Reaktionen zum Titelgewinn von Michael Schumacher
Getränkt in Champagner bejubelt Michael Schumacher auf den Schultern seiner Mechaniker den Titel-Gewinn.
Corinna Schumacher: »Es war dieses Jahr sehr schwierig und bin deshalb noch glücklicher als bei den fünf Titelgewinnen vorher. Ich freue noch mehr für den Michael«.
Norbert Haug (Mercedes Motorsport-Chef): »Glückwunsch an Michael Schumacher für den sechsten WM-Titel. Man kann nicht behaupten, dass wir es ihm leicht gemacht haben. Bei diesem knappen Abstand müssen wir uns nicht schämen. Das ist eine gute Basis für das nächste Jahr«.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (in einem Glückwunschtelegramm): »Gemeinsam mit den vielen Freunden des Motorsports möchte ich Ihnen ganz herzlich gratulieren. Zum sechsten Male sind Sie gegen stärkste internationale Konkurrenz Formel 1-Weltmeister geworden. Dies ist eine einmalige Leistung in dieser höchste Ansprüche stellenden Sportart. Ich wünsche Ihnen weiterhin sportliche Erfolge und persönlich alles Gute.«
Willi Weber (Manager von Michael Schumacher): »Heute ist Schumi- Time. Eine solche Erfolgsserie hätte ich nicht in meinen kühnsten Träumen erwartet. Das ist einfach unglaublich.«
Ralf Schumacher: »Klar freue ich mich für meinen Bruder, aber wir haben erst einmal noch einiges selbst zu klären. Zwei WMs hätten wir gewinnen können, aber beides haben wir vergeigt. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, aber die Voraussetzungen für das nächste Jahr sind gut.«
Bundespräsident Johannes Rau (in einem Glückwunschtelegramm): »Zu Ihrem sechsten WM-Titel in der Formel 1 gratuliere ich Ihnen herzlich und mit Freude. Sie haben ihren großartigen sportlichen Leistungen heute einen besonderen Erfolg hinzugefügt. Wir haben Ihnen alle dafür die Daumen gedrückt und freuen uns mit Ihnen über diesen beeindruckenden Titelgewinn. Das ist ein herausragender Tag für den deutschen Automobil-Rennsport. Ich wünsche Ihnen alles Gute«.
Max Schmeling (ehemaliger Box-Weltmeister): »Dieser außergewöhnliche Erfolg ist eine große Ehre für ihn und für Deutschland. Darauf können alle sehr stolz sein. Ich habe ihm das von Herzen gegönnt, denn ich mag ihn sehr. Er ist ein liebenswerter Familienmensch, der sich ohne Allüren in der Öffentlichkeit präsentiert«.
Boris Becker (dreimaliger Wimbledon-Sieger): »Michael hat mit diesem Triumph den Olymp des internationalen Sports erklommen. Es wird für immer ein außergewöhnliches Kapitel in der Geschichte des Sports sein. Seine Leistung ist mit nichts zu vergleichen. Trotzdem wünsche ich mir aber, dass meine Freunde von Mercedes ihm im nächsten Jahr seine Titelverteidigung sehr, sehr schwer machen werden.«
Georg Hackl (Dreimaliger Rodel-Olympiasieger): »Es ist der absolute Wahnsinn, was Michael Schumacher leistet. Er führt alles zum Erfolg, was er in Angriff nimmt. Was mich aber besonders an ihm beeindruckt, ist sein sauberes und professionelles Auftreten in der Öffentlichkeit. Leider habe ich ihn noch nicht persönlich kennen gelernt.«
Hilde Gerg (Slalom-Olympiasiegerin 1998): »Gratulation und Respekt vor dieser Leistung. Diese Saison war für Schumacher und Ferrari wirklich nicht leicht. Schumachers Klasse als Sportler zeigt sich vor allem darin, dass er auf den Punkt fit ist. Wer sechs Mal Weltmeister wird, ist ein echter Champion.«
Martina Ertl (Kombinations-Weltmeisterin 2001): »Ich bin ein Schumacher-Fan, und es imponiert mir, wie souverän er fährt, gerade wenn es darauf ankommt. Zum sechsten Mal nach einer langen Saison Weltmeister zu sein, ist zweifellos eine beeindruckende Leistung. Ich gönne es Michael und hoffe, dass er noch ein paar Jahre fährt und noch ein paar Titel gewinnt.«
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo: »Dies heute war der schönste Sieg. Im letzten Jahr hat der Sieg wegen unserer asboluten Dominanz so begeistert. Ich hätte auch diesmal vorgezogen, so zu gewinnen. Dann hätte ich sicher nicht mein Leben wegen dieser Spannung in den letzten drei Rennen so verkürzt. Aber gerade deshalb war dieser Sieg der schönste. Ich hoffe, der Sieg im nächsten Jahr wird noch schöner. Ich habe einen Slogan für diese Saison: Neue Regeln - alte Sieger. Schumacher hat sechs, Raikkönen nur ein Rennen gewonnen und dennoch hätte Michael diese WM verlieren können.«
Sylke Otto (Rodel-Olympiasiegerin): »Ich finde es total klasse. Das ist ein einmaliger Erfolg. Aber meiner Meinung nach hätte Michael Schumacher es in dieser Saison nicht ohne die Hilfe von Rubens Barrichello geschafft.«
Stephan Vuckovic (Olympia-Zweiter im Triathlon): »Wahnsinn. Allerhöchsten Respekt davor, dass Michael Schumacher schon seit so langer Zeit immer Top-Leistungen abliefert und nicht wie manche Großfresse ein Jahr vorne mitfährt und anschließend in der Versenkung verschwindet. Er hat Ferrari von unten nach oben gebracht.«
Hans Herrmann (1954 und 1955 Mercedes-Pilot und Teamkollege von Juan Manuel Fangio): »Der 6. Titel von Michael Schumacher ist fantastisch. Den Rennverlauf und die Spannung kann man sich nicht besser wünschen als in diesem Rennen in Suzuka. Schumacher hat die Geduld und die Kraft, sein ganzes Team mitzureißen. Schumacher und Fangio sind schwer zu vergleichen. Zwischen damals und heute gibt es einen Riesenunterschied in der Technik und den Rennstrecken.«
Juan Manuel Fangio (Neffe des fünfmaligen Weltmeisters gleichen Namens): »Einen herzlichen Glückwunsch für Michael. Er ist ein Mann, der hart für seinen großartigen Erfolg gearbeitet hat. Der Titel befindet sich in den Händen eines Mannes, der ihn wirklich verdient hat. Erfolge wie diese werden niemals von Leuten erreicht, die das nicht verdient haben. Trotz unserer auch gemischen Gefühle, unserer Erinnerungen an Juan, sitze ich hier mit meiner Familie und unsere Herzen sind bei zwei großen Männern, bei Fangio und bei Schumacher.«
12.10.2003 dpa
Michael Schumacher: »Das ist einfach einzigartig«
Nach dem Sieg in Japan umarmt Ferrari-Teamchef Jean Todt (l) seinen Fahrer Michael Schumacher.
Frage: Jetzt sind Sie sechs Mal Weltmeister. Ist Ihnen bewusst, dass Sie nun eine Legende sind?
Schumacher: »Nein, sicherlich nicht. Das ist auch nicht das, was jetzt wichtig ist. Viel wichtiger war, dass wir beide Ziele erreicht haben, die wir uns vorgenommen haben. Für mich ist es aber relativ ungewohnt, als Achter durchs Ziel zu fahren und sich als Weltmeister zu fühlen. Ich habe meine meisten Titel mit Siegen gewonnen. Aber das Rennen war ja auch verrückt.«
Frage: Heute hat Ihnen das Team den entscheidenden Punkt gerettet.
Schumacher: »Wenn man sich einmal die Situation von heute anschaut: Wir verlieren die Nase am Auto durch eine Dummheit von mir. Ich komme rein, die Jungs sind, obwohl sie nicht vorbereitet waren, trotzdem vorbereitet. Die haben das so extrem professionell abgehandelt, obwohl sie innerlich genauso aufgewühlt waren wie ich. Das zeigt einfach die große Klasse dieses Teams. Das ist einfach einzigartig. Dieses Team ist grandios.«
Frage: Wie wichtig ist der sechste Titel für Sie?
Schumacher: »Jeder ist wichtig. Wenn man bedenkt, wie das in diesem Jahr gelaufen ist, was alles passiert ist - und dann den fünften Konstrukteurs-Titel in Folge zu holen, dann ist das unglaublich. Ich erwähne nicht umsonst diesen fünften Konstrukteurs-Titel, denn das ist irgendwo für mich noch herausragender als der Gewinn meines sechsten Titels. Heute habe ich als Fahrer, aber auch wir als Team Geschichte geschrieben. Das ist ein extremer Moment.«
Frage: Sie haben nun auch den Argentinier Juan Manuel Fangio übertroffen. Was bedeutet das für Sie?
Schumacher: »Ich versuche, mich nicht mit Fangio zu messen, weil ich denke, das würde der Sache nicht gerecht werden. Man kann mich nicht mit einer Persönlichkeit wie Fangio aus den 50er Jahren vergleichen. Irgendwo steht der Mann weitaus höher als ich mich selbst sehe.«
Frage: Mit welchen Gefühlen sind Sie in das Rennen gegangen?
Schumacher: »Auch wenn man es mir nach außen hin nicht angemerkt hat, bin ich doch in den letzten Tagen und speziell heute doch sehr unruhig gewesen. Das war schon Kräfte zehrend.«
Frage: Hatten Sie Angst, doch noch den Titel zu verlieren?
Schumacher: »Na logisch. Wenn man plötzlich wieder hinten am Ende des Feldes ist und weiß, man ist auf einer Drei-Stopp-Strategie, und denkt, die anderen sind vielleicht auf einer Zwei-Stopp-Strategie, dann macht man sich schon Sorgen, wie das dann alles ausgehen kann. Da sind mir schon sehr viele Gedanken durch den Kopf gegangen.«
Frage: Warum beenden Sie Ihre Karriere nicht auf dem Zenit Ihrer Karriere?
Schumacher: »Ein leidiges Thema für mich. Versteht doch, dass ich diesen Sport liebe und mag. Es gibt keinen Grund für mich aufzuhören. Vor allem wenn ich noch gut bin und konkurrenzfähig. Warum nicht noch ein bisschen Spaß haben?«
Aufgezeichnet von Claas Hennig, dpa
12.10.2003 dpa
Glatzen und Champagner: Ferrari im Freudentaumel
Nach dem Rennen rasieren sich Ferrari-Mechaniker im Freudentaumel an der Rennstrecke von Suzuka die Haare ab.
Suzuka (dpa) - Jubel, Champagner und zwei Glatzen - nach dem historischen Triumph von Michael Schumacher fiel das Ferrari-Team in Suzuka in einen wilden Freudentaumel. In der Box der Scuderia war der Teufel los, als der Deutsche zu seinem sechsten WM-Titel über die Ziellinie fuhr und Ferrari zum fünften Mal als Konstrukteurs- Weltmeister hintereinander feststand.
Schumachers Rennmechaniker Chris Dyer wurde eine Glatze geschnitten, und auch der Ingenieur des Japan-Siegers Rubens Barrichello, Gabrielle delli Colli, musste Haare lassen. In der Box wurde getanzt, gejohlt und immer wieder angestoßen. Die Teammitglieder nahmen sich gegenseitig auf die Schulter, liefen durch die Boxengasse und winkten den jubelnden Ferrari-Fans zu.
Michael Schumacher bekam davon zunächst wenig mit. Nachdem er seinen Wagen abgestellt hatte, gratulierte ihm zuerst Toyota-Pilot Cristiano da Matta. Wenig später lagen sich Barrichello, Teamchef Jean Todt und Schumacher in den Armen. Für den neuen Rekordweltmeister begann anschließend der Medienmarathon. Erst danach durfte er zum Team und seiner Frau Corinna, die schon gleich nach der Zieleinfahrt die neue rote Schumacher-Kappe mit den sechs goldenen WM-Streifen aufgesetzt hatte.
Während die Ferraristi weiter feierten, zog sich der sichtlich erschöpfte Weltmeister noch einmal mit Corinna, einigen Freunden und Manager Willi Weber an einen ruhigen Ort im Fahrerlager zurück.
Beim offiziellen »Familienfoto« posierte Schumacher inmitten seines Teams hinter einem Schild »Schum - 6 Champ - 5 Team«. »Nun gehen wir in die Karaoke-Bar«, gab Ferrari-Technikchef Ross Brwan das Startkommando für eine lange Nacht rund um den Suzuka Circuit. Zuvor aber tauchten die Schumachers mit Freunden und Kollegen im VIP-Raum eines Promi-Wirts auf. Bei ihrer überschäumenden Siegesfeier ging ein Fenster zu Bruch, als sie Stühle, Tische und einen Fernseher durch die Gegend schleuderten.
12.10.2003 dpa