Ich war wieder mal in den weiten Welten des Forums unterwegs und habe den passenden Artikel dazu:
"Knowwaddamean ?"
In José Charbonneau verlässt ein Herzstück die Lions
Wie haben sie ihn gehasst, die Gegner, sein provokantes Grinsen, wenn er den Faustkampf nicht annahm, weil er es nicht mehr nötig hatte, wie haben sie ihn gehasst, wenn er den Puck mal wieder mit seinem zwar allen bekannten, aber nie zu beherrschenden Trick verdeckt am Verteidiger vorbei ins Tor schlenzte, weil der Torwart die Bewegung nicht sah und wie haben sie ihn für einen arroganten A.... gehalten, weil er sich nach dem Spiel immer nur von den gegnerischen Spielern verabschiedete, die es ihm wert erschienen. "Für mich sind fast alle Gegner gleich, warum soll ich mich von denen verabschieden", hat er einmal gesagt.
Für die Frankfurt Lions und ihre Fans war José Charbonneau allerdings nie einer unter vielen. Er war einer jener wenigen charismatischen Figuren, die immer polarisierten. Von den Gegnern gehasst, von den Fans geliebt. Die Frauen verehrten ihn für sein gutes Aussehen, die Männer für seine Härte und Konsequenz auf dem Eis.
Mit seinem gutturalen Englisch, das erkennbar nicht die Muttersprache des Franko-Kanadiers ist, sprach er kurze, nebensatzlose Weisheiten. Egal, ob gute oder schlechte Spiele, ein Klassiker von ihm war immer: "' Know what's hockey 'bout ? Yo can win, yo can loose. But yo never should loose yo pride." Was auf deutsch soviel heißt, wie: Egal, ob man gewinnt oder verliert, man muss immer seinen Stolz behalten. Für diese Haltung wurde er verehrt und für Sätze wie diesen nach dem erst im fünften Spiel verlorenen Play-off-Viertelfinale vor einem Jahr gegen den späteren Meister München: "I put my heart on the ice."
Wobei er durchaus einen Unterschied machte zwischen regulärer Saison und Play-off-Runde: "In der regulären Saison musst Du Dir Respekt verschaffen", notfalls auch mit Strafzeiten, "in der Play-off-Runde bekommst Du ihn." Da wurde aus dem wilden, unbeherrschten Charbonneau der wilde, beherrschte "Charbs".
Dass er deswegen ein einfach zu handhabender Mensch war, ist damit nicht gesagt. Selbstkritik war nie seine Stärke. Als ihn in der vergangenen Saison der damalige Trainer Peter Obresa einmal für ein Spiel pausieren ließ, weil die Leistung von José Charbonneau einfach nicht stimmte, da kochte der emotionale Stürmer vor Wut, etwa so, wenn Leute seinen Vornamen José spanisch ("Hosé") aussprachen, statt französisch ("Dschosé"): "I am a French-Canadian, not a chico."
Auch von seinen Mitspielern wurde er nicht ausschließlich geliebt. Der ehemaliger NHL-Spieler machte keinen Hehl daraus, dass ihm nur wenige das Wasser reichen können und für manchen Kollegen stellte sich das als Arroganz dar. Doch als Sportler konnte ihm keiner etwas vorwerfen. Er kam nie zu spät zum Training und war auch nie der erste, der wieder ging.
Und auf dem Eis riss er wie kaum ein anderer das Team mit, wenn er einen gegnerischen Verteidiger an die Bande donnerte, war das ein Signal für die anderen. Ein Angriff auf den eigenen Torwart ? Wer danach Charbonneaus Faust im Gesicht gespürt hatte, machte das nie wieder. Wobei sich der "spätere" Charbonneau nie ohne Grund mit jemandem anlegte, er konnte seine Aktionen dosieren. Denn, man ahnt es schon: "Dat's what hockey's 'bout."
Er war ein Herzstück der Lions, ein sprödes vielleicht. Aber ohne ihn werden einige merken, was den Lions fehlt. Auf viele mochte er widerborstig wirken, offizielle Termine außerhalb des Eises waren ihm zuwider. Doch wenn er erst einmal jemanden respektierte, dann konnte man in Diskussionen mit ihm über Eishockey leicht die Zeit vergessen. Ob über das letzte Spiel ("We put pressure on them. Knowwhaddamean ?"), über alte Zeiten in anderen Klubs ("Evry fall, same story. Check is late. Mailbox empty. Makes yo think. Knowwaddamean ?" - Jedes Frühjahr, gleiche Geschichte. Der Scheck zu spät. Briefkasten leer. Macht Dich nachdenklich. Du verstehst ?) oder schlechte Trainer ("Evry practice same long face"). Zu Hause jedoch, behauptete er, würde er selten über Eishockey reden. Seine Frau Michelle sagte dann grinsend: "Stimmt, aber wenn José nicht über Hockey redet, dann guckt er Hockey im Fernsehen."
Kaum vorstellbar, dass dieser Mann, der Eishockey über alles liebt, nun plötzlich Versicherungen verkaufen will, wie er bei seiner Bitte an die Lions um Vertragsauflösung angegeben hat. Wie soll das laufen ? Wahrscheinlich so. Charbonneau an der Tür: "Need insurance, knowwaddamean ?" Oder beim Erklären der Vorzüge einer Unfallversicherung: "Sign this contract. Break your leg. Insurancecheck in mailbox. Knowwaddamean ?" Eher könnte man sich José Charbonneau als Geldeintreiber für die "Shark Alliance" vorstellen, bei Leuten, die ihren Kredit nicht zurückzahlen wollen. Etwa so: "Yo signed contract. Yo hava pay. But no check in our mailbox. I break your leg. Makes yo think. Knowwaddamean ? " - Bezahl, oder ich brech' Deine Knochen. Die Lions-Fans werden diesen wilden Beau vermissen.
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