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Armutsbericht der Uno
"Jahrzehnt der Verzweiflung"
Die Vereinten Nationen haben eine neue Studie der über die weltweite Entwicklung von Armut und Reichtum veröffentlicht. Nach Ansicht der Uno geht es großen Teilen der Weltbevölkerung schlechter als noch vor einem Jahrzehnt - dafür machen die Forscher vor allem IWF und Weltbank verantwortlich.
Genf - Wenn das Ziel einer Halbierung der Armut bis zum Jahr 2015 noch erreicht werden solle, seien radikale Änderungen der Programme von Internationale Währungsfonds (IWF) und Weltbank erforderlich, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht zum Stand der globalen Entwicklung, dem Human Development Report 2003. Die Studie wird vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) herausgegeben.
Die Verfasser des Berichts üben harsche Kritik an den beiden Finanzorganisationen. Der IWF und die Weltbank sollten die reichen Staaten zu verstärkter Hilfe drängen, anstatt die Regierungen der Entwicklungsländer zu Kürzungen der Staatsausgaben zu zwingen.
"Der IWF und die Weltbank sollten nicht länger diese Obergrenzen für Ausgaben festlegen", sagte UNDP-Verwalter Mark Malloch-Brown. Er sprach sich für einen "Guerilla-Angriff" auf den Washingtoner Konsens aus, in dem die Grundprinzipien für die Entwicklungsprogramme der Weltfinanzorganisationen verankert sind: Ausgabenkontrolle, Steuerreform, Privatisierung und Liberalisierung des Außenhandels. Die Zeit, in der diese Grundsätze ihren Sinn gehabt hätten, sei überholt.
Der Bericht wendet sich gegen die weit verbreitete Auffassung, dass es allen Ländern allmählich besser gehe. So sei die Bevölkerung in 54 Ländern ärmer als im Jahr 1990, heißt es in dem 367-seitigen Bericht. In 34 Ländern sei die durchschnittliche Lebenserwartung gesunken - vor allem unter dem Einfluss von Aids. Und in 21 Ländern habe der Anteil der Hungernden an der Gesamtbevölkerung zugenommen.
"Für viele Länder waren die neunziger Jahre ein Jahrzehnt der Verzweiflung", bilanziert das UNDP. Halte die gegenwärtige Entwicklung an, dann gebe es kaum noch eine Chance, die im Jahr 2000 beschlossenen Millenniumsziele zu erreichen - die Halbierung der Armut bis 2015 und Fortschritte in der Bildung, in der sanitären Versorgung und im Gesundheitswesen.
Der Bericht führt das Beispiel des südostafrikanischen Staates Malawi an, der eine Politik im Sinne des IWF verfolgt, aber dennoch keine spürbaren Fortschritte im Kampf gegen die Armut erzielt hat. "Malawi braucht einen weit größeren Beistand von Geberländern - wie viele andere Länder unter ähnlichen Bedingungen", heißt es in dem Bericht. Eine Strategie, die sich allein auf Marktkräfte und verstärkten Handel verlasse, führe nicht zum Erfolg. Um die Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum zu schaffen, seien staatliche Eingriffe erforderlich, sagte die Chefautorin des Berichts, Sakiko Fukuda-Parr.
Der Bericht enthält wieder einen "Human Development Index", der 175 Länder nach durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen, Lebenserwartung und Bildungsgrad bewertet. Zum dritten Mal in Folge wird diese Liste von Norwegen angeführt, gefolgt von Island und Schweden. Die Vereinigten Staaten fielen um einen Platz auf den siebten Rang zurück, überholten aber erstmals Kanada, das im Jahr 2000 noch auf dem ersten Platz lag. Die Schweiz belegt den zehnten Rang, Deutschland liegt hinter Luxemburg, Österreich und Frankreich auf Platz 18. Die untersten 25 Ränge werden von afrikanischen Staaten südlich der Sahara eingenommen, mit Sierra Leone auf dem letzten Platz.
Ranking
Die ärmsten und die reichsten Länder
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht jedes Jahr seinen Weltentwicklungsbericht, den Human Development Report. Hier finden Sie das komplette Ranking.
Die Rangliste von 175 Ländern basiert auf dem so genannten Weltentwicklungsindex (Human Development Index). Dieser errechnet sich aus durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen, Lebenserwartung und Bildungsgrad ermittelt wurde.
1. Norwegen
2. Island
3. Schweden
4. Australien
5. Niederlande
6. Belgien
7. USA
8. Kanada
9. Japan
10. Schweiz
11. Dänemark
12. Irland
13. Großbritannien
14. Finnland
15. Luxemburg
16. Österreich
17. Frankreich
18. Deutschland
19. Spanien
20. Neuseeland
21. Italien
22. Israel
23. Portugal
24. Griechenland
25. Zypern
26. Hongkong
27. Barbados
28. Singapur
29. Slowenien
30. Südkorea
31. Brunei
32. Tschechien
33. Malta
34. Argentinien
35. Polen
36. Seychellen
37. Bahrain
38. Ungarn
39. Slowakei
40. Uruguay
41. Estland
42. Costa Rica
43. Chile
44. Katar
45. Litauen
46. Kuwait
47. Kroatien
48. Vereinigte Arabische Emirate
49. Bahamas
50. Lettland
51. St. Kitts und Nevis
52. Kuba
53. Weißrussland
54. Trinidad und Tobago
55. Mexiko
56. Antigua und Barbuda
57. Bulgarien
58. Malaysia
59. Panama
60. Mazedonien
61. Libyen
62. Mauritius
63. Russland
64. Kolumbien
65. Brasilien
66. Bosnien-Herzegowina
67. Belize
68. Dominica
69. Venezuela
70. Westsamoa
71. Saint Lucia
72. Rumänien
73. Saudi-Arabien
74. Thailand
75. Ukraine
76. Kasachstan
77. Surinam
78. Jamaika
79. Oman
80. St. Vincent und die Grenadinen
81. Fidschi
82. Peru
83. Libanon
84. Paraguay
85. Philippinen
86. Malediven
87. Turkmenien
88. Georgien
89. Aserbaidschan
90. Jordanien
91. Tunesien
92. Guyana
93. Grenada
94. Dominikanische Republik
95. Albanien
96. Türkei
97. Ecuador
98. Palästinensische Autonomiegebiete
99. Sri Lanka
100. Armenien
101. Usbekistan
102. Kirgisien
103. Kap Verde
104. China
105. El Salvador
106. Iran
107. Algerien
108. Moldawien
109. Vietnam
110. Syrien
111. Südafrika
112. Indonesien
113. Tadschikistan
114. Bolivien
115. Honduras
116. Äquatorial-Guinea
117. Mongolei
118. Gabun
119. Guatemala
120. Ägypten
121. Nicaragua
122. Sao Tome und Principe
123. Salomonen
124. Namibia
125. Botsuana
126. Morokko
127. Indien
128. Vanuatu
129. Ghana
130. Kambodscha
131. Birma
132. Papua-Neuguinea
133. Swasiland
134. Komoren
135. Laos
136. Bhutan
137. Lesotho
138. Sudan
139. Bangladesch
140. Kongo (Brazzaville)
141. Togo
142. Kamerun
143. Nepal
144. Pakistan
145. Simbabwe
146. Kenia
147. Uganda
148. Jemen
149. Madagaskar
150. Haiti
151. Gambia
152. Nigeria
153. Dschibuti
154. Mauretanien
155. Eritrea
156. Senegal
157. Guinea
158. Ruanda
159. Benin
160. Tansania
161. Elfenbeinküste
162. Malawi
163. Sambia
164. Angola
165. Tschad
166. Guinea-Biss
au 167. Kongo (Kinshasa)
168. Zentralafrikanische Republik
169. Äthiopien
170. Mosambik
171. Burundi
172. Mali
173. Burkina Faso
174. Niger
175. Sierra Leone
gruß, mick (bekennender alteuropäer)