
Die Serie hält: Pleite Nummer 8
Nach dem 2:3 in Frankfurt soll ein Motivationstrainer den Hannover Scorpions aus der Krise helfen.
Eineinhalb Minuten vor Schluss setzte Paulin Bordeleau alles auf eine Karte. In der Schlussphase der Partie bei den Frankfurt Lions holte der Trainer der Hannover Scorpions Torhüter Andrew Verner zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Doch die Maßnahme brachte zwar noch einen Treffer von Gilbert Dionne eine Sekunde vor Schluss, an der 2:3 (0:1, 0:0, 2:2)-Niederlage der Scorpions – der achten in Folge in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) – änderte das am Sonnabend aber nichts mehr.
Bordeleau trauerte nach dem Spiel einmal mehr den vergebenen Chancen nach. „Wir hatten unsere Möglichkeiten und hätten Tore machen müssen“, erklärte der Kanadier. Doch weil die Scorpions ihre Möglichkeiten nicht verwerteten, mussten sie wieder einmal einem Rückstand hinterherlaufen. Auch wenn Klubchef Jochen Haselbacher danach ein ausgeglichenes Chancenverhältnis gesehen hatte, bewahrte vor allem Andrew Verner die Hannoveraner vor einem höheren Rückstand. „Er hat einige sensationelle Paraden gezeigt“, meinte Haselbacher, der seinem Schlussmann bei zwei Gegentoren aber auch eine unglückliche Figur attestierte.
Trotz acht Pleiten in Serie sieht Haselbacher allerdings keinen Grund zur Panik. „Wir arbeiten ruhig und konzentriert weiter“, sagte der Klubchef. „Die Mannschaft ist gut, der Trainer ist gut. Es wird keine spektakulären Aktionen geben.“ Rückendeckung also für Bordeleau, dessen Bilanz bei den Scorpions mit drei Siegen und nunmehr neun Niederlagen alles andere als gut ausfällt.
Auch der Trainer selbst wirkte einen Tag nach der Niederlage in Frankfurt um einiges entspannter als noch am Freitag nach dem 1:4 vor heimischem Publikum gegen die Iserlohn Roosters (Tor durch Peter Jakobsson), als er deprimiert seine Spieler in die Pflicht nahm und von ihnen eine Reaktion forderte. „Wir haben in jedem Spiel unsere Möglichkeiten“, erklärte Bordeleau. „Ich würde erst anfangen, mir Sorgen zu machen, wenn wir keine Chancen mehr herausspielen würden.“
Alles andere als gut war der Scorpions-Coach allerdings auf Todd Simon zu sprechen. Der Stürmer hatte sich zunächst beim schwachen Schiedsrichter Roland Aumüller beschwert und dafür eine zehnminütige Disziplinarstrafe erhalten. Als er dann auch noch mit dem Schläger gegen die Plexiglasumrandung der Strafbank schlug, schickte Aumüller Simon gleich unter die Dusche. „Die Strafe war einfach lächerlich“,schimpfte Haselbacher. Trainer Bordeleau ärgerte sich dagegen mehr über die Undiszipliniertheit seines Angreifers. „Er wird die Konsequenzen tragen müssen“, sagte Bordeleau. Das heißt für Simon wohl, dass er eine empfindliche Geldstrafe zu zahlen hat.
Spektakuläre Aktionen schloss Klubchef Haselbacher aus, doch Bewegung wird es bei den Scorpions wohl trotzdem geben. „Das Problem liegt im Kopf der Spieler“, meinte Bordeleau. Und deshalb denkt er über den Vorschlag von Manager Eric Haselbacher nach, der Mannschaft einen Experten für Kopfprobleme an die Seite zu stellen. „Eric kennt da jemanden“, sagte Bordelau. Und dieser Jemand dürfte kein Unbekannter sein: Chris Hamilton, der zu Beginn der Saison schon die Fußballer von Hannover 96 als so genannter Inner-Performance-Trainer unterstützte.

Krisen-Scorpions: Bordeleau unter Druck
Bei den Scorpions gerät Trainer Paulin Bordeleau immer stärker unter Druck. Vielleicht kommt ein neuer Coach – ein Motivationscoach.
Jochen Haselbacher war am Sonntag sehr verschnupft – aber nur, weil er sich eine starke Erkältung gefangen hat.
Ansonsten war der Scorpions-Boss ziemlich gelassen – trotz der Krise: „Wir sind jetzt da angekommen, wo wir von unseren finanziellen Möglichkeiten her hingehören“ – Platz zehn war als offizielles Saisonziel ausgegeben worden.
Aber natürlich erwarten alle mehr. Unter Bordeleau gabs bisher drei Siege, neun Niederlagen, davon acht hintereinander.
Folge: pfeifende Fans, maulende Sponsoren – da liegt der Gedanke an einen neuerlichen Trainerwechsel nahe. Kommt aber für Haselbacher „absolut nicht“ in Frage – mit einiger Sicherheit meint er „noch nicht“.
Was kann Bordeleau retten? Spieler wie Rob Murphy, Stefan Hellkvist, Fredrik Öberg müssten endlich aus ihrem Dauertief heraus, andere wie Wally Schreiber, Lenny Soccio, Mattias Lööf müssen schnellstens an ihr normales Niveau heran.
Das Problem: Ohne Selbstbewusstsein gibts kein Erfolgserlebnis – und umgekehrt. Manager Eric Haselbacher dachte am Freitag nach der Pleite gegen Iserlohn laut darüber nach, ob ein Motivationscoach etwas ausrichten könnte.
96 hats mit Chris Hamilton vorgemacht – der ist jetzt bei den Krefelder Pinguinen. Coach Bordeleau findet die Idee großartig: „Wir brauchen jetzt jemanden, der uns hilft, das Selbstbewusstsein zurückzubekommen.“
-----
