Frankfurter Rundschau
Neuer Anlauf unter Vorbehalt
EC Bad Nauheim plant nach Playoff-Aus gegen Freiburg weiter zweitklassig und wartet auf Koals Entscheidung
BAD NAUHEIM. Die Fans feierten trotz des Ausscheidens noch knapp eine Stunde lang weiter. Mit 3:4 hatte der EC Bad Nauheim am Sonntag das entscheidende fünfte Spiel auf eigenem Eis gegen die Freiburger Wölfe verloren. "Wir sind stolz auf unser Team", skandierten trotzdem die Anhänger der Wetterauer, für die die Saison nun beendet ist, während die siegreichen Südbadener weiter um den Aufstieg in die DEL spielen dürfen. Die 4100 Zuschauer im dritten Playoff-Heimspiel bescherten dem hessischen Eishockey-Zweitligisten wenigstens in finanzieller Hinsicht noch ein Trostpflaster.
Trotzdem überwog bei Spielern, Fans und Verantwortlichen der Frust über die verpasste Chance. "Wir haben eigentlich die meiste Zeit sehr gut gespielt, aber in jedem Spiel einen mehrminütigen Aussetzer gehabt", fasste Kapitän Steffen Michel zusammen. Diese Phasen hätten die cleveren Freiburger Stürmer, die nicht ganz von ungefähr das offensivstärkste Team der Liga darstellen, "eiskalt ausgenutzt".
Die Breisgauer zeigten über die gesamte Serie von fünf Spielen auch die bessere Disziplin, hatten eben keinen Phil Huber oder Brian Loney in ihren Reihen. Die beiden kanadischen Spitzenspieler des EC handelten sich leider im Verlaufe der Saison unzählige Spieldauerdisziplinarstrafen ein und fehlten deshalb mehrmals wegen Sperren. Ein Problem, das der sonst so erfolgreich arbeitende Chef-Trainer Peter Obresa nie richtig in den Griff bekam.
Club-Eigentümer Hans-Bernd Koal flüchtete nach der Heimniederlage zunächst in Ironie: "Jetzt habe ich wenigstens eine Viertelmillion Euro an Playoff-Prämien gespart." Wenig später zeigte sich der EC-Chef jedoch ziemlich niedergeschlagen. "Es war ein ganz unglückliches Ausscheiden im Duell zweier sehr starker Mannschaften", sagte Koal, der mit seinem Team so gerne erstklassig werden wollte. Nun muss er anderen den Vortritt lassen und zeigte sich als fairer Verlierer, als er Freiburg "jetzt alles" zutraut, also auch die Meisterschaft und den damit möglichen DEL-Aufstieg. Allerdings müssten die Wölfe, sollten sie auch die sportlichen Hürden im Halbfinale (gegen den SC Riessersee) und im Finale noch erfolgreich nehmen, ebenfalls ein wirtschaftliches Testat vorweisen, um am Ende in die deutsche Eishockey-Elite aufzusteigen.
Koals Aufstiegshoffnungen mit dem EC sind jedenfalls seit Sonntagabend, kurz nach 21 Uhr, erst einmal ad acta gelegt. Es bleibt bei der alten Hackordnung im Rhein-Main-Gebiet: Zweitligist Bad Nauheim steht im Schatten der Frankfurt Lions. Ob allerdings auch wirklich alles so weitergeht wie bisher, ließ Koal unmittelbar nach dem Spiel noch offen. Der EC-Mäzen betonte aber, dass sein weiteres finanzielles Engagement nicht an die Tatsache gekoppelt sei, dass die von ihm angepeilten "mindestens fünf Playoff-Heimspiele" nun nicht mehr erreicht werden können. Entscheidend sei für ihn, ob in den nächsten Wochen das wichtige Signal von den Zuschauerrängen ausgehe und die geforderten 500 Dauerkarten für die kommende Saison verkauft werden. Außerdem hofft der Eigentümer mehrerer Seniorenresidenzen auf den Einstieg eines möglichen GmbH-Partners.
Es gibt also noch keine Planungssicherheit in Bad Nauheim. Trotzdem muss der neue Kader zusammengestellt werden. Deshalb führen die Verantwortlichen erste Vertragsgespräche mit den Spielern - unter dem Vorbehalt, dass es beim EC Bad Nauheim weitergeht. FR / jo
Berliner Coach taucht unter und wieder auf
Trainer Pierre Page ist nach seiner überstürzten Flucht nach dem bitteren Halbfinal-Aus der Berliner Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wieder aufgetaucht. Der 54 Jahre alte Kanadier, auf den seine Mannschaft nach der entscheidenden 1:4-Niederlage bei den Krefeld Pinguinen im Mannschaftsbus vergeblich wartete, war sofort aus der Rheinlandhalle verschwunden und von Düsseldorf mit einer Maschine früher als seine Spieler nach Berlin zurückgeflogen.
"Er hat sich dermaßen geärgert und ist auch jetzt noch nicht ansprechbar. Er wird noch zwei Tage brauchen, um den nötigen Abstand zu haben und ansprechbar zu sein", verlautete aus der Eisbären-Geschäftsstelle. Der Kanadier, der bei den Berlinern noch einen Vertrag bis 2005 besitzt, hatte lediglich Krefelds Trainer Butch Goring kurz gratuliert, war aber nicht zur Pressekonferenz erschienen. sid
Der reiche Herr Niemand
Phil Anschutz, zu dessen Imperium die Eishockeyclubs Hamburg Freezers und Eisbären Berlin gehören, agiert bevorzugt hinter den Kulissen
Von Wolfgang Hettfleisch
Sportlich ist es in Deutschland zuletzt nicht so gelaufen, wie sich das die Manager der Anschutz Entertainment Group (AEG) vorgestellt haben mögen. Die Hamburg Freezers, jüngster Club im Portfolio des US-Unternehmens aus Denver, sind in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nach dem überraschenden Erreichen der Play-offs erwartungsgemäß frühzeitig gescheitert. Die Berliner Eisbären, zweiter deutscher Klub im Imperium des US-Milliardärs Philip Anschutz und Tabellenführer nach der Hauptrunde, haben mit dem Ausscheiden gegen die Krefeld Pinguine im Halbfinale das Klassenziel klar verpasst.
Ein Rückschlag für AEG made in USA? Ein kleiner, vielleicht. Kurzfristiger sportlicher Erfolg genießt nicht unbedingt Priorität in den europaweiten Businessplänen der 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Anschutz Corporation. "Eines der zentralen Anliegen ist die Sichtung und Entwicklung von Talenten", sagt AEG-Europachef Detlef Kornett. Das darf getrost unter PR verbucht werden. Der 63-jährige Milliardär Anschutz, den das US-Magazin Fortune einst "den reichsten Mann, von dem Sie noch nie gehört haben" nannte, mag vieles sein, eine Melkkuh ist er nicht.
Wer ist nun dieser schwerreiche Mann, der die Öffentlichkeit scheut wie der Teufel das Weihwasser und gleichzeitig überall dort die Finger drin hat, wo Scheinwerfer stehen? "Ein im persönlichen Umgang überaus angenehmer Mann", sagt Kornett, "für die Mitarbeiter keineswegs unnahbar." Einer, so viel ist klar, der größten Wert auf seine Privatsphäre legt. Noch immer jogge Anschutz ohne Personenschutz allmorgendlich von seinem Heim in einem Vorort von Denver ins Großstadtbüro, verrät Kornett. Der praktizierende Christ und regelmäßige Kirchgänger Anschutz, dessen Handgelenk statt eines edlen Chronometers eine Alltags-Timex zieren soll, kann sich das erlauben, weil sein Gesicht in den USA praktisch niemand kennt.
Sein Sportimperium kennt jeder. Das Staples Center in Los Angeles ist dessen Basislager. Die Arena, die 20 000 Zuschauer fasst, ist Heimstatt der NBA-Basketballteams Lakers und Clippers, der Sparks aus der Frauenprofiliga WNBA und des NHL-Eishockeyklubs L. A. Kings, dessen Präsident der AEG-Vorstandschef Timothy Leiweke ist. Die Kings sind ein Werksteam, an Lakers und Sparks hält AEG Anteile. Zur US-Familie des noch jungen Sport- und Unterhaltungszweigs im Anschutz-Reich zählen auch diverse Teams der US-Fußballliga (MLS).
In Europa kapriziert sich AEG aufs Eishockey. Neben den beiden deutschen Teams erwarb der US-Investor die London Knights, HC Sparta Prag, den HC Genf-Servette und den schwedischen Zweitligisten Hammarby IF. Europa-Chef Kornett bestätigt, dass AEG bevorzugt in Metropolen Fuß fassen will. Die Geschäftsidee: Nach dem Vorbild des Staples Center soll Großstädtern in London, Berlin oder Prag in Großarenen an möglichst vielen Tagen Sport oder anderweitige Unterhaltung geboten werden. Die (eigenen) Clubs garantieren die Mindestauslastung. Siehe Hamburgs neue Color Line Arena, an der neben AEG der finnische Investor Harry Harkimo beteiligt ist. Die Freezers waren an Alster und Elbe, wo es viele schon lang nach Erstliga-Eishockey dürstete, alsbald schwer angesagt. Der Zuspruch war entsprechend. "Da wurden unsere Erwartungen sicher übertroffen", sagt Kornett.
Doch die Europa-Pläne bergen durchaus auch Risiken. In London will die Anschutz-Gruppe im Millenium Dome, der sich als Jahrhundert-Flop erwies, eine neue Arena für 20 000 Zuschauer betreiben. In Berlin sollen die Eisbären aus dem Wellblechpalast in Hohenschönhausen in eine neue Großarena am Ostbahnhof umziehen, die AEG bauen lassen will. Doch der Weg durch den deutschen Behördendschungel erweist sich als schwierig. Der ursprünglich für kommenden Sommer anvisierten Baubeginn wird wohl frühestens 2004 erfolgen. Bis das Projekt Rendite abwirft, können viele Jahre vergehen.
Doch Phil Anschutz hat einen langen Atem. Rückschläge haben den Mann aus Denver, der mit einem Ölfund in Wyoming einst sein erstes Vermögen machte und später unter anderem zu einem Eisenbahn-Mogul Vanderbilt'scher Ausmaße aufstieg, bislang nicht umgeworfen. Als das von Analysten gehypte US-Telekommunikations-Unternehmen Qwest, dessen Vorstandschef er war, an der Börse abschmierte, verlor Anschutz, damals größter Anteilseigner, mutmaßlich Milliarden. Im Zuge des Qwest-Skandals hatte der konservative Firmenlenker, großzügiger Spender der Republikanischen Partei, gar dem Kongress Rede und Antwort zu stehen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe Insiderwissen genutzt, um beizeiten ein beträchtliches Aktienpaket abzustoßen.
Ohnehin macht Anschutz für jemand, der die Scheinwerfer scheut, erstaunlich viele Schlagzeilen. Einst soll er für eine schwulenfeindliche Gesetzesnovelle in seinem Heimatstaat Colorado eingetreten sein, die später gerichtlich gekippt wurde. Die Bush-Administration verschaffte ihrem treuen Anhänger nach der Amtsübernahme die Öl-Schürfrechte für ein Gebiet in Montana in direkten Nachbarschaft zu einem indianischen Heiligtum mit Felsmalereien. Nach Protesten verzichtete die Anschutz-Firma auf die Ausbeutung.
Dass Philip Anschutz trotz seiner notorischen Öffentlichkeitsscheu durchaus Sendungsbewusstsein besitzt, davon zeugt sein Einstieg ins Filmgeschäft. Geschickt nutzte der Mann aus Denver diverse Pleiten, bis er über mehr Kinoleinwände in den USA gebot als jeder andere. Er hat auch eine eigene Filmproduktion: Crusader Entertainment. Crusade heißt Kreuzzug. Erklärtes Ziel der Firma ist es, die Landsleute "von acht bis 88" mit erbaulichen Streifen ohne Sex und Gewalt zu unterhalten. Die Tochterfirma Epiphany, deren Name sich mit "Göttliche Erscheinung" übersetzen lässt, widmet sich der Verfilmung christlich-religiöser Stoffe.
Ist Anschutz ein christlicher Fundamentalist? Hierzulande ist er bloß ein solventer Investor. Seine Überzeugungen hinderten den Mann aus Denver zumindest nicht daran, vertraulich mit Berlins schwulem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit übers Hallenprojekt zu verhandeln.
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Gruss Roosty#67
EINMAL LÖWE, IMMER LÖWE
Dauerkarteninhaber 2003/04!! Ich laß mir doch von den Deppen auf den Eis mein Hobby nicht verderben!!