FRANKFURTER RUNDSCHAU
Fast schon ein Berufsverbot
Lions-Spieler Greg Evtushevski für zwölf Partien gesperrt
Gerade weil die aktuelle DEL-Saison der Frankfurt Lions so mühselig und beladen war, so frustrierend und ernüchternd, ist es für viele Fans um so schmerzlicher, dass sie schon am Sonntag vorbei ist. Nicht, dass die trotz allem erstaunlich treuen Zuschauer so manche müde Darbietung vermissen würden, - was ihnen fehlt, ist wie für den Junkie sein Stoff: die Play-off-Runde, das Salz in der Suppe.
Jetzt, wo es eigentlich richtig los geht in den anderen Stadien, jedem Eishockey-Spiel entgegengefiebert wird, neue Helden geboren werden, hockt der Lions-Fan zu Hause und zappt sich mäßig interessiert durch Begegnungen wie Krefeld gegen Köln oder Kassel gegen Mannheim. Nett, aber nicht das Wahre. Und noch weiß kein Mensch, was in der nächsten Saison auf die leidensfähigen Lions-Anhänger zukommt, denn außer schwammigen Gerüchten ist noch überhaupt nichts klar.
Nur eines scheint relativ gewiss: In die unsägliche Abstiegsrunde müssen die Lions wohl nicht. Einen Punkt werden sie aus den beiden ausstehenden Spielen am heutigen Freitag gegen die Iserlohn Roosters (Eissporthalle, 19.30 Uhr) und am Sonntag in Hannover (14.30 Uhr) wohl noch holen beziehungsweise die vier Mitkonkurrenten sicher nicht alle ihre Spiele gewinnen. Also trudelt die Saison aus, und viele gehen eigentlich nur noch in die Eissporthalle, um Bekannte zu treffen und über die nächste Spielzeit zu reden.
Das einzige aktuelle Thema, das die Gemüter noch erhitzt, ist die völlig unerwartet hohe Strafe gegen Greg Evtushevski, der von der DEL für zwölf Spiele gesperrt wurde. Der Deutsch-Kanadier war in der Partie bei den Revier Löwen Oberhausen von deren Spieler John Craighead, der in Zivil an der Bande stand, unvermittelt ins Gesicht geschlagen worden, daraufhin hatte sich Evtushevski mit dem Schläger revanchiert und dafür eine "schwere" Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten, während Craighead ungestraft davonkam.
In der Sportgerichtsverhandlung hatten sich die Lions Milde erhofft, weil der Zwischenfall vom Gegner ausgegangen war. Doch die DEL-Ligenleitung bewertete den Vorfall völlig anders. Zwar ist nun auch Craighead mit vier Spielen Sperre belegt worden, aber die Strafe für Evtushevski ist die höchste, die bislang in der DEL ausgesprochen wurde. Nach dem traditionellen juristischen Verständnis, dass das Verursacherprinzip als nicht ganz unwesentlichen Wesenszug in sich trägt, eine eigenartige Entscheidung, selbst wenn ein Hieb mit dem Schläger nicht die feine Art ist. Gemessen an deutlich schlimmeren Vorfällen in der DEL mit zudem schweren Verletzungsfolgen, die alle geringer geahndet wurden, eine kaum nachvollziehbare Entscheidung. Evtushevski wäre also, wenn er nächste Saison noch Eishockey spielt, für die ersten zehn Spiele gesperrt. Fast schon ein Fall von Berufsverbot.
kit
Vom Firmenkongress bis zur türkischen Hochzeit
Das neue Waldstadion soll nicht nur dem Fußball vorbehalten bleiben / Stadt sucht immer noch einen Betreiber
Von Jürgen Heide
So viele Besucher wie am Mittwochabend waren wohl noch nie in der Licher Lounge gewesen. Knapp 500 Menschen kamen zur Informationsveranstaltung der Fan- und Förderabteilung von Eintracht Frankfurt über den Neubau des Waldstadions in den Container hinter der Arena. Der erste Stock des sonst als VIP-Raum oder für Pressekonferenzen genutzten Gebäudes war bis auf den letzten Platz gefüllt, sogar im Erdgeschoss verfolgten viele Fans die knapp zweistündige Veranstaltung, zu der sich fast die komplette Führungsspitze von Eintracht Frankfurt eingefunden hatte.
Angeführt vom Präsidenten Peter Fischer nahmen die Vizepräsidenten Axel Hellmann und Josef Wolf, die Vorstände Thomas Pröckl und Tony Woodcock sowie die Verwaltungsratsmitglieder Hans-Peter Griesheimer und Peter Kunter an dem Meeting teil, in dem Bürgermeister und Sportdezernent Achim Vandreike nach der Begrüßung durch den Fanabteilungsleiter Guido Derckum und dem vorgeführten Bewerbungsvideo der Stadt Frankfurt für die WM 2006 sofort klarstellte, "dass das neue Stadion wirklich gebaut wird und alle anderen Spekulationen falsch sind. Am 17. Juni um 11 Uhr ist Baubeginn, dann rollen die Bagger". 50 000 Plätze, davon mindestens 8000 Stehplätze - dieses Kontingent könnte bis auf 15 000 erhöht werden -, soll die 150 Millionen Euro teure Arena fassen, die in drei Bauabschnitten errichtet werden wird. Bis zum Sommer 2005 soll der "richtige Neubau" (Vandreike) fertig sein.
Mit dem Modell der neuen Arena, das die Fans begutachten konnten, macht sich Frankfurt große Hoffnungen, einer der zwölf WM-Austragungsorte zu werden, die der DFB am 15. April in der Alten Oper verkünden will. "Mit dem Stadion sind wir bestens auf die erste Liga vorbereitet; jetzt ist die Eintracht gefordert, die erste Liga ebenfalls zu realisieren", sagte Vandreike unter dem Gelächter der Fans. Während der Umbauphase sollen immer 30 000 Plätze zur Verfügung stehen. Die Einschränkungen in dieser Zeit bat der Bürgermeister zu entschuldigen. "Matschiger als jetzt kann es nicht werden", rief darauf ein Fan in Anspielung auf die unebenen Wege, die zum Stadion führen.
Vandreike und der Stadion-Architekt Hans-Joachim Paap erläuterten dem interessierten Publikum weitere Details des reinen Fußballstadions, dessen Tribünen dort beginnen sollen, wo sich heute die Ersatzbänke befinden. Platz für 1800 Autos ist in einer Tiefgarage unter dem Stadion geplant, zudem soll es im Inneren der Tribüne einen Treffpunkt für die Fans geben. In einem weiteren Raum werden diese ihre Fahnen lagern können. Auch die Wege zum Stadion sollen verbessert werden. So soll die Bahnstation Sportfeld saniert, eine weitere Unterführung geschaffen und die Straßenbahn-Anbindung verbessert werden. Von der Autobahn A 3 kommend wird eine Brücke die Zufahrt zur Otto-Fleck-Schneise verkürzen.
Einen neuen Betreiber für das Stadion, das Vandreike in Anspielung auf das verschließbare Dach einmal "als größtes Cabrio der Welt" bezeichnete, hat der Sportdezernent nach dem Ausstieg von Eintracht-Anteilseigner Octagon noch nicht gefunden. Eintracht-Präsident Fischer bestätigte, dass es in seinem Verein Überlegungen gibt, gemeinsam mit anderen Partnern als Stadionbetreiber zu fungieren. "Um einen Teil der 150 Millionen Euro finanzieren zu können, müssen wir das Stadion auch neben dem Fußball nutzen", sagte Vandreike und kann sich "von der türkischen Hochzeit bis zum Firmenkongress" verschiedenste Nutzungsarten vorstellen. Wie nötig ein Erstligist Eintracht Frankfurt für eine dauerhafte Auslastung des Stadions ist, brachte ein Vertreter des Fanclubs Griesheim auf den Punkt: "Mir müsse e aastännisch Mannschaft uffbaue."
DEL sperrt Evtushevski für zwölf Spiele
Frankfurt (fnp) Greg Evtushevski, beim Sieg der Frankfurt Lions in Oberhausen wegen „hohen Stocks mit Verletzungsfolge“ vom Schiedsrichter mit einer schweren Disziplinarstrafe belegt, wurde von der Disziplinarkommission der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für zwölf Spiele gesperrt. Dagegen kam der Amerikaner John Craighead (Revier Löwen), mit 226 Strafminuten der „böse Bube“ der DEL, der in Zivil hinter der Bande stand und mit einem Faustschlag in das Gesicht von Evtushevski die Keilerei auslöste, mit einer Sperre von vier Spielen davon.
Weil Rick Girard in Schwenningen seine dritte Disziplinarstrafe kassierte und daher automatisch für ein Spiel gesperrt ist, hat Lions-Coach Butch Goring heute gegen die Iserlohn Roosters (19.30 Uhr; Eissporthalle) nur noch acht Stürmer zur Verfügung.
(löf)
Feier in Arena: Scorpions geben ihr letztes Hemd
Am Freitg Gastspiel in Oberhausen, Sonntag folgt Saisonfinale
Hannover. Wenn es denn zwei Gewinner dieser verkorksten Saison gibt, dann sind es im Team der Hannover Scorpions Torhüter Andrew Verner und Kapitän Len Soccio. Beide finden sich am Wochenende in ungewohnten Rollen wieder. Der überragende Schlussmann sitzt am Freitag beim Gastspiel der Scorpions in Oberhausen auf der Ersatzbank, damit Reservist Björn Leonhardt zu seinem Recht kommt. Torjäger Soccio, dem Trubel um seine Person fast unangenehm ist, wird am Sonntag nach dem Heimspiel gegen Frankfurt (14.30 Uhr) ein Bad in der Menge nehmen müssen. Die Mannschaft verabschiedet sich von ihren Fans. Und es ist nicht schwierig zu erraten, welches Trikot im Haupteingangsbereich der Arena am begehrtesten sein wird.
Die Versteigerung von Originaltrikots erfreut sich bei den Anhängern stets großer Beliebtheit – auch wenn es angesichts der verpassten Play-offs in Hannover derzeit wenig zu feiern gibt. „Für Soccios Trikot haben wir schon einmal 2000 Mark bekommen. Sein Exemplar wird sicher wieder am teuersten“, meint Scorpions-Klubchef Jochen Haselbacher, der am Sonntag auf 6000 Besucher hofft.
Soccio steht in der Torjägerliste der Deutschen Eishockey-Liga auf Platz 2 und gilt als die Zuverlässigkeit in Person. Er hätte am Sonntag in der Arena, wenn zum Saisonfinale ordentlich gefeiert werden soll, allen Grund zum Schunkeln. Wer ihn kennt, wird erahnen, wie die Geschichte ausgeht. Als Wortführer dürfte Scorpions-Manager Eric Haselbacher einspringen, dem die Trikotversteigerung am Herzen liegt. Der Erlös trägt nämlich zum Etat seiner Mannschaft bei, so dass sich die Fans am Ende auch als Sponsor der Scorpions fühlen können.
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