Berliner Morgenpost
Eisige Stimmung
Capitals verlieren 3:4 gegen die Lions - Klub beruhigt aufgebrachte Spieler mit neuen Versprechungen
Von Burkhart Pohl
Berlin - Die Stimmung bei den Berlin Capitals wird immer gereizter, aggressiver, die Spieler schäumen vor Wut. Aber sie spielen, notgedrungen. Aber nicht gerade konzentriert. Wie gestern in der 53. Runde der Deutschen Eishockey-Liga, in der die Caps vor 1900 Zuschauern in der Deutschlandhalle - absoluter Minusrekord - gegen die Frankfurt Lions mit 3:4 (0:2, 2:1, 1:1) verloren.
Noch müssen die Caps acht Spiele bis zum 17. März bestreiten, das nächste am Freitag in Nürnberg. Danach steht am Sonntag das mit Spannung erwartete vierte Lokalderby gegen die Eisbären an. Und das droht durch einen Spielerstreik zu einem Fiasko zu werden.
Es sei denn, dass sich nach den vielen falschen Versprechungen bewahrheitet, was der neue Geschäftsführer Thorsten Weck gestern mitteilte: «Rechtsanwalt Müller hat heute den Spielern das komplette Januar-Gehalt sowie den Angestellten eineinhalb Monatsgehälter überwiesen. Der Mannschaft haben wir vor dem Spiel die Zahlungsbelege in die Hand gegeben. Und heute folgen weitere Gelder, unter anderem für die Young Capitals.» Zum Beweis legte Pressesprecher Hans-Peter Harbig seinen Beleg vor, der von der Dresdner Bank beglaubigt war - insgesamt sollen 200 000 Euro geflossen sein. Soweit die üblichen Indizien.
Für Lorenz Funk jr. ist damit das Problem noch längst nicht vom Tisch: «Ja es stimmt, dass die Stimmung so schlecht ist wie ich es noch nie in 16 Profijahren erlebt habe. Und es wiederholt sich, dass Spieler sagen, dass sie nicht antreten wollen. Aber es herrscht keine einheitliche Meinung, einige haben Angst, dass sie durch einen berechtigten Streik Nachteile haben.»
Eines aber erzürnt Funk besonders, nämlich dass der Insolvenzverwalter Wolfgang Kühnel mit der Eröffnung bis zum 17. März warten will. «Am 18. macht er dann den Laden dicht, liquidiert die Caps mangels Masse und wir werden dann um eineinhalb Monatsgelder Gehalt gebracht, denn unsere Verträge laufen bis Ende April. Dagegen werden wir acht Spieler, die den dritten Insolvenzantrag gestellt haben, energisch vorgehen.»
Dass in diesem Fall die Lizenz, über die bereits bei den Gesellschaftern der DEL am 14. März diskutiert wird, weg wäre, dürfte so gut wie sicher sein.
Doch wo seit jetzt gut einem Jahr sehr viel Schatten ist, ständig der Pleitegeier kreist, gibt es immer mal wieder einen scheinbaren Lichtblick. Es soll einmal mehr eine Investorengruppe geben, die die Capitals retten will. Die die Wirtschaftsberater-Gruppe Michael Wulscher beauftragt hat, ihr einen Überblick über die Verbindlichkeiten zu beschaffen. Mehr als dass sich der zur Rettung der Caps notwendige Betrag derzeit um knapp unter 2 Millionen Euro bewegen soll, war bis gestern nicht zu erfahren - der Berater erhielt keine Akteneinsicht.
Da wird wohl - wenn es auch Weck ganz anders sieht - eine weitere Chance vertan, Spitzen-Eishockey in der Deutschlandhalle zu erhalten, das doch eigentlich gesichert schien. Als vor Saisonbeginn durch einen Deal zwischen Caps-Eigner Egon Banghard und Mannheims Chef Dietmar Hopp mit einem Scheck über 10,7 Millionen Mark eitel Sonnenschein herrschte. Dabei hatte sich längst ein Gewitter zusammengezogen.
Da wird das Spiel mit dem Puck immer mehr zur Nebensache, so wie gestern. Ohne den verletzten Ehlers und Torhüter Mezin - der Olympia-Vierte war erst am Vormittag in Berlin eingetroffen - gerieten die Caps durch Tore von Slivchenko (17.), Walker (18.) und Selivanow (26.) mit 0:3 in Rückstand. Erst die Tore von Funk (30.) und Foster (32.) auf Vorarbeit von Öberg, dessen nicht bezahlte Mietmöbel am Vormittag abgeholt werden sollten, weckten die Berliner. Doch nach dem 2:4 (51.) durch Selivanow gelang nur nach der Anschluss durch Tribuncovs (53.).
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