Eintracht Frankfurt vergibt gegen Borussia Dortmund die Chance auf mögliche "big points", weil die Taktik von Trainer Willi Reimann nicht aufgeht
Ähnlich schlecht ist Eintracht Frankfurt zuletzt vor 21 Jahren in eine Bundesliga-Saison gestartet. "Wenn wir unser Ziel erreichen wollen", hat Trainer Willi Reimann nach der 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund gesagt, "müssen wir jetzt anfangen zu gewinnen." Am Samstag ist eine Chance vertan worden - weil Reimann die falsche Taktik gewählt hat?
Von Thomas Kilchenstein
Frankfurt a.M. · 5. Oktober · Natürlich ist man dann schlauer, wenn man aus dem Rathaus kommt. Und vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn Jean-Clotaire Tsoumou-Madza in der vergangenen Woche nicht so wehleidig gewesen wäre. Oder Reimann nicht so streng. Dann hätte der Kongolese in der Abwehr gespielt, und es hätte keinen Handlungsbedarf gegeben. Vielleicht aber wollte Reimann den unsteten Kantonisten von vorneherein nicht spielen lassen, man weiß das ja nie so genau. Jedenfalls stand statt seiner der Brasilianer Chris in der Innenverteidigung. Ein Kardinalfehler - wie sich zeigen sollte. Zumal sich der Brasilianer beim Gegentor zu weit nach vorne orientiert hatte, dort, wo er sich wohler fühlt.
In den beiden vorhergehenden Spielen hatte Chris jeweils im defensiven Mittelfeld gespielt. Gegen Kaiserslautern war er, obzwar eingewechselt, sofort präsent, eine Woche später auf Schalke dann überragender Mann, der in der Defensive Bälle erkämpfte, das Spiel machte und nicht von ungefähr auch das einzige Tor erzielte.
Gegen Dortmund kratzte Ewerthon in der Schlussminute einen Kopfball von Chris von der Linie. Ansonsten war der Brasilianer in die Viererkette eingebunden - und damit verschenkt, weil er dem schwergängigen Frankfurter Spiel kaum Impulse verleihen konnte. Impulse, die er vor Wochenfrist auf Schalke noch meisterlich zu setzen in der Lage war. Zudem spielte Dortmund nur mit einer echten Spitze - Billy Reina, Schütze des Siegtores nach zehn Minuten. "Wir haben Chris als Vorstopper eingekauft", sagte Reimann unverständlicherweise, "er ist kein Mittelfeldspieler, sondern Verteidiger." Ohne Not hatte sich Reimann damit seiner zuletzt schärfsten Waffe beraubt: Auf einen Mann mit diesen spielerischen Fähigkeiten, der das Spiel ankurbeln kann, sollte man bei Eintracht Frankfurt im kreativen Mittelfeld nicht verzichten. Reimann aber tat es. Und er ließ etwa Sven Günther, sichtlich überfordert, geschlagene 54 Minuten auf dem Platz. Erst dann kam Lexa, erst dann kam auf einmal ein wenig Schwung ins müde Frankfurter Spiel. Prompt gab es ein paar Chancen, etwa durch Möller, Kreuz und Jones, die aber Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller vereitelte. Doch trotz aller sporadischen Möglichkeiten: So richtig lag der Ausgleich nicht in der Luft, am ehesten noch kurz vor Schluss, als Du-Ri Cha im Strafraum spektakulär zu Fall kam, Schiedsrichter Steinborn aber weiter spielen ließ. "Ich bin am rechten Fuß getroffen worden", beteuerte Cha später.
Dieses Spiel hätte Eintracht Frankfurt nicht verlieren müssen. Borussia Dortmund, personell erheblich geschwächt, war der ideale Gegner, um den ersten Heimsieg zu landen. Lange grämen wollten sich die Eintracht-Spieler aber nicht. "Wenn du gegen Dortmund gewinnst, dann ist das ein Geschenk des Himmels", sagte Andreas Möller, "gegen gleichwertige Gegner musst du die ,big points' machen." Es hat sich mal wieder gezeigt, dass der Aufsteiger Spiele in der Erstklassigkeit nur dann gewinnen kann, wenn drei Faktoren zusammen kommen: richtige Taktik, tadellose Einstellung, gute Tagesform. Daran haperte es dieses Mal: In der ersten Halbzeit kamen die Frankfurter mit Ausnahme des sehr aggressiven Alex Schur zu beinahe jedem Zweikampf zu spät, zeitweise konnte sich das Dortmunder Reserve-Team die Bälle wie im Training zuschieben. "Die haben uns laufen lassen", fasste Uwe Bindewald zusammen. Die Eintracht hatte nur 47 Prozent Ballbesitz, lediglich 48 Prozent der Zweikämpfe wurden gewonnen - das sind für eine Heimmanschaft zu schlechte Werte.
Wenig war zu sehen vom erforderlichen Einsatzwillen, der wurde erst in der zweiten Halbzeit und nach den Einwechselungen von Lexa und Jermaine Jones sichtbar. Zudem blieben zu viele Eintracht-Spieler (Günther, Kreuz, Frommer, Wiedener) unter ihren Möglichkeiten. Und: Wieder reichte, wie schon gegen Kaiserslautern, ein frühes Gegentor, um die Mannschaft zu verunsichern. "Das 0:1", sagte etwa Bindewald treuherzig, "war der Genickschuss." Es waren ja nur noch 80 Minuten zu spielen.
Alexander Schur: Erste saubere Grätsche gegen Ricken nach 49 Sekunden. Genauso machte der mit Herzblut rackernde Kämpe weiter; giftig und gallig räumte er gnadenlos ab, bis er mit einer hässlichen Platzwunde am Kopf ausgewechselt werden musste.
Jermaine Jones: Wild und draufgängerisch, flog in jeden Zweikampf, als wäre es sein letzter. Kein Vergleich zu den pomadigen Auftritten zu Saisonbeginn. Guter Kopfball, den Weidenfeller um den Pfosten drehte.
Stefan Lexa: Sorgte 39 Minuten für Alarm auf rechts, schnell und belebend.
Ganz okay
Chris: Bester Zweikämpfer, am Boden und in der Luft. Behielt auch in hektischen Phasen die Übersicht. Ließ sich aber beim 0:1 ins Mittelfeld locken, ausspielen und fehlte dann in der Abwehr - danach verhaltener.
Oka Nikolov: Fußball in der Endlosschleife: Hält, was zu halten ist - nicht mehr und nicht weniger.
Geri Cipi: Rundum solider Auftritt des Abwehr-Brockens. In der Deckung resolut, im Spiel nach vorne ohne Esprit und Impulse.
So là là
Uwe Bindewald: Kettenhund mit Sicherheitsabstand. Ließ den Borussen zu viel Platz, konnte seinerseits den Freiraum selten nutzen. Außer bei einer netten Flanke auf Jones.
Andreas Möller: Rackerte und marschierte und grätschte - beim 0:1 allerdings erfolglos. Spielt scheinbar in einem Tempo, sein explosiver Antritt ist heute höchstens noch auf Video zu bewundern. Steckte aber nie auf und hätte alleine vor Weidenfeller einen Punkt retten können. Hätte…
Mehmet Dragusha: Der ungekrönte Fummelkönig durfte noch 21 Minuten mitspielen, tat das wie immer: Er fuddelte auf Teufel-komm-raus. Ab und an springt sogar mal etwas Brauchbares dabei heraus.
Schwächelnd
Andree Wiedener: Erster Fehlpass nach 58 Sekunden. Genauso machte der Linksverteidiger weiter. Hatte die meisten Ballkontakte (77) - leider.
Markus Kreuz: Totalausfall. Spielte fast jeden Ball ohne Not in die Füße des Gegners.
Du-Ri Cha: Die ersten Wetten in Frankfurt laufen: Geht er als erster Stürmer ohne Torerfolg in die Annalen ein? Ansonsten alles wie immer: rennt und rackert, bis der Arzt kommt. Effekt: keiner.
Nico Frommer: Die Ausgeburt an Harmlosigkeit. Wie ein Zweitligaspieler. Naiv im Zweikampf.
Sven Günther: Lieferte seinen Beitrag zum Fehlpass-Festival. Ohne Bindung, ohne Tempo, ohne Plan - überfordert.
aber ihm fehlt die körperliche komponente, und auch die abgeklärtheit! Leider kackt er in die Hose, wenn er denn mal ne gute Chance hat, was durchaus der Fall ist!!
...wichtig ist das er sich die Chancen erarbeitet. Irgendwann wird er auch die Bude treffen.
Das Spiel gegen Dortmund muss man nicht verlieren wenn man im Abschluß nur ein wenig abgeklärter ist. Es hat auch viel mit dem Selbstvertrauen zu tun, wenn man erstmal das Tor getroffen hat läuft es auch besser.
der MEinung bin ich auch Madden! Der Frommer MUSS sein Ding machen gegen Dortmund, ebenso hatten andere ZWINGENDE Torgelegenheiten...wenn man die net macht...
Frankfurt. a. M. · 7. Oktober · hel · Die Themen sind nicht neu bei der Frankfurter Eintracht: die sportliche Lage ist durchwachsen bis sorgenvoll, die finanzielle Situation angespannt, ein Sportverantwortlicher noch nicht gefunden, ein Stadionbetreiber auch noch nicht. Daran hat sich nach der turnusgemäßen Aufsichtsratssitzung der Eintracht Frankfurt Fußball AG am Montagabend nicht viel geändert.
Der Aufsichtsrat mit Heiko Beeck an der Spitze erteilt dem Trainer Willi Reimann volle Rückendeckung und ist sich einig, "vorwiegend durch mannschaftliche Geschlossenheit und Einsatzfreudigkeit" die Punkte zu holen. Ob Reimann in absehbarer Zeit, ein sportlicher Leiter und/oder Manager zur Seite gestellt wird, darüber darf gerätselt werden. "Wir sind im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten auf der Suche", sagt Präsident Peter Fischer, der sich zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Heiko Beeck und Thomas Pröckl in der Suche vertieft.
Gemeinhin ist sich das Gremium einig, "dass eine Verstärkung der Mannschaft in der Winterpause nicht vorgesehen ist." Fischer schränkt allerdings ein: "Nachrüsten ist schwierig. Doch wenn neues Geld hereinkommt, werden wir das nicht ausschließen." Der Aufsichtsrat stellte zunächst am Montag fest, "dass die wirtschaftliche Situation der Planung entspricht und keine negative Abweichungen ausweist." Zu Beginn der Sitzung hat Beeck mit seinem Gremium ausführlich über das Betreiberprojekt für das neue Stadion diskutiert. Einig sind sich die Eintracht-Funktionsträger: Bei den Planungen möchte man mitreden und vor allem "den Zufluss notwendiger Geldmittel sichern".
Saint Avold · 9. Oktober · jh · Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt hat gestern Abend ein Freundschaftsspiel gegen den französischen Erstligisten FC Metz im 25 Kilometer von Saarbrücken entfernten Saint Avold mit 1:0 (1:0) gewonnen. Vor 2000 Zuschauern, darunter 20 Eintracht-Fans, im Stade Municipal war Angreifer Jermaine Jones nach 24 Minuten der Schütze des einzigen Tores. Nach einer Rechtsflanke des agilen Stefan Lexa war der auffälligste Frankfurter mit einer Direktabnahme erfolgreich. Cheftrainer Willi Reimann hatte die Reise nach Lothringen wegen einer fiebrigen Erkältung nicht angetreten, so dass Assistent Jan Kocian, der auf acht Spieler verzichten musste, den Bundesliga-15. coachte. Der Sieg der Frankfurter, die mit Pröll - Günther, Puljiz, Chris (46. Bindewald), Bürger - Lexa, Möller (69. Schur), Weißenfeldt, Kreuz (69. Wiedener) - Jones (80. Cha) und Beierle spielten, war gegen den 14. der französischen Liga aufgrund der Mehrzahl an Chancen verdient.
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Ya tyebya lyublyu 
