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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 678 mal aufgerufen
 DEL & DEB
HCZ#20 Offline

Forums-Hobbit


Beiträge: 5.238

30.04.2003 08:03
Interview mit Jan Benda Antworten

Interview mit Jan Benda aus der Sportbild http://www.sportbild.de

Jan Benda: Eishockey-Gott in Russland

In Kazan fand er, was er in Deutschland vergeblich suchte: Ruhm, Glück und Geld

Von Katy Cuko

Sieht so ein Gott aus? Fast schüchtern sitzt Jan Benda (30) in der Lobby eines Züricher Hotels. Ober- und Unterlippe sind aufgeplatzt, sein Lächeln entblößt einen Schneidezahn, an dem eine Ecke fehlt. Sein Gesicht zieren Narben, stille Zeugen von ungezählten Zweikämpfen.
Seit 1994 spielt Benda, Sohn eines Tschechen und einer Deutschen, in der Nationalmannschaft. 115 Spiele hat er mittlerweile bestritten, er ist die schillerndste Figur im Team von Bundestrainer Hans Zach: 1,90 Meter groß, 100 Kilo schwer, Verteidiger und Stürmer, Leitfigur bei der WM in Finnland (ab Samstag).
Nach einer Odyssee durch Kanada, Amerika, Deutschland, Tschechien und Finnland ist er zurzeit Profi in Russland. In Kazan (1,5 Millionen Einwohner), Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan nahe der afghanischen Grenze.

Sport-Bild: Warum ausgerechnet Russland?
Jan Benda:In Prag hatte ich eine Zeitlang mit dem Russen Andrej Jakowenko gespielt. Der ist nun Spielervermittler für Kazan und sprach mich 2001 an. Ich habe meinen Vater vorgeschickt, er hat mir den Klub empfohlen, ich habe den Vertrag blind unterschrieben und bin hängen geblieben. Klar haben Freunde gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Sport-Bild: Was verdient man in Russland?
Benda: Sechsstellig.
Sport-Bild: In Rubel?
Benda: Nee, in Dollar. In Deutschland verdient man wirklich gutes Geld im Eishockey (Spitzenspieler 150.000 Euro netto, d. Red.), nur kann man das nicht mit Russland vergleichen. Die Leute, die dort hinter den Klubs stehen, sind steinreich.
Sport-Bild: Wer steht hinter Ihrem Klub?
Benda: Unser Präsident ist Chef einer Ölfirma und gleichzeitig der Premierminister von Tatarstan. Das Land ist eines der reichsten in Russland mit eigenen Ölfeldern und einer Menge Öl und Naturgas, womit der Staat handelt und Geschäfte macht.
Sport-Bild: Der Premierminister bezahlt Sie aus eigener Tasche?
Benda: Braucht er nicht, weil wir von Staatsgeldern bezahlt werden. Unser Jahresetat liegt bei 20 bis 22 Millionen Dollar (Schnitt der DEL-Klubs: 5 Millionen Euro; d. Red.).
Sport-Bild: Russland ist ein armes Land.
Benda: Man ist bettelarm oder steinreich. Mittelstand wie in Deutschland gibt es nicht. Vorn an der Straße liegen McDonald's, feine Boutiquen und Shops - es mangelt an nichts. Aber viele leben hinter der Fassade.

Das komplette Interview mit Jan Benda lesen Sie ab Mittwoch in Sport-Bild.



mick Offline

Alteuropäer


Beiträge: 1.783

30.04.2003 12:25
#2 RE:Interview mit Jan Benda Antworten

FR vom 29.04.2003

Eine lebende Weltkarte
Der Eishockeyspieler Jan Benda hat fast in jedem Land der Erde gespielt, um von Scouts der NHL entdeckt zu werden

Autor: Christoph Bertling (Helsinki)
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Es geschah im Kabinengang. Hans Zach hatte seinen Abwehrhünen Jan Benda kurz
zur Seite gezogen. "Du bist jetzt mein Kapitän", hatte der Bundestrainer
Benda in seiner trockenen Art vor dem WM-Auftakt gegen Japan mitgeteilt. Und
der Hüne war rot angelaufen. "Ich bin so stolz und überrascht", sagte der
125-fache Nationalspieler noch Stunden später nach dem enttäuschenden 5:4-
Sieg gegen Japan. Wie ein zu frühes Geschenk, einen Tag vor seinem 31.
Geburtstag, kamen ihm Zachs Worte vor.
Denn die Nationalmannschaft ist Benda schon immer sehr wichtig gewesen. Vor
allem seitdem er, der Wandervogel unter den Eishockeyspielern, sich sicher
ist: Sein großer Traum, noch einmal in der National Hockey League (NHL) zu
spielen, hat sich "wohl erledigt". Nur im Nationalteam wird er mit den NHL-
Stars, mit denen er einst für kurze Zeit in Amerika spielen durfte, noch
gemeinsam auflaufen. In Finnland nun sogar als deutscher Kapitän. Eine späte
Genugtuung nach einer bisher unglücklich verlaufenen Karriere.
Denn die Geschichte von Jan B., ist die von einem, der in die Welt auszog,
um in der NHL zu spielen. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, scheute der 1,
94 Meter große und 98 Kilogramm schwere Koloss keine Hürde. Es gibt heute
kaum eine Spitzenliga, für die der Allrounder des deutschen Teams noch nicht
gespielt hat, um sich zu beweisen. Er ist eine lebende Weltkarte. Freiburg,
München, Binghamton, Essen, Prag, Portland, Washington, Helsinki, Kasan sind
nur einige Stationen des Globetrotters. Bis weit hinter den Ural, wo er
heute noch für einen russischen Club aufläuft, hat ihn seine Leidenschaft
getrieben. "Ich habe immer dort gespielt, wo ich die Scouts der NHL
vermutete", erläutert Benda.
Angefangen hatte diese Odyssee im Alter von 15 Jahren im beschaulichen Reet
in Belgien, wohin seine Eltern aus dem tschechischen Litvinov geflüchtet
waren. Von dort zog die Familie weiter nach Essen, wo Vater und Sohn das
Eishockey spielen begannen. "Seitdem wollte ich unbedingt in die NHL." So
zog er alleine aus, um fünf Jahre in Amerika in einem Aufbaucamp zu lernen.
Doch der Weg führte ihn umgehend zurück nach Deutschland. Die Konkurrenz war
zu groß. Für ihn reichte es zuerst nur für Freiburg und München.
Doch er packte wieder seine Sachen und sammelte weiter Stempel in seinem
Reisepass. Erst heuerte er in einem unterklassigem US-Team an, dann
wechselte zu den Moskitos nach Essen und schließlich zog es ihn nach Prag,
wo er Mitte der 90er für Slavia und Sparta spielte.
Prag, das schien der Durchbruch. Er wurde von der NHL entdeckt. Wieder zog
er in die USA. Lief aber nur in einer niederen Liga in Portland auf. Die
große Bühne des Eishockeys blieb ihm weiter verwehrt. Bis sich die
Washington Capitals meldeten. "Ich war so glücklich. Endlich die NHL",
erinnert sich Benda. Doch dann kam der große Frust. Nach neun Spielen musste
Benda wieder gehen. "Da suchte ich mir wieder eine Liga mit vielen NHL-
Scouts aus." Ein weiterer Stempel. Finnland. Drei Jahre spielte er dort.
Zwei davon in der Hartwell-Arena für Jokerit Helsinki, mit dem er
Vizemeister wurde. "Ich kenne hier jeden Winkel. Und die Leute kennen mich
hier auch noch." Er war ein Star, nur eben nicht in der NHL.
Benda, bereits Familienvater, trieb es in die starke russische Liga. Nach
Kasan. In eine 800 Jahre alte Stadt in der Provinz Tatarstan. Irgendwo
fernab des Urals. 400 000 Dollar soll er heute dort verdienen. Er genießt
sein Leben beim reichen Club AK Bars Kasan. Auch wenn er zu Ligaspielen bis
zum Pazifik reisen muss. Sein Club ist einer der besten in der Liga. Er ein
Star. "Ich habe kurz vor der WM um ein Jahr verlängert." Denn er weiß: Sein
Lebenstraum ist kein zweites Mal zu erreichen. "Danach gehe ich wohl noch in
die DEL." Deutschland ist irgendwie seine Heimat geblieben. "Sonst würde ich
ja nicht in der Nationalmannschaft spielen."
Zu allen Spielen war er aus sämtlichen Ecken der Welt zum Kader gestoßen.
Seine siebte WM bestreitet er in Finnland. Einen Tag dauerte diesmal seine
Reise. Für ihn ist es dennoch selbstverständlich. "Ich möchte doch den
Spielern helfen." Wie er es schon immer getan hat. Auch hinter den Kulissen,
als er seinem Teamkollegen Tobias Abstreiter, der bei der letzten WM
unbedingt ein Autogramm von Superstar Jaromir Jagr haben wollte, eins
organisierte. "Ich kenne ja alle." Nach seinem ersten Spiel als Kapitän übte
er allerdings erst mal heftig Kritik. "Wir müssen wissen, dass es so wie
gegen Japan nicht geht. Gegen die Ukraine müssen wir am Dienstag besser
werden."
Wer pariert, hat einen Autogrammwunsch frei.

gruß, mick (bekennender alteuropäer)

MaMo Offline

NHL-Legende


Beiträge: 1.092

30.04.2003 13:27
#3 RE:Interview mit Jan Benda Antworten

Jan Benda

Für mich einer der besten Nationalspieler & vor seiner Vita zieh ich einen Hut!!
*****************************************************************
MM
CSC find ich gut!

The coolest game on Earth!!

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