DFB dementiert Invasion deutscher Hooligans
06. Jun 12:46
Beim DFB erwartet man in Glasgow ein friedliches Fußballfest
Schottische Medien melden bevorstehende Krawalle zwischen deutschen, schottischen und englischen Hooligans vor dem EM-Qualifikationssspiel. Der DFB glaubt nicht daran.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Meldungen schottischer Medien dementiert, wonach Krawalle zwischen deutschen, schottischen und englischen Hooligans beim EM-Qualifikationssspiel zwischen Schottland und Deutschland am Samstag in Glasgow (16.00 Uhr MESZ/Live in der ARD) bevorstehen würden.
«Das ist Blödsinn. Solche Meldungen entbehren jeglicher Grundlage«, reagierte DFB-Vizepräsident und -Sicherheitsexperte Alfred Sengle mit Unverständnis auf Schlagzeilen in diversen schottischen Boulevardzeitungen.
Daily Record: «Deutsche Killer-Faschisten» im Anmarsch
Der «Daily Record» hatte am Freitag unter Berufung auf schottische Sicherheitskräfte berichtet, dass in Glasgow eine Invasion «deutscher Killer-Faschisten» anstehe. Mindestens 600 deutsche Hooligans würden in Glasgow erwartet, um sich mit Krawallmachern aus England und Schottland zu duellieren und ein «Blutbad» anzurichten.
«Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Zum einen gibt es in Schottland keine Hooligan-Szene, zum anderen liegen uns für solche Spekulationen keinerlei Hinweise vor», sagte Sengle, der ständig Kontakt zu den schottischen Sicherheitsbehörden hat.
Insgesamt werden auf der Insel am Samstag 6500 deutsche Fans erwartet, die erst nach der üblichen bei Auslandspielen üblichen Überprüfung ihre Tickets erhalten haben. «Natürlich kann man nie ganz ausschließen, dass sich der ein oder andere mal unter Alkoholeinfluss schlecht benimmt, aber die Sicherheitskräfte sind für solche Fälle gerüstet», sagte Sengle am Freitag. (nz)
http://www.netzeitung.de/servlets/page?s...580&item=242555
Von Versprechen und Versprechern
FUSSBALL / Das ewige Problem des Berti Vogts mit den Medien. Auch in Schottland wird der Trainer in Frage gestellt.
DUMBARTON. Der große Versammlungsraum in diesem flachen Klinkerbau ist blassgelb gestrichen. Ein paar Meter weiter steht ein traumhaftes Schloss, davor liegt sattgrüner Rasen, und das Flüsschen Clyde fließt vorbei. Es ist wunderschön, und die Journalisten, die hierher in den "Rock Bowling Club" nach Dumbarton gekommen sind, nippen Tee oder Kaffee - bis Berti Vogts in die Idylle platzt.
Der kleine Deutsche und das große Durcheinander
"The little German", nennen ihn die Zeitungen hier, und als der kleine Deutsche da ist, dauert es nur Sekunden, bis die Ruhe zum Durcheinander wird. Ein Sprecher des schottischen Verbandes muss sich erheben und mitteilen, dass alle deutschen Reporter sofort den Raum zu verlassen haben. Erst eine Pressekonferenz allein für Schotten, dann noch eine zweite mit den Deutschen soll es geben, weil der Trainer, so muss man vermuten, nicht von seinen Landsleuten dabei gefilmt werden wollte, wie er Englisch spricht. Kopfschütteln, Lachen, die Kameraleute hasten raus und buhlen vor den Fenstern, um die besten Plätze, ehe die Vorhänge zugezogen werden. Ätsch.
Doch dann. Von innen ist plötzlich Bertis Stimme zu hören. "Im Moment bin ich nicht klar mit der Presse, aber ich bin sehr klar in meinem Kopf", sagt Vogts in englischer Sprache und lächelt dabei von einem TV-Schirm herunter. Jemand hat in einem Nebenraum einen Fernseher angeschaltet und das Programm "SkySpotsNews" gefunden, das gerade landesweit diese Konferenz ausstrahlt. Live. Verrückte Bilder. Faszinierend grotesk.
Denn jetzt richten deutsche Kameraleute ihre Objektive auf einen TV-Schirm, während die Jungs vom Radio ihre Mikrofone vor die Lautsprecher pressen. Und das Ganze ist auch noch symbolisch. Schließlich steht zwischen Vogts und den Medien nicht nur eine gelbgestrichene Wand, dazwischen liegen Welten. In Deutschland wie in Schottland. Berti Vogts will akzeptiert werden, aber er unternimmt alles, damit das niemand tut. Und auch in Glasgow sind sie immer weniger bereit, es überhaupt zu versuchen.
"Die Deutschen würden Berti zurücknehmen", brüllten gestern die Schlagzeilen, weil DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder höflich eingeräumt hatte, dass eine Rückkehr zum DFB möglich sei. So ist die Stimmung vor dem heutigen EM-Qualifikationsspiel (16 Uhr/ARD), und die Frage, ob er bereits um seinen Job fürchten muss, beantwortet der Coach mit der Bitte, sich diesbezüglich bei seinem Verband zu erkundigen. Das macht er sogar in passablem Englisch, und man überlegt, ob man jemals so gut über sein Deutsch gedacht hat.
Als Berti im Fernsehen um Möhren bat.
Es gab so viele Versprecher, die ihm besser nicht passiert wären. Warum spielt er einen Gärtner im Tatort? Warum steht Berti Vogts vor Kameras und fragt: "Ist das ihr Kaminchen?" Kann sich jemand vorstellen, dass Ottmar Hitzfeld im Fernsehen um Möhren bittet? "Gib dem Kaninchen eine Möhre extra." Das ewige Problem. Der Wunsch nach Anerkennung, und dann diese ungelenken Versuche, die alles kaputt machen. Als er hier anfing, vor 15 Monaten, erlaubte er den Journalisten, ihn "McBerti" zu rufen, und jetzt sitzt McBerti wieder vor ihnen und mutmaßt über die Chancen seines Teams. Sein bester Mann, Barry Ferguson, fällt aus, und Vogts klagt: "Das ist, als müsse Rudi Völler ohne Ballack und Kahn antreten."
Ein plastischer Vergleich, zweifellos. Aber ist er auch sinnvoll, wenn man wochenlang versucht hat, das eigene Team stark zu reden? "Wir werden sehr scotish spielen", versprach Berti. Die Schotten seien Kämpfer. "Wir können Deutschland schlagen, es wird hart, aber wir können es."
Ob seine Kicker daran glauben? Die Zeitung "The Scotsman" meldet jedenfalls Zweifel an. Drei schmale Siege in 15 Versuchen sind nicht dazu angetan, Vertrauen zu stärken. Deshalb erhofft sich das Blatt, dass "wir gegen die Weltmeister im Würstchenmachen nicht wie ein Haufen Metzgerlehrlinge aussehen."
Das Thema Ernährung ist offenbar aktuell. Denn weil Vogts jetzt den Speiseplan überwacht, diskutiert der "Scotsman" ironisch, ob der Niedergang ihres Fußballs auf Toast, Rühreier und gebackene Bohnen zurückzuführen ist? Hat das 0:2 gegen Österreich etwas mit Strudel zu tun, und was bewirkte Walfleisch beim 2:2 gegen Färöer? Soviel Spott, als wenn der "little German" nicht genug Sorgen hätte. David Weir, Dominic Matteo und Craig Burley hatten genug vom Coach und sind zurückgetreten. Andere Nationalspieler meckern immer heftiger.
Irgendwann ist die zweite Pressekonferenz vorbei. Der Trainer wirkt angeschlagen, jetzt steht er auf und geht. Die Wette, dass er heute beide Nationalhymnen mitsingt, stehen auf 5:1. "Flower of Scotland", die schottische Hymne findet er "wunderschön". Er wird sie mindestens mitsummen, und die Kameras werden drauf achten dürfen. Im Hampden Park gibt#1#2s keine Vorhänge, die sich zuziehen ließen. (NRZ)
06.06.2003 ARTUR VOM STEIN
http://www.nrz.de/nrz/nrz.sport.volltext...region=National
ps: Ich dachte die Tucker ist nach Bayreuth und nicht nach Schottland...