Frankfurter Rundschau vom 01.11.2003
Vom Aberglauben kurz gebremst
Frankfurt Lions tun sich gegen die Kölner Haie schwer, gewinnen schließlich aber doch
VON MATTHIAS KITTMANN
Die Serien haben gehalten. Zum einen jene, nach der die Frankfurt Lions in dieser DEL-Saison noch nie zwei Spiele hintereinander verloren haben. Und zum anderen die, nach der Spiele zwischen ihnen und den Kölner Haien dieses Jahr immer 3:2 ausgehen, wenn auch diesmal erst nach Penaltyschießen: Frankfurt - Köln 3:2 (1:1, 0:1, 1:0, 1:0).
FRANKFURT A.M. - 31. OKTOBER - Eishockeyspieler sind bekanntermaßen äußerst abergläubisch, und so mochte die Lions-Akteure vielleicht geschreckt haben, dass Manager Lance Nethery, der für den gesperrten Coach Rich Chernomaz an der Bande aushalf, ganz selten gegen seine ehemaligen Teams als Trainer gewonnen hat. Jedenfalls fanden die Lions nicht wie gewohnt ins Spiel, sie wirkten nicht nur gehemmt, sondern auch unkonzentriert. So fühlte sich nach fünf Minuten keiner so recht für den freiliegenden Puck im eigenen Drittel zuständig, und ausgerechnet der ehemalige Frankfurter Steve Palmer nutzte diesen Moment zu einem leichten Tor. Die Lions kamen zwar ebenfalls zu Chancen, aber sie schien das Schussglück verlassen zu haben. Entweder waren die Schüsse nicht präzise oder der Puck versprang oder die Abpraller landeten beim Gegner. Zudem verstanden es die Kölner sehr geschickt - wie im Übrigen auch schon in den beiden Spielen zuvor gegen Frankfurt -, die Kreise des gefährlichen Lions-Duos Pat Lebeau und Jesse Belanger weitgehend einzuengen. So benötigten die Gastgeber schon ein 4:3-Powerplay, um im ersten Drittel auszugleichen. Jason Young (12.) konnte aus dem Gewühl die Scheibe einschieben.
Erst jetzt lief es besser, doch sowohl Lebeau bei einem Alleingang als auch Mike Harder und David Gosselin scheiterten am Kölner Torhüter Chris Rogles. Aber auch die Haie hatten ihre Chancen bei Kontern, und es waren fast die besseren. Zu Beginn des Mittelabschnitts riss der Faden bei den Lions wieder. Zu kopflos spielten sie den Puck nach vorne und somit der Kölner Defensivtaktik in die Hände. Als die Haie dann auch noch bei einem ihrer wenigen Powerplays das 2:1 (28.) vorlegten, taten sich die Frankfurter noch schwerer. "Wir arbeiten nicht hart genug" ' analysierte der machtlos auf der Tribüne harrende Coach Chernomaz und trommelte pausenlos mit den Fäusten auf die Lehnen der Sitzreihe vor ihm. "Schieß doch, geh mit, geh drauf, warte nicht so lange !" - Chernomaz litt.
In der zweiten Pause muss er in der Kabine- dahin durfte er - wohl so manches Defizit aufgezeigt haben. Jedenfalls machten die Spieler es den Kölnern nun nicht mehr so einfach. Und kamen früh zu einem Erfolgserlebnis. Im x-ten Nachschuss brachte Verteidiger Peter Ratchuk den Puck zum 2.2 (42.) unter. Dann wurde es in der Schlussphase noch einmal richtig hektisch. Gleich zweimal hatten die Lions noch zwei klare Breakchancen, und Chernomaz sprang auf seinem Platz herum wie ein HB-Männchen. "Ich weiß gar nicht, wie Ihr da so ruhig bleiben könnt", sagte er völlig erschöpft zu den vor ihm sitzenden Journalisten. Zumal ihm auch das Penaltyschießen nicht erspart blieb. Dann jubelte er bei Lebeaus Siegtor wie ein Fan im Stehblock.
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