(Quelle: Eintracht Forum, geschrieben von einem Offenbacher adressiert an den HR)
Unglaublich!!!
Derby Kickers Offenbach – Eintracht Frankfurt
Sehr geehrter Herr Reitze,
wäre der Hessische Rundfunk eine Aktiengesellschaft, ich würde ihnen heute als Ihr Anteilseigner schreiben. Der Hessische Rundfunk (HR) ist in dieser Beziehung leider "nur" eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Leider gibt es auch keine Hauptversammlung, wo Beschlüsse der Anteilseig-ner über Firmenpolitik oder Wahl/Abwahl von Gremien beschlossen werden. Ich schreibe Ihnen, sind Sie doch als Intendant so etwas wie der "Vorstandsvorsitzende" des HR's und Hauptverantwortliche für das wirtschaftliche und inhaltliche Handeln. Hier bin ich leider nur ein "stimmrechtsloser" Gebührenzahler, der mit seiner "Zwangsabgabe" völlig hilflos mit ansehen muß, wie nach guter osteuropäischen Sowjetmanie das Geld einfach einkassiert und ungefragt ausgegeben wird.
Jüngstes Beispiel dieses Obrigkeitsverhaltens sind Ihre Äußerungen in Verbindung zu einer möglichen Live-Übertragung des oben genannten Fußballspiels. Ich darf Passagen dazu noch mal kurz wiederholen:
"…Der HR kann die finanziellen Bedingungen… nicht erfüllen….Der Aufwand (€ 600.000,-) würde rund zwei Drittel der gesamten Produktionskosten der Sportredaktion verschlin-gen…..."
Hierzu läßt sich Folgendes sagen: Der HR hatte hier eine einmalige Gelegenheit, eine Sportveranstaltung zu übertragen, die eine Einschaltquote erreicht hätte, die mit Sicherheit in der Geschichte des HR zu den höchsten zu zählen wäre, ganz unabhängig, ob das Spiel um 11:00, 17:00 oder um 23:00 Uhr stattfinden würde. Der erwähnte Aufwand (Hat sich der DFB/SportA wirklich zu kompromißlos gezeigt, immerhin wären das zusätzliche Einnahmen für den DFB gewesen???) wäre ja nicht der tatsächliche Aufwand für den HR gewesen, würde er doch durch das Einspielen von Bandenwerbung etc. erheblich verringert. Einen Gewinn allerdings würde der HR dadurch nicht erzielen, da das Spiel zu einer sponsorenunfreundlichen Zeit (11:00 Uhr) stattfinden würde.
Seit wann, Herr Reitze, achtet aber der HR darauf, daß jede Produktion des HR kostendeckend arbeitet? Wenn man zu jeder Uhrzeit das Programm des HR von Sendungen über Katzen-krankheiten oder Berichte des Hasenzuchtvereins etc. "durchzapt", dann habe ich meine Zweifel, ob die jeweiligen Sendungen a) eine hohe Einschaltquote – sprich eine journalistische Werthaltigkeit - genießen und ob sie dementsprechend wirtschaftlich sind. Bei diesem Derby sind sich alle Fachleute einig, daß die Einschaltquote speziell in Hessen, im Besonderen im Rhein-Main-Gebiet Werte annimmt, die der HR noch nie gesehen hatte.
Weiter haben Sie sich folgend geäußert: "……und andere Vorhaben wie die regelmäßige Berichterstattung über die Bundesligaspiele von Eintracht Frankfurt unmöglich machen."
Das, Herr Reitze, ist der Gipfel, der an Dreisthafigkeit kaum zu überbieten ist. Sie haben als öffentlich-rechtliche Anstalt die Pflicht gegenüber den hessischen Gebührenzahlern, die Bewohner journalistisch in kompetenter Art und Weise zu informieren. Dies sollte nach dem Gebot der strengen NEUTRALITÄT und UNBHÄNGIGKEIT geschehen, sind Sie im Gegensatz zu privaten Medienhäusern – ich wiederhole mich – eine ÖFFENTLICH-RECHTLICHE ANSTALT. In einer unerträglichen Art und Weise gaben Sie vor ein paar Wochen bekannt, daß der HR seit Neuesten der Medienpartner der Frankfurter Eintracht sind. Was sollen eigentlich andere Sport-vereine über diesen Schritt denken, die nicht "Partner" von Ihnen sind, trotzdem in Ihrer Sportart erfolgreich sind. Was halten Sie eigentlich von dem journalistischen Ehrenkodex, unabhängig und unparteiisch zu recherchieren? Wohl relativ wenig, denn vor wenigen Jahren ist im Radsport die ARD eine "Partnerschaft" mit dem Team Telekom eingegangen, was genauso unsäglich war. Was soll eigentlich das Team Gerolsteiner dazu sagen??? Hier möchte ich Sie auf ein Artikel der UNABHÄNGIGEN FAZ (Sonntagszeitung) vom 27.07. und den Kommentar der heutigen FAZ (30.07.) im Regionalteil verweisen, die eingehend auf diese Problematik eingeht. Überschriften u.a.: "Der volkseigene Betrieb Eintracht Frankfurt". Sie spielen nach DDR-Muster jetzt wohl das "Propagandaorgan" in dieser kommunalen monokausalen Subventionspolitik. Frau Roth und Herr Sparmann haben hier offensichtlich ganze Arbeit geleistet.
Sie äußern sich weiter: "….Solche hohen Kosten seien gegenüber dem Gebührenzahler nicht zu verantworten."
Dieser Satz wäre für mich ganz amüsant, wenn es nicht so traurig wäre. Es erinnert eher an einen öffentlich-rechtlichen Schildbürgerstreich, gibt doch der HR für Sendungen über bspw. entlaufende Hunde und Katzenpflege, etc. Gelder aus, die nur eine verschwindend kleine Minderheit interessiert, Sie gleichzeitig eine wöchentliche Sendung für die Eintracht produzieren, um - überspitzt ausgedrückt - vielleicht über das Alkoholproblem des Rasenmähers im Walsstadion zu berichten. Bei dem Derby, auf das halb Hessen seit 19 Jahren wartet, erheben Sie plötzlich den Finger mit dem Hinweis auf die hessischen Gebührenzahler. Haben Sie diese mal gefragt? Gab es eine Umfrage? Oder woher nehmen Sie auf einmal diese aufkommende Fürsorgepflicht gegenüber den Gebührenzahler?
Als ob dies alles nicht schon reicht, sagen Sie weiter: "….Zudem sei der geplante Termin am 31. August um 11:00 Uhr den Fans nur schwer zuzumuten gewesen."
Das ist eine Aussage, die man leider nur noch mit einer obrigkeitsdenkenden Arroganz bezeichnen kann. Wie können Sie entscheiden, was Anhängern von beiden Vereinen zuzumuten ist. Die einzige Zumutung ist, daß der HR es nicht geschafft hat, dieses Spiel, wie oder wann auch immer zu übertragen. Es ist ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, daß die ARD das Erstrecht für die Übertragung eines DFB-Pokalspieles hatte, Sie als "Vertreter" des Derbys sich gegenüber dem NDR oder MDR nicht durchsetzen konnten, ganz egal, ob das Spiel im Hellen oder Dunkeln ablaufen wird, dafür hätte man bestimmt Lösungen wie Ausweichtermine kreieren können. Die zweite Chance, das Spiel zu übertragen, haben Sie jetzt auch verpaßt, was ein peinlicher Vorgang ist.
Es bleibt festzuhalten:
Sie als Intendant sind für wirtschaftliche und redaktionelle Vorgänge hauptverantwortlich, der HR hat die Hauptaufgabe, die hessischen Bürger innerhalb der wirtschaftlichen Rahmendaten allumfassend, unabhängig, kompetent und konkurrenzfähig zu informieren. Welche dieser Ziele wurden bei dem Thema Eintracht Frankfurt/Derby erreicht:
Wirtschaftlichkeit:
Das Derby wäre ein Zuschußgeschäft für den HR, aber durch ent-sprechende Sponsoreinnahmen limitiert, andere Produktionen haben bestimmt sehr viel schlechtere Wirtschaftlichkeitsfaktoren (wie sehen diese z.B. beim Thema Medienpartnerschaft Eintracht Frankfurt aus; übrigens schaden sie durch obigen Vorgang auch Ihren Partner mit einem Betrag von ca. € 240.000)
Unabhängigkeit:
Durch die "Partnerschaft" mit Eintracht Frankfurt, die bestimmt einen sechsstelligen Betrag den Gebührenzahler kostet, ist jede Diskussion um eine journalistische Unabhängigkeit hinfällig.
Kompetenz:
Um bei der Sportberichterstattung zu bleiben: Wer sich in den letzten Wochen den "Sportkalender" anschaut, bemerkt, das zum einen neben dem geplanten Eintracht-Format der Sportkalender zu einem "Eintracht-Kalender" mutiert, daß jetzt aber – wie die FAZ richtig bemerkt – auch noch unschuldige junge Damen als "Miss Hessensport" herhalten müssen, um die Quote zu halten, zeugt davon, daß es um die Sportredaktion sehr schlecht bestellt sein müßte.
Konkurrenzfähigkeit:
Der kleine PRIVAT-Sender FFH hat, obwohl der HR sich auf der gan-zen Hörfunk-Frequenz mit Kanälen HR1-4, etc. ausgebreitet hat, sich als Marktführer gegenüber HR3 etabliert, von SWR in Hessen ganz zu schweigen. Sie sollten mal hinterfragen, wie so etwas möglich ist trotz der ungleichen Voraussetzungen. Leider sind Sie, was Fernsehen betrifft, Quasi-Monopolist, was sich entsprechend auch auf die Inhalte niederschlägt. Obiger Fall zeigt das schonungslos.
Herr Reitze, ich als hessischer Gebührenzahler ohne Mitspracherecht fühle mich schlichtweg schlecht behandelt, muß ich doch meine "Zwangsabgabe" ob ich will oder nicht, "errichten". Mit Ihren Äußerungen zu der Live-Übertragung zeigen Sie jedoch, daß das Wohlergehen oder Wünsche der hessischen Gebührenzahler Ihnen völlig gleichgültig ist.
Zum Schluß. Sie sollten jeden Morgen, wenn Sie durch den Eingang Ihrer "Anstalt" gehen, immer auf das Firmenschild schauen. Dort steht immer noch: HESSISCHER Rundfunk und nicht FRANKFURTER Rundfunk.
Mit freundlichen Grüßen
______________________________________________________________________________________
Der Tempel des Fussballs wird gebaut und ich bin Zeuge