In Antwort auf:
Ich gebe zwar keinen eigenen Kommentar ab, doch Da Fat Brainbug wird sich bestimmt freuen, das mans hier lesen kann und ich rate allen sich die Zeit zu nehmen es sich GANZ durchzulesen, es ist sehr empfehlenswert: Wir alle sind jetzt offiziell Mörder, Unterdrückung kommt wieder in Mode
Liebe Mitzocker,
ich möchte, dass ihr euch eine Welt vorstellt, die in perfektem Glanz
erstrahlt. Eine Welt, in der Menschen unter 18 Jahren gar nichts von der Existenz
von Waffen wissen sollten. Eine Welt, in der wir unsere Freizeit mit
Entwicklung und Forschung verbringen. Eine Welt ohne die grausamen, grotesken Filme,
die schreckliche Metal-Musik, und die bösartigen Computerspiele die uns
verdorben haben.
Und jetzt stellt euch in dieser Welt einen Menschen vor, der in seinem Leben
so lange und so oft durch die Gegend gestoßen wurde, dass er einfach
ausrastet. Er läuft einfach Amok, will so viel Schaden anrichten wie nur möglich.
In dieser Welt, würde ich den Mond schon mal zu einem Grabstein verarbeiten.
Allerdings ist das die Welt, die wir nach aktueller Meinung der Medien
herbeiführen sollten. Denn, dass es schlimme Menschen gibt, die schlimme Dinge
tun, liegt offensichtlich einzig und allein an Computerspielen. Zu diesem Zweck
will ich mal analysieren worüber wir da eigentlich reden.
Was sind Computerspiele.?
Seit ungefähr 6 Jahren verbringe ich meine Zeit damit und es reicht zurück
bis in jene Zeit, in der Spielcharaktere nur Ascii Smileys waren. Darum kann
ich glaube ich genug erzählen, um jedem deutlich zu machen, was Computerspiele
sind.
Man hat also in den meisten Fällen eine oder mehrere Spielfiguren, die man
steuern kann. Diese Figuren bewegen sich durch Fantasy oder Science-Fiction
Welten, bestreiten unfassbare Abenteuer und haben solange ein spannendes und
aufregendes Dasein, wie das Spiel läuft. Ich kann heutzutage virtuell jederzeit
die Welt retten, ein Flugzeug fliegen, jagen gehen und was sonst noch so
ansteht. Der Sinn, der hinter dieser Sache steht, ist die Menschen zu
unterhalten. Es gibt allerdings eine Fraktion von Spielen, die schon immer in einem
fragwürdigen Licht stand. die "Ego-Shooter". Aus dem einfachen Grunde, weil dort
logischerweise erschossen wird. Bei diesen Spielen vergessen die meisten
Menschen, dass es dabei um Unterhaltung geht (die ja nun mal nicht real ist),
und sind der festen Überzeugung, dass sich diese Art von Spielen nur ums Töten
dreht. Die allseits beliebte Ego-Shooter-Sicht ist der Realität auch
tatsächlich am nächsten, weil man mit den Augen auf dem Monitor genau das Blickfeld
erfasst, das die Spielfigur sehen würde.
Naja. darf man den Medien glauben reicht allein das schon, um die Grenze
zwischen Realität und Spiel verschwinden zu lassen. Wenn ich meinen Kopf also
nach links oder rechts drehe, sehe ich nicht wieder die reale Welt, sondern
glaube, mich noch im Spiel zu befinden, wenn ich das richtig aufgefasst hab.
Obwohl das natürlich absoluter Blödsinn ist, werfen wir doch mal einen Blick
auf die andere Seite:
Was sind Medien?
Medien sind Dinge, die Informationen verbreiten. Wenn ich "die Medien" sage,
meine ich also all die Leute, die die populärsten davon gestalten (Zeitung,
Fernsehen).
Natürlich sind Flugblätter genauso Medien wie Höhlenmalereien, aber wir
beziehen uns auf die dicken Fische für diesen Text.
Einige Medien sind inzwischen so reich, mächtig und gigantisch geworden,
dass ein Großteil der Gesellschaft deren Worte einfach als "die Wahrheit"
annehmen, ohne zu sehen, dass Menschen diese Medien schaffen und das ALLE Menschen
Fehler machen. Zeitung und Fernsehen halten uns über das Geschehen im Alltag
überall auf der Welt auf dem Laufenden. Sie sind also praktisch und wichtig.
jedenfalls dachte ich das bis jetzt. Geld vernebelt mitunter allerdings auch
die engagiertesten Gehirne. Und so sind viele große Mediengesellschaften
inzwischen keine Informationsquellen mehr. Sie sind viel mehr ein Sprachrohr
bestimmter Menschen, die eine Meinung haben, welche sie anderen als Tatsache
verkaufen wollen. Aber kommen wir zur nächsten Frage.
Was ist die Realität?
Die Realität ist das, worin wir uns gerade befinden. Real bedeutet ganz
einfach, das etwas wirklich so ist! Die Realität ist also das, worin wir durchs
Leben gehen. Spiele immitieren diese Realität, und kopieren sie so gut wie
möglich. Sie behalten sich allerdings vor, die Wahrheit surrealistisch zu
verzerren, um Spannung zu erzeugen. Medien spiegeln die Realität. Sie sagen uns,
was passiert oder passiert ist. Allerdings behalten sich Medien vor, die
Realität zu ihren Gunsten so lange zu biegen, bis sie einen manchmal völlig anderen
Sinn ergibt.
Die Realität allerdings ist neutral. Und sie hat eine verdammt klare Grenze.
Also kommen wir zum Punkt, den ich hier ansprechen möchte:
Ein Attentäter hat in Erfurt 16 Menschen und sich selbst erschossen- und die
Medien behaupten, dass er die Spiele für Realität gehalten habe, oder auch
das seine Sicht der Realität durch die Spiele geprägt wurde.
Zusammenfassend kann man also sagen, die Meinung der Medien ist:
Wenn ich etwas tue zu dem es ein Computerspiel gibt, das die reale Situation
imitiert, kopiere ich nicht genauso die Realität, die ich durch die Medien
nun mal kenne, sondern ich imitiere das Spiel, das die Realität imitiert.
Als Beispiel:
Wenn ich meinen Führerschein machen will habe ich diesen Drang nur, weil ich
eine Rennsimulation am PC gespielt hab, genau wie ich nur Töten will, weil
ich es am PC getan hab.
Diese groteske Absprechung unserer Fähigkeit, die Realität zu erkennen läuft
im Fernsehen den ganzen Tag rauf und runter. Und es widert mich an.
Ich will noch mal für alle klarstellen, dass 17 Menschen tot sind. Sie sind
tot. Sie werden nie wieder nach einer Party mit nem Kater aufwachen, weil sie
nicht mehr feiern können. Sie werden nie wieder ihre Partner in den Arm
nehmen, sich nie wieder morgens Rasieren, nie wieder in Erfurt Unterricht geben,
oder sonst irgendetwas.
Und ich muss mir allen Ernstes anhören, dass daran eine SIMULATION der
Realität, die zum SPASS erstellt wurde, schuld ist.
Aber die Krönung des Ganzen bietet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
mit ihrem Artikel über das Online Game "Counterstrike". da heißt es:
"Ein Computerprogramm der Firma Sierra Entertainment hat den Amokläufer von
Erfurt trainiert"
"Und das Spiel, in dem man vom Polizisten (sogar die GSG 9) über den
Passanten bis hin zum Schulmädchen jeden erschießen soll, ehe man selber erschossen
wird, liefert einen Handlungscode für den Amoklauf von Erfurt"
Das bedeutet also, wenn ich einen Egoshooter Spiele, dann tue ich das nicht
zum Spass, sondern um Morden zu Trainieren. Es tut mir leid, liebe FAZ, wenn
ich eure Träume zerplatzen lasse, aber ich spiele seit 6 Jahren. Meistens
Egoshooter. Und ich bin strikt gegen Gewalt. Denn ich spiele Spiele wie
Counterstrike, weil sie im Internet eine Art Sport sind und nicht um meine perversen
Gewaltfantasien zu befriedigen.
Es gibt bei uns Turniere, Manschaften, Ligen, genau wie beim Fussball.
Allerdings bin ich als Computerspieler jetzt ein potentieller Mörder.
Da stellt sich mir die Frage, was friedlicher ist. Ein Länderspiel voller
rechtsradikaler Hooligans, die mit Bierflaschen werfen und grölend auf 3
Promille Parolen singen, um sich anschließend in eine Massenprügelei zu stürzen,
oder ein Match zwischen 16 Counterstrike Spielern, die friedlich ihre neuen
Taktiken ausprobieren.
Taktiken, liebe FAZ, das ist sowas mit Nachdenken, was ich als Fußballfan
nicht unbedingt brauche.
Es gibt in Counterstrike keine Schulmädchen oder Zivilisten, und man muss
auch nicht jeden wahllos erschießen, so wie es die FAZ als Tatsache darstellt
[Anm. des Korrekteurs: Der peinlichste Ausrutscher, der meiner ehem.
Lieblingszeitung passiert ist. Schwach, schwach, schwach!]. Das Traurige an der Sache
ist nur, dass 70% der Bevölkerung diesen wirklich AUSGEDACHTEN Schwachsinn
glauben.
Und dabei wird vergessen, dass jetzt 17 Menschen tot sind. Schuld ist
angeblich nicht der Mensch, der die Waffe auf jeden Einzelnen gerichtet hat,
sondern die Simulation, die zum Spaß konzipiert wurde.
Also wenn man PC Spiele noch stärker indizieren will möchte ich doch vorher
auf den sanften Umgang hinweisen, den Kinder bei einem vollbesetzten
Fußballspiel haben.
Ein weiteres schönes Beispiel ist Pro7, wo ich heute den Satz hören musste
"Computerspiele haben einen ähnlichen Effekt wie Gehirnwäschen"
Also ich bin nicht nur seit 6 Jahren ein Mörder, nein, ich habe auch keinen
eigenen Geist mehr. Eigentlich, liebe Pro 7 AG, ist es ein Wunder, dass ich
noch alleine essen kann.
Eine Maustaste zu drücken, um einen Haufen von Polygonen mit schöner Farbe
vom Bildschirm verschwinden zu lassen, damit ich Punkte bekomme ist nun mal
einfach NICHT dasselbe wie einem Menschen in die Augen zu sehen und den Abzug
zu drücken!
Und jeder der Fernseh-Hobby-Psychologen, die den Ruf dieser Branche
eigentlich für immer versauen, muss mir da recht geben.
Und es senkt nicht meine Hemmschwelle, wenn ich Polygone umfärbe. EGAL wie
realistisch sie aussehen mögen.
Desweiteren wird behauptet, dass diese Spiele trotz Indizierung im Internet
frei zugänglich wären. Liebe Medien, selbst ihr solltet wissen, dass das
Downloaden von Spielen illegal ist. Wenn ich eine Bank überfalle ist das Geld
auch nicht "frei zugänglich".
Es mag stimmen, dass viele Attentäter diese Spiele gespielt haben; dies tun
aber auch Millionen anderer, die nicht Amok laufen. Und wir formen unsere
Gesellschaft eigentlich nicht nach statistisch unsichtbaren Minderheiten, oder?
Ich glaube auch, das jeder Amokläufer schon Brot gegessen hat, Fahrrad
fahren war, Sex hatte und Coke getrunken hat. Soll man all diese Sachen verbieten?
In einer Gesellschaft, in der labile Jugendliche in einem Schützenverein
zugelassen sind. In einer Welt, in der der von der Gesellschaft aufgebaute Druck
so hoch ist, das immer mehr Menschen zur Waffe greifen. In einem Land, in
dem alles so schnell den Bach runtergeht, dass es selbst für die Starken von
uns regelmäßig zu viel wird müssen die Politiker einen Schuldigen finden.
Das sind wir PC Spieler.
Und ich schäme mich, in einer Welt zu leben, in der ich auf solche Probleme
eingehen muss und dabei außen vorlasse, dass 17 Menschen gestorben sind.
Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun mich dagegen zu wehren, den
Ruf eines gewaltbereiten potentiellen Mörders angehängt zu bekommen.
Und ihr solltet das auch!
In deep sadness
Da Fat Brainbug
Ach und was das mit der Waffe angeht: Es geht nicht um Waffenkompentenz sondern um die Gleichgültigkeit mit der man Menschen in einer scheinbar fast Realen Welt um die Ecke bringt...
Ich denke, dass viele dieser Experten nur eine sehr oberflächliche Meinung zu Spielen, besonders zur mysteriösen Gruppe der sogenannten Gewaltspiele haben. Sicher hat man da eine Waffe in der Hand, und der ein oder andere Gegner kriegt auch sein Magazin ab - aber trotzdem wage ich mal für mich zu behaupten, dass ich keine "erhöhte Waffenkompetenz" habe, wie es so schön heißt. Dazu fehlt mir dann die Feinmotorik, aber das kann man dann ja beim Bund üben (Sollte man das dann auch abschaffen -> Waffenkompetenz?).
03. Mai 2002
Mal so ne Frage: Wenn doch alles Gewaltverherrlichende vor den Kindern geschützt werden soll - wieso konnte man dann am Freitag abend im NDR aus Kiel in einer Livesendung im Hintergrund Kiddies, so etwa 6 Jahre alt mit Bogen auf irgendwelche Sachen schießen sehen? Wieso darf dann noch auf der Kirmes auf Sachen geschossen werden? Wieso ist dann Eishockey noch nicht indiziert, wo die Spieler auch oft genug mit roher Gewalt agieren. Der Wahnsinn in Deutschland muss ein Ende haben. Aber die da oben verstehen es nicht, dass indizieren von Sachen nix hilft, die U18 holen sich die Sachen aus dem Netz, vom Schulhof, vom Bruder oder sonst woher!!! Die Eltern sind immer noch für das Leben in den eigenen 4 Wänden zuständig!!!
ps: Dann müsste man übrigens die Superstars und vor allem den einen Hampelmann erst recht indizieren, der wirkt noch mehr schädigend auf Kinder als alles andere!