Vogts optimistisch: »Chancen gegen Deutschland«
Berti Vogts während einer Pressekonferenz am 1. April.
Köln (dpa) - Optimistisch hat sich Schottlands Fußball- Nationaltrainer Berti Vogts im Hinblick auf seinen nächsten Gegner in der EM-Qualifikation Deutschland geäußert. Das Spiel findet am 7. Juni in Glasgow statt.
Im sport.de-Interview erklärte er: »Wir werden Deutschland 90 schwere Minuten bereiten. Und wir haben durchaus die Chancen zu gewinnen.«
Seine Zuversicht zog der frühere Bundestrainer, der am Sonntag Augenzeuge bei Deutschland-Kanada in Wolfsburg ist, daraus, dass sich die deutsche Elf »auf der Insel und gegen britische Mannschaften immer schwer getan« habe. Vor der WM 2002 hat Deutschland in Wales 0:1 verloren und bei der WM beim 1:1 gegen die Iren große Probleme gehabt«, erinnerte sich Vogts. Sein Team werde »mit Herz und Kampf« nach vorne spielen, angetrieben von 50 000 Fans im Stadion. Wichtigste Voraussetzung für einen Sieg sei, dass seine Spieler »keine individuellen Fehler machen wie zuletzt beim 1:1 im Testspiel gegen Neuseeland«.
30.05.2003 dpa
DFB-Pokal: Bayern kann nur verlieren, FCK alles gewinnen
Die Spieler des Fc Bayern präsentieren vor dem Abflug zum Pokal-Finale in Berlin die Meisterschale.
Berlin (dpa) - Das gemeinsame Ziel der Finalisten ist der »Pott«, aber die Rollen sind total verschieden: Favorit Bayern München kann im 60. DFB-Pokal-Finale in Berlin eigentlich nur verlieren, Außenseiter 1. FC Kaiserslautern dagegen nach einer wahren Horror-Saison alles gewinnen.
»Es ist das einzige Finale, dass wir in dieser Saison spielen dürfen. Wenn wir gewinnen und das Double holen, hätten wir doch noch eine großartige Saison gespielt«, erklärte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge den elften Pokalsieg zur Pflichtaufgabe für den Meister.
Bei den »Roten Teufeln« herrscht nach dem geglückten sportlichen und finanziellen Überlebenskampf in der Fußball-Bundesliga und der bereits mit der Final-Teilnahme gesicherten UEFA-Cup-Teilnahme statt Druck pure Vorfreude. »Wir sind nicht in Berlin, um zu shoppen und eine Armani-Hose zu kaufen. Wir wollen den Pokal gewinnen. Meine Spieler werden sterben wollen für dieses Ziel«, sagte Trainer Erik Gerets pathetisch. Insgeheim aber plagen den Belgier Bedenken, ob seine »müden Spieler« noch einmal die nötige Spannung und Energie aufbieten können, um eine verkorkste Saison triumphal zu beenden.
Eine große Schwächung ist zudem der Ausfall von Ciriaco Sforza, der nach einem gescheiterten Härtetest beim Training eine Final-Teilnahme kategorisch ausschloss. »Wir haben keinen Spieler, der wie Sforza lautstark organisiert«, stöhnte Gerets, dem die Lauterer Fans im Falle eines dritten Pokalsieges nach 1990 und 1996 wohl schon nach wenigen Monaten im Amt ein Denkmal errichten würden. Für Sforza könnte Markus Anfang im Mittelfeld zum Einsatz kommen. Ein hohes Risiko würde Gerets zudem eingehen, wenn er Kapitän Aleksander Knavs nach neun Wochen Verletzungspause ohne Spielpraxis in der Verteidigung aufbieten würde.
Angesichts des Münchner Luxuskaders nehmen sich die Sorgen von Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld trotz der namhaften Ausfallliste mit Robert Kovac, Deisler, Santa Cruz, Salihamidzic und Zickler vergleichsweise harmlos aus. »Das einzig Schlechte wäre, wenn Claudio Pizarro ausfällt«, bemerkte Rummenigge, »die anderen Ausfälle kann Hitzfeld kompensieren.« Der Peruaner will jedoch - wie der ebenfalls angeschlagene Brasilianer Ze Roberto (Sprunggelenk) - trotz einer schmerzhaften Innenbanddehnung am Knie im mit 70 500 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion auflaufen. »Ich will unbedingt spielen«, sagte Pizarro, »aber der Trainer entscheidet.« Ohne Pizarro wäre Hitzfeld gezwungen, das bewährte 4-4-2-System aufzugeben. Giovane Elber würde als einzige echte Spitze fungieren, und Mehmet Scholl würde als »hängender Stürmer« agieren, wie Hitzfeld verriet.
Doch egal, wer spielt, an der Ausgangslage ändert sich nichts. »Bayern muss gewinnen, sonst lacht jeder über den Meister«, sagte der Ex-Münchner Mario Basler, der im letzten Spiel vor seinem Wechsel nach Katar um einen Platz in der Lauterer Mannschaft bangen muss. Nur der elfte Pokal-Sieg kann beim FC Bayern nach dem 18. Meister-Titel dafür sorgen, dass die Saison 2002/03 nach dem kläglichen Scheitern in der Champions League doch noch als Erfolgsjahr in die Vereinsgeschichte eingeht. »International und national muss man trennen: Mit dem Double hätten wir etwas Großartiges geschafft«, bemerkte Nationalspieler Jens Jeremies. 150 000 Euro Prämie wären das Double dem Verein pro Spieler als doppelte Titel-Prämie wert, angeblich 50 000 Euro soll jeder Lauterer Profi für einen Pokalgewinn erhalten. 1,5 Millionen Euro Prämie kassieren beide Finalisten vom Deutschen Fußball-Bund.
»Der Pokalsieg ist ein großes Ziel. Auch der FC Bayern hat das Double erst drei Mal geschafft«, erinnerte Hitzfeld an die doppelten Titelgewinne 1969 und 1986 sowie 2000 unter seiner Regie. Der 54-Jährige wäre bei einem Bayern-Sieg der erste Trainer überhaupt, der das Double zwei Mal gewonnen hätte. In der Bundesliga gewann Hitzfeld mit den Bayern beide Spiele gegen die Pfälzer (2:0, 1:0), wobei FCK-Coach Gerets vor allem das 0:2 aus der Hinrunde auf dem heimischen »Betzenberg« in schlechter Erinnerung geblieben ist: »Okay, man kann gegen München verlieren, aber nicht derart schlecht spielen«, sagte der Belgier über seine bislang »bitterste Niederlage« mit dem 1. FC Kaiserslautern.
30.05.2003 dpa
Völler: Abrechnung mit Basler, Abschied von Böhme
Rudi Völler zeigt im Rahmen einer Trainingseinheit in Wolfsburg eine kleine Showeinlage.
Wolfsburg (dpa) - Mit der wohl endgültigen Ausmusterung von Jörg Böhme und einer gnadenlosen Abrechnung mit »Lästermaul« Mario Basler hat Rudi Völler im Quartier der deutschen Fußball- Nationalmannschaft das anstehende Testspiel gegen Kanada völlig in den Hintergrund gedrängt.
Nach nur einer gemeinsamen Nacht in Wolfsburg sortierte der Teamchef den Schalker Jörg Böhme aus seinem Aufgebot für die Partie in der Volkswagenarena und die EM-Qualifikationsspiele in Schottland und Färöer aus - vermutlich ein Abschied für immer.
»Er ist körperlich und geistig nicht in der Lage, uns weiterzuhelfen«, fällte Völler ein vernichtendes Urteil über den 29- jährigen Böhme. Der Mittelfeldspieler, der schon bei der WM unter merkwürdigen Begleiterscheinungen vorzeitig nach Hause geflogen war, hatte mit dem Hinweis auf Rückenprobleme erst gar nicht anreisen wollen. Nach einem längeren Gespräch entschied sich Völler dann angesichts Böhmes psychischer Verfassung für die Trennung. »All die Dinge, die in den vergangenen Wochen um seine Person vorgefallen sind, sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen«, so Völler: »Ich hatte nicht das Gefühl, dass es einen Sinn macht, wenn er hier bleibt.«
Die Frage, ob Böhmes Karriere in der DFB-Auswahl nach zehn Länderspielen beendet sei, ließ der Teamchef unbeantwortet. Klare Worte fand er hingegen an die Adresse Baslers, der in mehreren Interviews die heutige Spielergeneration - vor allem Carsten Ramelow und Bernd Schneider - als langweilig und einsilbig und die deutsche Vize-Weltmeisterschaft in Japan als »grausam« bezeichnet hatte. Völlers Antwort wurde zum fünfminütigen Epilog, der an den legendären Auftritt von Giovanni Trapattoni bei Bayern München erinnerte.
»Ich hätte mir gewünscht, dass Mario zum Ende seiner Karriere eingestanden hätte, dass es besser gewesen wäre, statt in zehn Minuten fünf Weizenbiere ex zu trinken oder eine Schachtel Marlboro zu rauchen ab und zu einmal auf den Trainer zu hören«, sagte Völler, der sich über Baslers Äußerungen (»ich bin ein Typ«) richtig in Rage redete: »Ein Typ ist, wer Woche für Woche Weltklasse-Leistungen bringt. Nur das zählt, nicht der ganze Scheißdreck nebenan.«
Basler, der nach dem Pokal-Finale seine Karriere in Katar ausklingen lassen will, habe aber sein Talent verschleudert: »Er hatte die Möglichkeit, ein ganz Großer zu werden, und vielleicht wären wir mit ihm 1998 oder 2002 Weltmeister geworden. Doch er hat viel zu wenig aus seinem Talent gemacht.« Das unterscheide ihn von denjenigen, die er heute angreife: »Ramelow und Schneider sind Spieler, die alles für ihre Karriere und für Deutschland getan haben.«
Der Noch-Wolfsburger Tobias Rau, der vor seinem dritten Länderspiel-Einsatz steht, saß bei der Pressekonferenz in der Volkswagenarena angesichts der ungewohnten Völler-Töne mit großen Augen und noch größeren Ohren neben dem Teamchef. »Hör' mal weg, Tobias«, sagte Völler und plauderte dann aus dem Nähkästchen: »Lothar Matthäus, Andreas Brehme und ich haben auch mal eine Kiste Bier ausgetrunken, aber zum richtigen Zeitpunkt«, so Völler.
Baslers Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ich habe mit meinen Aussagen wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Einige können die Wahrheit halt nicht vertragen. Das war beim DFB schon immer so«, sagte er der BILD-Zeitung. Im Übrigen könne Völler in punkto Weißbier gar nicht mitreden: »Er weiß gar nicht, wie gut Weizenbier schmeckt.«
Rau umschrieb die Prioritäten der heutigen Spielergeneration mit den Worten: »Wir reißen uns den Arsch auf und versuchen, alles auf dem Platz zu zeigen. Außerhalb verhalten wir uns unauffällig«, sagte der künftige Bayern-Profi. Den Beweis dafür will die Nationalelf bereits gegen die Kanadier liefern.
»Ich bin davon überzeugt, dass wir engagiert spielen werden«, erklärte Völler, der wegen des Pokal-Endspiels auf Oliver Kahn, Michael Ballack, Jens Jeremies und Miroslav Klose verzichten muss. Im Tor wird der Schalke Frank Rost beginnen und in der Halbzeit durch den Leverkusener Jörg Butt abgelöst. In der Abwehr steht laut Völler einem Einsatz von Arne Friedrich (Hertha BSC), der zuletzt über Adduktorenprobleme geklagt hatte, nichts im Wege. Insgesamt will Völler in der noch nicht ausverkauften Partie möglichst allen Spieler eine Einsatzchance geben.
30.05.2003 dpa
Magath hält VfB Stuttgart weiter hin
Felix Magath sitzt bei einer Pressekonferenz des VfB Stuttgart vor einem VfB Logo.
Stuttgart (dpa) - Als im Daimlerstadion »Time to say goodbye« ertönte und Krassimir Balakow von den 42 000 ein letztes Mal gefeiert wurde, blickte Felix Magath versonnen ins weite Rund. Die Gala zu Ehren des bulgarischen Spielmachers könnte auch das Abschiedsspiel des Teammanagers vom VfB Stuttgart gewesen sein.
»Bala« war zwar der Star des Abends, das Thema Nummer eins hinter den Kulissen jedoch Magath. Der 49-Jährige will in den nächsten Tagen entscheiden, ob er bleibt. Die Vereinsführung ist zuversichtlich. »In den Verhandlungen zwischen dem VfB Stuttgart und Felix Magath gibt es inzwischen entscheidende Annäherungen«, hieß es in einer Pressemitteilung. »Die Verhandlungen können aber erst Anfang nächster Woche zu einem Abschluss gebracht werden.«
Die Situation beim deutschen Vizemeister ist nur eine Woche nach dem Einzug in die Champions League angespannt wie selten. »Es geht darum, wer was zu sagen hat im sportlichen Bereich«, sagte der Trainer. Und es geht bei diesem Poker ums Geld, das er investieren kann.
Nach einer fünfstündigen Aufsichtsratssitzung, bei der auch Präsident Manfred Haas und sein designierter Nachfolger Erwin Staudt dabei waren, verkündete der Gremiums-Vorsitzende Dieter Hundt, man habe Magath »ein materiell deutlich verbessertes Angebot« und »Mittel in ganz erheblichem Umfang« für Verstärkungen locker gemacht. Doch der von Schalke 04 umworbene VfB-Coach reagierte zurückhaltend. »Sicher ist ein Bemühen da. Ich weiß nicht, ob das mit der Vergütung so diskutiert wurde. Ich kenne sie noch nicht«, sagte er.
Gesprochen habe man darüber, dass der VfB »jetzt in der Lage ist, zu investieren«. Aber im Verhältnis zu anderen Spitzenteams, warnte Magath, sei es »doch ein schmales Budget«. Als abschreckendes Beispiel nannte er Bayer Leverkusen: 25 Millionen Euro investiert und im Abstiegskampf gerade noch davongekommen. Auch nach einer glänzenden Saison weiß der Ex-Nationalspieler genau, wer der Sündenbock sein wird, falls dem VfB in der europäischen Königsklasse alle Zacken aus der Krone fallen und der Club in der Bundesliga wieder zur grauen Maus schrumpft.
Da beim VfB vorerst »nichts ohne Magath passieren wird« (Präsident Haas) liegen alle Planungen auf Eis. Der Teammanager flog am Freitag nach Hamburg, um sich mit seinem Anwalt zu beraten. Am Samstag will er nach Puerto Rico in den dreiwöchigen Urlaub aufbrechen. Bis der Kader steht, bestätigte Magath, »werden noch ein paar Tage ins Land gehen.« In der Luft hängen auch Spieler wie Sean Dundee und Viorel Ganea, die gerne bleiben würden, deren Vertrag aber ausläuft.
Wie sich die Schwaben für die neuen Aufgaben wappnen wollen, falls Magath geht, kann sich noch niemand so recht vorstellen. »Da würde ein großes Vakuum entstehen. Und ich weiß nicht, wer das ausfüllen soll«, warnte der Ex-Stuttgarter und Weltmeister von 1990, Thomas Berthold. Eine große Lücke hinterlässt auch Balakow, der nun bei Magath in die Lehre gehen will. Als Krassimir Balakow junior (7) seinen Papa vom Platz holte, galt die erste Umarmung des VfB-Stars seinem letzten Trainer.
30.05.2003 dpa