Mit Blaulicht zum ersten Einsatz in der NHL!
Goalie Reinhard Divis spricht über 25 Minuten in der Traum-Liga, seine Chancen und sein leeres Haus.
Manchmal kann es im Leben sehr schnell gehen. Reinhard Divis kann seit Sonntag ein Lied davon singen - sein NHL-Einsatz beim Spiel zwischen den St. Louis Blues und Colorado Avalanche, der erste eines Österreichers in der nordamerikanischen Eishockey-Liga, geriet zum Wettlauf mit der Uhr: Um 11 Uhr (Boston-Zeit) erfuhr der 26-jährige Tormann in seinem Appartement in Worcester, dass um 14 Uhr sein Flieger nach Missouri abheben würde. Um 18 Uhr (St.-Louis-Zeit) sollte die erste Sirene ertönen.
Divis hat das Rennen gewonnen und in 25:06 Spielminuten vor 19.384 Fans keinen Treffer kassiert (die Blues verloren dennoch 2:4).
Ist dir bei der Hektik um deinen NHL-Einsatz überhaupt Zeit geblieben, um nervös zu werden?
Nein, und das ist auch gut so. Als ich um vier in St. Louis gelandet bin, hat schon ein Polizeiauto am Flugzeug gewartet, das mich in die Halle gebracht hat. Teilweise mit Blaulicht und Sirene, damit sie gegen die Einbahn fahren konnten (lacht), 80 Minuten vor Spielbeginn war ich in der Halle. Nachdem Zweier-Goalie Fred Brathwaite das dritte Colorado-Tor kassiert hatte, hat mich Headcoach Joel Quenneville im zweiten Drittel aufs Eis geschickt.
Hattest du Schwierigkeiten, dich an das NHL-Niveau zu gewöhnen?
Nein, ein paar Trainings mit dem Team wären aber nicht schlecht gewesen: Die Schüsse sind doch um einiges schneller als in der American Hockey League.
Dort spielst du beim Farmteam der Blues, den Worcester Ice Cats. Wo liegen die Unterschiede zu Europa?
Die Eisflächen in Nordamerika sind kleiner, deswegen wird aus fast jeder Position geschossen. Drum sind auch die Schusswinkel anders. Außerdem hast du viel mehr Verkehr vor dem Tor, weil die Stürmer konsequenter auf Nachschussmöglichkeiten warten. Sie gehen dahin, wo's weh tut. Und du wirst öfter behindert.
Wo stehen die Ice Cats in der AHL?
Wir sind im Moment Achter, spielen diese Woche drei Mal zuhause gegen Manitoba um den Aufstieg im Play-off. Wir können alle Spiele gewinnen - aber auch gleich ausscheiden. Die Liga ist so ausgeglichen, dass jeder jeden schlagen kann.
Wirst du dabei sein? Oder in St. Louis bleiben, bis Einsergoalie Johnson wieder fit ist?
Keine Ahnung, das entscheidet sich von Tag zu Tag.
Du lebst seit September mit Familie in Worcester. Hast du manchmal Heimweh?
Nein. Ich bin ja schon mit 16 aus Wien nach Vorarlberg gegangen. Und ich hab' immer Erfolg gehabt. Wenn du den hast, gefällt's dir überall. Allerdings haben wir vor drei Jahren in Vorarlberg ein Haus gebaut - und sind bis jetzt nicht dazu gekommen, drin zu wohnen. Jetzt leben wir in einer Drei-Zimmer-Wohnung, zehn Meilen außerhalb von Worcester. In der Stadt ist's zu gefährlich. Im September hab' ich noch im Hotel gewohnt, fünf Gehminuten von der Halle entfernt. Aber der Trainer hat gesagt: „Fahr mit dem Klub-Bus, zu Fuß gehen ist zu gefährlich.“
Was erwartest du dir von der Zukunft?
Mein Vertrag läuft im Sommer aus, die Blues haben eine Option auf mich. Wenn's klappt, ist es gut. Wenn nicht, kann ich auch in den Spiegel schauen. Ich hab' schon viel erreicht: 21 AHL-Spiele in Serie, das ist Rekord. Und St. Louis hat mich jetzt schon zum dritten Mal aus der AHL raufgeholt. In dem Geschäft steckt viel Politik, und es gibt viele gute Spieler, aus Tschechien, der Slowakei, Schweden, die nie die Chance bekommen, die ich hatte.
(Quelle: Kurier/Stefan Sigwarth)
EINMAL LÖWE, IMMER LÖWE
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