Bergers Analyse: "Gebe Frankfurt keine große Chance"
München - Mit dem SC Freiburg, dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt melden sich drei Traditionsvereine in der Bundesliga zurück.
Doch ist das Trio überhaupt erstligareif? Bei Sport1 analysiert Jörg Berger die Klubs. Er kennt alle drei Vereine sehr gut: Sowohl in Frankfurt als auch in Köln und Freiburg arbeitete er schon als Trainer.
Jörg Berger über den SC Freiburg:
Freiburgs Trainer Volker Finke ist für Berger ein "Phänomen", da er mit Freiburg bereits drei Mal auf- beziehungsweise abgestiegen ist. Berger schätzt die Kontinuität im Verein. "Wo andere nach einem Abstieg in Panik geraten, hat man in Freiburg die Mannschaft zusammen halten können und konzentriert weiter gearbeitet."
Berger schätzt, dass man es in Freiburg versteht, "mit kleinem finaziellen Aufwand maximalen Erfolg einzufahren". Das gilt natürlich in erster Linie für die Mannschaft, wo es laut Berger "nie viele Spielerwechsel gab".
Doch das ist dieses Mal anders. Denn Kobiashvili geht, Ramdane (OGC Nizza) und But (VfL Wolfsburg) pokern noch. Für Berger bedeuten die Abgänge von Kobiashvili und der mögliche von Ramdane "zwei Verluste für den Verein".
Buts potenzieller Weggang wiege hingegen nicht so schwer. Nach Bergers Enschätzung reiche es aber, "wenn noch zwei bis drei gute Spieler hinzukommen, um die Klasse zu halten. Finke hat es immer verstanden, gute Spieler mit wenig finanziellem Aufwand zu verpflichten und diese schnell im Team zu integrieren."
"Mit dem Abstieg nichts zu tun"
Berger ist außerdem sehr vom Freiburger Umfeld angetan. "Da sind nie Querelen und der Trainer kann in Ruhe arbeiten. Ob es die Fußballschule ist oder das neue Stadion, Freiburg ist in vielen Dingen Vorbild. Das erkennen natürlich auch die Fans an. Freiburg hatte in der letzten Saison einen Dauerkartenverkauf von 18000 - und das in der Zweiten Liga."
Berger schätzt weiterhin den "attraktiven Fußball, der in Freiburg gespielt wird". Er sieht aber auch einen Mangel. "Freiburg ist nie mit richtigen Stürmern besetzt, sondern mit torgefährlichen Mittelfeldakteuren. Mit ein oder zwei richtigen Mittelstürmern wäre Freiburg in der Offensive sicherlich gefährlicher. Mit dem Abstieg hat Freiburg aber meiner Meinung nach nichts zu tun", sagte Berger in seinem Fazit.
Jörg Berger über den 1. FC Köln:
Im 1. FC Köln sieht Berger "ein riesiges Potenzial. Köln ist aus der Bundesliga eigentlich nicht weg zu denken". Trainer Friedhelm Funkel hat einen "Durchmarsch" durch die Zweite Liga geschafft, auch wenn die letzten drei Spiele nicht von Erfolg gekrönt waren.
"Man kritisiert nun schon bei Funkel, obwohl man souverän aufgestiegen ist. Da bin ich mal gespannt, wie das Umfeld reagiert, falls es am Anfang der nächsten Saison nicht so laufen sollte, wie man sich das erhofft". Er prophezeit Funkel "ein schweres Arbeiten" und wünscht ihm wenige Niederlagen für den Start in die nächste Runde.
"Das Umfeld ist bereits sensibilisiert"
Köln konnte mit Jörg Heinrich, Mustafa Dogan, Marius Ebbers, Sebastian Schindzielorz, Andrej Woronin und Stefan Wessels namhafte Neuverpflichtungen verzeichnen. "Man muss nun sehen, ob die auch zusammen passen und Funkel eine schlagkräftige Mannschaft formen kann."
"Das Umfeld ist durch die letzten Niederlagen bereits sehr sensibilisiert. Die Mannschaft muss sich schnell finden, damit man in Köln in Ruhe arbeiten kann."
Bergers Prognose ist ob der vielen Variablen daher etwas zurückhaltend. "Die neue Saison kann erfolgreich werden, wenn man einen guten Start erwischt. Ist das nicht der Fall, kann es für Funkel und seine Mannschaft sehr schnell sehr unruhig werden. Das Anspruchsdenken in Köln ist ja allgemein bekannt."
Jörg Berger über Eintracht Frankfurt:
Frankfurt, Aufsteiger in letzter Minute in einem wahren Herzschlagfinale, steht für Berger "im krassen Gegensatz zu Freiburg". "In Frankfurt herrscht eigentlich immer Unruhe."
Als wolle die Eintracht diese Einschätzung untermauern, tragen Trainer Willi Reimann und Aufsichtsratschef Jürgen Neppe derzeit ein Kompetenzgerangel in sportlichen Fragen aus. Die Benennung von Wolfgang Holzhäuser, den man eigentlich von Bayer Leverkusen abwerben wollte, geriet zur Hängepartie - mit negativem Ausgang für die Eintracht.
Trotzdem spricht man in Frankfurt schon wieder vom Uefa-Cup. Der Verein habe viel Potenzial - keine Frage - in einer Stadt wie Frankfurt, die Berger als "Weltstadt mit riesigem Flughafen und Bankenzentrum" bezeichnet. Nur ist man "in den letzten 20 Jahren nie international groß dabei gewesen, da die Trainer und die Führungsetagen ständig gewechselt wurden".
"Jeder Trainer hat es in Frankfurt schwer"
"So viele schlechte Trainer und schlechte Spieler kann es eigentlich gar nicht geben, wie sie in Frankfurt in den letzten Jahren verschlissen wurden. Die Qualität des Gesamtgefüges ist in Frankfurt einfach nicht gegeben. Da reden zu viele Leute rein", schätzt Berger die Lage bei der Eintracht ein. "Es kommt nicht auf das Spielerpersonal, sondern auf die Qualitäten der Vereinsführung an."
In seinen Worten klingt schon fast Mitleid an, wenn er die Arbeit des Trainers Reimann beschreibt und dabei aus eigener Erfahrung spricht.
"Da hat es einfach jeder Trainer schwer. Ich werte bei der Eintracht nicht, ob die neuen Spieler einschlagen oder nicht - ich werte, ob in diesem Verein Ruhe herrscht oder nicht - und das bezweifle ich sehr stark."
"Keine große Chance"
Eintracht Frankfurt ist für Berger ein "Spiegelbild eines Vereins, der keine Perspektive hat, wenn das mit den Affären so weiter geht". Berger: "Ich gebe Frankfurt keine große Chance."
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