Solide verloren
Selbst Lions-Trainer Nethery nimmt das 1:2 in Nürnberg gelassen hin
von Marc Heinrich
NÜRNBERG. Mit Gelassenheit haben die Frankfurt Lions die Niederlage zum Auftakt der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hingenommen. Nach tief enttäuscht dreinblickenden Gesichtern suchte man jedenfalls vergebens um kurz vor halb elf, als Spieler, Trainer, Manager und rund fünfzig mitgereiste Fans vor dem Mannschaftsbus auf dem Parkplatz der Nürnberger Arena das 1:2 (1:1,0:0,0:1) gegen die Ice Tigers diskutierten. Die Anhänger begrüßten jeden einzelnen mit verhaltenem Applaus, Bernie Johnston, der Sportliche Leiter der Hessen, sprach von einem "soliden Auftritt" zum Start, der einen Punktgewinn verdient gehabt hätte, und bei Stürmer Robert Francz, einem der emsigsten in einem durchweg eifrigen Team , überwog die Überzeugung, in diesem Jahr mit den Großen der Branche "besser mithalten" zu können.
Auch Trainer Lance Nethery, dem man bei seinen vorherigen Stationen in Köln und Mannheim nachgesagt hatte, er sehe die Dinge oft ein wenig zu verbissen, wirkte nicht unzufrieden. Die unglücklich ausgegangene Premiere stimmte ihn "trotz allem positiv". Der Kanadier nannte die körperbetonte, aber nie unfaire Begegnung "eine Werbung für die DEL". Nicht einmal Schiedsrichter Roland Aumüller, der über sechzig Minuten eine unsichere Figur abgab und beide Kontrahenten gleichsam mit seinen Entscheidungen verblüffte, wollte Nethery böse sein. "Es war sein erstes Spiel in der DEL. Ich denke, jeder hat gesehen, was für Schwierigkeiten er damit hatte". Nachkarten, warum der Unparteiische den Lions in der 25. Minute ein regulär erzieltes Tor von Victor Gervais die Anerkennung verweigerte, bringe nichts, meinte der Trainer, der sich sicher war, "daß wir als Heimmannschaft den Treffer anerkannt bekommen hätten".
Nach dem furiosen Beginn der Nürnberger, als einem, sofern man es mit den Eis-Löwen hielt, angst und bange werden konnte, gestaltete der Außenseiter die Partie gegen den heimlichen Meisterschaftskandidaten offen. Jackson Penney, auch in der Vorbereitung einer der treffsichersten Frankfurter Angreifer, glich in der 8. Minute die von Robert Guillet erzielte Führung der Ice Tigers (3.Minute) aus. Die Routiniers Paul Stanton und Stephane Richer erwiesen sich als tragende Säulen in Netherys Verteidigungskonzept, der ehemalige Augsburger Eric Dylla, erst 24 Stunden vor Anpfiff unter Vertrag genommen, und Marc Fortier sorgten in der Offensive für Schwung. Besonders im zweiten Abschnitt waren es die Lions, die den Takt vorgaben. "In dieser Phase hätten meine Männer Schwimmflügel gebraucht, so sind sie geschwommen", sagte hinterher der Nürnberger Trainer Mike Schmidt, der froh war, "diesen Sturmlauf unbeschadet überstanden zu haben". Bedanken konnte er sich bei Nationalmannschaftstorhüter Marc Seliger, der gegen Gervais (34.), Penney (36.) und Rusty Fitzgerald (37.) famos klärte. "Mehr Chancen bekommt man auswärts nicht", haderte denn auch Nethery, der gespürt haben will, daß sich das Unvermögen vor dem gegnerischen Tor rächen würde. Und so kam es. Als die ersten der 5100 Zuschauer schon begonnen hatten, die Nürnberger für ihre zaghafte Darbietung auszupfeifen, traf Witali Aab zum 2:1 (47.). "Es war ein glücklicher Sieg", gab Schmidt zu, und Nethery nickte bei dessen Worten. Der Trainer der Lions nahm aus Nürnberg die Erkenntnis mit, "daß wir vor niemanden in der DEL Angst haben müssen". An diesem Sonntag kommt es für ihn und seine Mitstreiter am Ratsweg zur nächsten Bewährungsprobe. Anpfiff gegen die Hannover Scorpions ist um 18.30 Uhr.
Gruß vom Kallewirsch
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