Zeitung: Saddam wollte Nodong-Raketen kaufen
Saddam Hussein hat offenbar noch Anfang 2003 versucht, eine Mittelstreckenrakete aus Nordkorea zu kaufen. Der Handel ist schließlich am Druck der USA auf Pjöngjang gescheitert, berichtet die "Washington Post". Das wäre der erste Beweis dafür, dass der Irak versucht hat, gegen die UN-Resolution 1441 zu verstoßen. Die Auflagen untersagten dem Land, Raketen mit einer Reichweite von über 150 Kilometern zu besitzen. Die nordkoreanischen Nodong-Raketen können 1300 Kilometer entfernte Ziele zu treffen.
Pjöngjang wurde Deal zu heiß
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" war man sich bereits einig. Bagdad hatte zehn Millionen Dollar überwiesen. Dann wurde der Regierung in Nordkorea die Sache aber wohl zu heiß. Irakische Wissenschaftler hatten zuvor berichtet, dass der Irak im Zuge seines Raketenprogramms Teile aus Nordkorea kaufen wollte.
Saddam war sicher, den Krieg zu überleben
Der von den USA festgenommene ehemalige Vize-Premier des Irak, Tarik Aziz, gibt mittlerweile einen tieferen Einblick in rätselhafte Entscheidungen Saddam Husseins. Der irakische Diktator weigerte sich zu Anfang des Krieges, einen Angriff auf die vorrückenden US-Bodentruppen zu führen - er hielt den Vormarsch für eine Finte, berichtet Aziz laut "Washington Post". Das Blatt beruft sich wiederum auf mehrere US-Beamte. Russen und Franzosen hätten Saddam bis zuletzt in Geheimgesprächen versichert, er könne eine Invasion verhindern oder zumindest überstehen.
Zerstreuter und misstrauischer Diktator
Aziz zeichnet in Verhören das Bild eines zu Beginn des Krieges zerstreuten und misstrauischen Diktators, schreibt die Zeitung. Vor allem sei Saddam von den Treffen mit französischen und russischen Unterhändlern in die Irre geführt worden. Diese hätten ihm auch noch Anfang des Jahres versichert, dass sie einen US-geführten Krieg in jedem Fall verhindern würden.
Saddam vertraute Russland und Frankreich
Noch im Krieg hätten sie ihn glauben lassen, einen Waffenstillstand für ihn herauszuholen. Deshalb habe Saddam geglaubt, den Krieg auf jeden Fall unbeschadet überstehen zu können. Azizs Aussagen werfen erneut ein zwiespältiges Licht auf die Geheimverhandlungen der beiden Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats.
Keine Massenvernichtungswaffen
Aziz, der sich am 24. April den US-Behörden gestellt hat, betonte gegenüber den Geheimdiensten, der Irak habe kurz vor dem Krieg keine Massenvernichtungswaffen besessen.
Die Eitelkeit Saddams
Warum hat Saddam dann nicht alle Informationen offen gelegt, wenn er nichts zu verbergen hatte? Warum ließ er die Waffeninspektoren glauben, er verstecke etwas? Aus Eitelkeit und Machtgier, glauben die US-Geheimdienste inzwischen. Verschiedene hochrangige Iraker äußerten laut "Washington Post", Saddam habe Angst gehabt, vor seinen arabischen Nachbarn das Gesicht zu verlieren.
"Minderwertigkeits-Komplex" des Diktators
"Er hatte einen Minderwertigkeits-Komplex", sagte ein Ex-General der Zeitung. "Er wollte, dass die gesamte Region zu ihm als großen Führer aufschaut." Hussein habe bis zu Kriegsbeginn gedacht, die Vereinigten Staaten mit diesem Bluff von einem Angriff abzuschrecken.
Sogar Generäle hereingelegt
Auf Saddams Tricks sind offenbar sogar die eigenen Generäle hereingefallen. US-Beamte berichten von fast wörtlich übereinstimmenden Aussagen der Kommandeure: "Meine Einheit hatte keine Massenvernichtungswaffen, aber die auf meiner rechten oder linken Seite hatte welche." Auf diese Weise habe Saddam Hussein seinen Militärs vorgepiegelt, dass die Armee mit Massenvernichtungswaffen ausgestattet ist.
Jesse Belanger est le meilleur!