Stevens leitet Hertha-Training - Spekulationen bleiben
Auf einem Nebenplatz trainieren die Reserve-Spieler von Hertha BSC unter Beobachtung von Huub Stevens (M).
Berlin (dpa) - Überraschung bei Hertha BSC: Huub Stevens hat auch am Montagnachmittag das Training geleitet. Unklar blieb zunächst aber, ob der Niederländer möglicherweise doch weiter beim Tabellen-Letzten der Fußball-Bundesliga bleiben darf oder lediglich seine Arbeitskraft anbot.
Stevens fuhr mit dem Auto vorbei an den wartenden Journalisten und arbeitete auf einem abgelegenen Platz mit den Reservisten, die Stammspieler fuhren ebenfalls per Auto zum Lauftraining zum nahe gelegenen Berliner Teufelsberg.
Bis zum Nachmittag gab es keine offizielle Äußerung zum Stand der Dinge. Ein Ende der tagelangen Spekulationen sollten am Montagabend eine Pressekonferenz sowie die anschließende Sitzung des Beteiligungsausschusses bringen. Sollten sich die Berliner von Stevens trennen, stünde dem ursprünglich bis Juni 2005 verpflichteten Trainer eine Abfindung von schätzungsweise einer Million Euro zu. Stevens hatte die Hertha-Mannschaft im Juli 2002 übernommen.
Am Vormittag hatte Hertha BSC den für 14.00 Uhr angesetzten täglichen Medientermin mit Stevens abgesagt, den der 49-Jährige in der Vorsaison eingeführt hatte. Dies wurde als Indiz für eine Trennung gewertet. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon zahlreiche Journalisten am Olympia-Gelände eingefunden, durften es jedoch zunächst nicht betreten und mussten vor einer Schranke an der Zufahrt ausharren. Erst kurz vor Trainingsbeginn wurden die Medienvertreter, darunter auch ein Fernseh-Team aus den Niederlanden, auf den Übungsplatz gelassen.
Bereits im Laufe des Tages sollte im kleinen Kreis über die Trainer-Frage entschieden werden. Dabei sickerte durch, dass schon vor der Sitzung des Beteiligungsausschusses um 18.00 Uhr eine Lösung gefunden und präsentiert werden sollte. Der 15-köpfige Beteiligungsausschuss würde in diesem Fall nur noch informiert werden. Dem höchsten Gremium von Hertha BSC gehören Vertreter von Aufsichtsrat, Präsidium und fünf von der Mitgliederversammlung gewählte Repräsentanten an.
Manager Dieter Hoeneß, der Stevens noch nach dem UEFA-Cup-Aus in Grodzisk verteidigt hatte, war nach dem 1:4 gegen Bayer Leverkusen ins Grübeln gekommen, ob er seinen Wunschkandidaten noch halten kann. »Ich bin kein Fantast und nicht naiv. Dass ich die eine oder andere Option prüfe, ist klar«, sagte Hoeneß dem »Kicker«. Als Interimslösung kamen unter anderem die früheren Hertha-Profis Michael Preetz und Andreas Thom in Frage. »Wir haben die Kraft, eine interne Lösung zu finden«, bestätigte der frühere Hertha-Präsident Wolfgang Holst der dpa diese Möglichkeit.
Die Variante mit Preetz und Thom würde sich auch aus Kostengründen anbieten. Torjäger Preetz war nach dem Ende seiner Karriere vor wenigen Monaten ins Management des Vereins gewechselt. Thom hatte bereits nach der Trennung von Jürgen Röber als damaliger Assistent von Falko Götz im vorigen Jahr ausgeholfen.
Weiteres Ungemach droht Stevens durch das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nachdem ihn Schiedsrichter Markus Merk ihn am Samstag während der Matches gegen Leverkusen von der Trainerbank verwiesen hatte. Der Sonderbericht von Merk ist Stevens zugesandt worden. Der Coach hat nach DFB-Angaben nun bis Mittwoch Zeit, Stellung zu nehmen. Danach entscheidet der DFB- Kontrollausschuss, ob Anklage erhoben wird.
Im Anschluss an die Rote Karte für den Berliner Denis Lapaczinski hatte es vor den Trainerbänken ein Handgemenge zwischen Stevens und dem Leverkusener Ulf Kirsten gegeben. Dabei soll der Coach den früheren Torjäger in den Magen geboxt haben. Stevens selbst hatte nach der Partie erklärt, er sei wegen einer Beleidigung auf die noch nicht fertige Tribüne im Olympiastadion geschickt worden.
20.10.2003 dpa
»Tagesspiegel«: Stevens bleibt Trainer bei Hertha BSC
Berlin (dpa) - Huub Stevens soll nach dem Willen wichtiger Entscheidungsträger Trainer von Fußball-Bundesligist Hertha BSC bleiben. Dies wurde vor der Sitzung des Beteiligungsausschusses bekannt, die um 17.00 Uhr begann. Nach Informationen des Berliner »Tagesspiegel« soll es kein Ultimatum an den Trainer geben.
Stevens habe am Wochenende im Laufe zahlreicher Krisengespräche glaubhaft versichert, dass er den in dieser Saison noch sieglosen Tabellen-Letzten in eine erfolgreichere Zukunft führen könne. Im Gegenzug habe der Trainer erkennen lassen, dass er bei anhaltendem Misserfolg Konsequenzen ziehen werde. Die Mannschaft trage diese Entscheidung mit und stehe hundertprozentig hinter Stevens.
20.10.2003 dpa
HSV-Führung hält noch an Jara fest
Kurt Jara hebt in einem Bundesligaspiel den Ball auf und reicht ihn zum Einwurf weiter.
Kaiserslautern (dpa) - Die Treueschwüre der sportlichen Führung kamen umgehend, doch nach der zweiten deftigen Pleite innerhalb von vier Tagen läuft die Zeit für Kurt Jara als Trainer des Hamburger SV allmählich ab.
»Der missratene Saisonstart und das Aus im UEFA-Pokal sind nicht automatisch dem Trainer anzulasten. Ich gehe davon aus, dass wir mit ihm aus der schweren Phase herauskommen«, erklärte Vorstandschef Bernd Hoffmann nach dem 0:4 beim 1. FC Kaiserslautern. Obwohl der HSV-Boss Jara kein Ultimatum für das nächste Spiel gegen Schalke 04 stellen wollte, dürfte der Österreicher bei einem neuerlichen Misserfolg wohl nicht mehr im Amt zu halten sein.
»Im Moment läuft alles schief«, fluchte Teamchef Bernd Wehmeyer nach dem phasenweise desolaten Auftritt der völlig verunsicherten Mannschaft. Die Fans brachten ihren Unmut mit einem Sitzstreik zum Ausdruck und skandierten lautstark: »Wir haben die Schnauze voll.« Hoffmann wollte sich davon noch nicht beeindrucken lassen. »Ich habe Verständnis für den Unmut der Fans, aber wir lassen uns in unseren Entscheidungen nicht fremd bestimmen. Jara bleibt Trainer, auch wenn die schwierige Phase noch einige Wochen anhalten sollte«, sprach er sich für den Österreicher aus, ruderte wenig später allerdings schon wieder zurück: »Garantien gibt es natürlich keine.«
Jara will die Zeit bis zu seinem persönlichen Schicksalsspiel gegen Schalke 04 für intensive Einzelgespräche nutzen. »Vielleicht sind die Erwartungen der Spieler zu hoch. Wir müssen bissiger zu Werke gehen«, fordert der Coach harte Arbeit statt Schönspielerei. »Er hat unser Vertrauen. Wir haben den Eindruck, dass ihm die Mannschaft noch folgt«, erklärte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer.
Diesen Eindruck konnten die Hamburger Profis jedoch auf dem Betzenberg nicht bestätigen. Anders als die »Roten Teufel«, die mit dem höchsten Saisonsieg durch die Tore von Lucien Mettomo (37.), Miroslav Klose (62./Foulelfmeter, 75.) und Christian Timm (74.) ein klares Votum für ihren Trainer abgaben. »Falls jemand daran gezweifelt hatte, ob ich die Spieler noch erreiche, hat die Mannschaft eine deutliche Antwort darauf gegeben«, sagte ein zufriedener Erik Gerets, der vor der Partie wie Jara schwer unter Druck stand.
Allerdings stand den Lauterern auch das Glück zur Seite, als Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich (Berlin) ein Handspiel von Torhüter Tim Wiese außerhalb des Strafraums nicht mit Rot ahndete. »Wir wurden in den entscheidenden Szenen vom Schiedsrichter benachteiligt«, beschwerte sich Jara, »aber es ist müßig, darüber zu lamentieren. Wir haben die entscheidenden Duelle verloren und waren in der Abwehr nicht so gefestigt.«
20.10.2003 dpa