
Mike Hanke (19, Sturm):
Der Junioren-Nationalspieler gilt als talentiertester deutscher Spieler seines Jahrgangs, rückte vergangene Saison in den Profikader auf. Machte in zehn Bundesligaspielen kein Tor, traf aber bei drei Einsätzen im UEFA-Cup zwei Mal. Kopfballstark, gutes Auge. Heynckes hat ihn im DFB-Dress mehrfach gesehen. Die Konkurrenz mit Mpenza, Agali und Asamoah ist aber gewaltig.
Hamit Altintop (20, Mittelfeld):
Kam für 1,8 Millionen Euro aus Wattenscheid, türkischer Junioren-Nationalspieler. Feiner Techniker, torgefährlich. Muss nach dem Sprung aus der Regionalliga viel lernen, Heynckes kann ihn sich neben Poulsen im Mittelfeld vorstellen.
Eduardo Alcides (18, Abwehr):
Der 1,90 Meter große Verteidiger wurde zunächst für ein Jahr ausgeliehen. Brasilianischer Junioren-Nationalspieler, überragend bei der letzten U-20-Südamerika-Meisterschaft. Gut ausgebildet, guter Charakter, kommt meist ohne Foulspiel aus. Aber: Noch sehr jung.
Filip Trojan (20, Mittelfeld):
Der tschechische Junioren-Nationalspieler ist seit 1999 auf Schalke, kam bisher aber nur zu drei Bundesliga-Einsätzen. Ein Mann für die linke Außenbahn. Gilt als feiner Techniker, kam bisher aber nie an Jörg Böhme vorbei. Starke Konkurrenz durch Kobiaschwili und Seitz.
Sergio Pinto (22, Mittelfeld):
Schaffte unter Teamchef Wilmots den Sprung, kann rechts offensiv und defensiv spielen. Der Portugiese ist seit 1995 auf Schalke, erhielt einen neuen Vertrag bis 2006.
Simon Cziommer (22, Mittelfeld):
Die große Unbekannte im Kader. Kam von Twente Enschede. Assauer: "Er gibt Anlass zu großer Hoffnung." Kann im Mittelfeld überall spielen.
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EINMAL LÖWE, IMMER LÖWE
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