+++ Stewart Malgunas +++
Matthias Kittmann porträtiert den sympathischen Frankfurt Lions Verteidiger
Nein, über seinen etwas eigenartigen Einstand bei den Frankfurt Lions will Stewart Malgunas nicht mehr großartig reden. Jenen Raubüberfall, bei dem er von illegalen Taxifahrern, nach dem er sich wehrte, mit einem Schlagring niedergeschlagen und im Wald ausgesetzt wurde. Das ist passè, erst recht, wo er sich trotz zweiwöchiger Trainingspause gleich prächtig ins Team als zuverlässiger Verteidiger mit gutem ersten Pass einführte.
Auch die doppelte Hypothek mit der Nummer 4 interessiert ihn nicht: Rick „Hayzee“ Hayward als Publikumsliebling auf der einen Seite und Michael Stewart auf der anderen, von dem Fans eher enttäuscht waren. Mit M. Stewart hat Stewart M. nur den teaminternen Spitznamen gemein: „Stew“.
Warum ist der Mann, der immerhin 129 NHL-Spiele für die Philadelphia Flyers, Winnipeg Jets, Washington Capitals und Calgary Flames (zuletzt in der Saison 99/2000) machte, schließlich in Europa gelandet, wo er doch bei den Hershey Bears in der AHL ein scheinbar sicheres Auskommen hatte? Stewart Malgunas ist ehrlich: „11 Jahre up and down zwischen NHL und Minor League haben mir irgendwann gereicht.“ Nachdem er sich er sich in der letzten Play-off-Serie mit den Bears den Knöchel gebrochen hatte, dachte er über seine Karriere neu nach: „Es war schwer, den NHL-Traum aufzugeben“, sagt er, „aber ich wollte mir nichts mehr vormachen.“ Und bevor sich in den Minor Leagues aufzureiben, dann doch lieber Europa: „Das fanden meine Frau und ich spannend: Eine neue Kultur und neue Menschen.“
Doch zuerst kam der Kulturschock. Aber Stewart redet lieber über die schönen Erfahrungen. „Die Fans hier in Deutschland und Frankfurt, das ist ja unglaublich. Die identifizieren sich total mit ihrem Team.“ Deshalb möchte er gerne auf die Lions-Fans zugehen und ihnen etwas von ihrer Begeisterung zurückgeben. Nicht umsonst hat er sich als einer der ersten für den erstmalig angebotenen Deutsch-Kurs der Lions angemeldet: „Ist doch klar, dass ich ein bisschen Deutsch lernen will, wenn ich hier bin.“ Und er saugt begierig Infos über Eishockey in Frankfurt auf: „Ach, die Fans legen wert darauf, dass man sich auswärts von ihnen verabschiedet? Das wusste ich gar nicht, in Nordamerika ist das nicht üblich. Da kommt sowieso keiner mit on the road. Gut zu wissen, das mach ich natürlich gerne.“
Die Umstellung auf die große Eisfläche ist ihm leicht gefallen: „Ich denke, ich bin ein ganz guter Skater. Auf dem größeren Eis hat man mehr Zeit mit dem Puck - der Gegner allerdings auch. Was ganz anders ist, ist das Positionsspiel bei Kontern“, analysiert er. Die ersten beiden Testspiele haben jedoch gezeigt, dass der 95 Kilo-Mann damit offensichtlich keine Probleme hat. Seine Aufgabe als „Stay at home-Verteidiger“ ist klar definiert, daran hält er sich an der Seite des offensiven Chris Snell, das ist sein Job.
Doch bei allem was neu ist für ihn in Deutschland, einsam fühlt er sich nicht. Zum einen kommt seine Frau Sheryl mit den beiden zwei Monate und dreieinhalb Jahren alten Kindern, zum anderen hat er bei den Lions einen alten Sandkastenfreund wieder getroffen: Victor Gervais. „Wir haben zusammen in Prince George das Eishockeyspielen gelernt“, erzählt Stewart Malgunas, „er war fünf, ich war vier Jahre alt.“ Bis in die Juniorenliga spielten beide zusammen, dann trennten sich für 13 Jahre die Wege. „Ist schon verrückt, dass wir uns hier in Frankfurt wieder treffen“, meint Stewart Malgunas lachend. Kein Wunder, dass er den Wechsel zu den Lions trotz seines ungewöhnlichen Einstandes nicht bereut hat.
Matthias Kittmann
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