Frankfurter Rundschau
Not gegen Elend
Frankfurt Lions verlieren auch in Mannheim / Duell der beiden Kellerkinder droht
Von Reinhard Sogl (Mannheim)
Die Frankfurt Lions sind ihrem Ziel, nicht schon nach dem Ende der Doppelrunde die Eishockey-Saison beenden zu müssen, einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Blöderweise werden sie sich aber nicht in den Play-offs wiederfinden, sondern sie müssen sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen, als Strafe für eine unterirdische Saison in bis zu sieben Duellen mit dem Tabellenletzten den Absteiger ermitteln zu müssen. Denn während die Keller-Konkurrenten Oberhausen, Essen und Schwenningen am Dienstag punkteten, war der jetzige Tabellenvorletzte trotz bemerkenswerter kämpferischer Leistung nicht in der Lage, beim Lieblingsfeind Adler Mannheim für eine Überraschung zu sorgen. Mühsam gewannen die in Bestbesetzung angetretenen Gastgeber mit 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) gegen das Frankfurter Rumpfteam in einem Spiel der Marke Not gegen Elend.
Olympia wirft seine Schatten hinterher. Weil die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in Salt Lake City das Viertelfinale erreicht hatte, konnte das eigentlich für den 22. Februar terminierte DEL-Derby erst gestern stattfinden. Doch trotz vier Mannheimer Olympiateilnehmern wäre es das eigentlich schon gewesen mit den Reminiszenzen an die Winterspiele, hätte nicht Schiedsrichter Gerhard Müller offensichtlich Anschauungsunterricht genommen bei seinen NHL-Kollegen. Die hatten jeden hohen Stock mit leichter Verletzungsfolge gleich mit einer Fünf-Minuten-Strafe sanktioniert.
Analog dieser Praxis verhängte Müller schon in der 9. Spielminute gegen Steve Palmer wegen eines Foulspiels gegen Michel Picard fünf Strafminuten und schickte den Frankfurter Stürmer zum Duschen. Womit die Gäste, denen nun am kommenden Freitag beim Klassenerhaltskonkurrenten Revier Löwen auch Palmer fehlen wird, nur noch sieben gelernte Angreifer hatten. Nach Pearson, Sandner und Gervais musste auch Seliwanow passen, angeblich wegen einer Rückenverletzung. Zudem fehlte auch noch Verteidiger Tully.
Angesichts dieser Personalmisere zog sich die Mannschaft von Trainer Butch Goring beim Meister achtbar aus der Affäre. Zwei der drei bisherigen Saisonduelle gegen die Adler hatten die Lions gewonnen, beim vierten Aufeinandertreffen konnte die Marschrichtung eigentlich nur Schadensbegrenzung lauten. Ein Blick auf die dritten Sturmreihen verdeutlicht die ungleichen Kräfteverhältnisse. Frenzel, Girard und Appel bei den Lions, Worobjew, Ustorf, Stevens bei den Adlern - das ist etwa so wie die DEB-Auswahl gegen Team Canada.
Dennoch war es eher Zufall, dass just diese Reihe klangvoller Namen das 1:0 für den Favoriten erzielte. Denn die Führung der Adler an sich war mehr dem Zufall geschuldet als gekonntem Spiel. Olympiateilnehmer Ustorf staubte bei Mannheimer Überzahl ab, nachdem Torhüter Reddick einen Schuss von Dennis Seidenberg nur hatte abprallen lassen können.
Gewiss, die ebenso wie die Lions zuletzt formschwachen Gastgeber hatten die weitaus höheren Spielanteile, die besseren Torchancen aber besaßen die Hessen. So vergab der später ebenfalls zum Stürmer umfunktionierte Verteidiger Doyle in der 19. Minute in aussichtsreicher Position. Eine noch bessere Möglichkeit zur Führung bot sich in der 32. Minute dann Sliwtschenko, der nach einem Break aber gleichfalls am Mannheimer Schlussmann Rosati scheiterte. Und schließlich brachte in diesem niveauarmen Derby auch Malgunas (42.) die Scheibe nicht im Tor unter. Stattdessen Doyle in der Schlussminute den Puck im eigenen Netz, als er gegen Stevens klären wollte. Es war ein passender Schlusspunkt.
Adler Mannheim - Frankfurt Lions 2:0 (0:0, 1:0, 1:0). - Tore: 1:0 Ustorf (38:52), 2:0 Stevens (59:35). - Schiedsrichter: Müller (Schierke). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: Mannheim 12 - Frankfurt 17 plus Spieldauerdisziplinar (Palmer)
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FNP
Frankfurt Lions verlieren auch in Mannheim
Mannheim. Das Playoff-Teilnehmerfeld in der Deutschen Eishokey-Liga (DEL) nimmt Formen an. Mit einem 6:0-Sieg bei den Berlin Capitals haben die von Bundestrainer Hans Zach trainierten Kassel Huskies als fünfte Mannschaft den Einzug in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft praktisch sicher. Tabellenführer Krefeld Pinguine, Adler Mannheim, die München Barons und die Nürnberg Ice Tigers standen bereits als Playoff-Teilnehmer fest.
Im Spitzenspiel zwischen den Nürnberg Ice Tigers und den Krefeld Pinguinen waren nach dem 2:1-Penaltysieg des Spitzenreiters beide Teams zufrieden. Krefeld verteidigte die Tabellenführung mit einem Zähler Vorsprung vor den Adlern Mannheim, die gegen die Frankfurt Lions gestern Abend mit 2:0 erfolgreich waren. Die Ice Tigers sicherten sich mit nunmehr 103 Punkten zumindest schon den vierten Platz und damit das Heimrecht im Playoff.
Die lustlos wirkenden München Barons verpassten mit einer 2:3Heimpleite gegen Abstiegskandidat Revier Löwen Oberhausen den Sprung an die Tabellenspitze. Peter Gulda schoss den Oberhausener Siegtreffer. Die Münchner müssen in den kommenden vier Wochen auf Stürmer Andrew Schneider verzichten, der nach einem Mittelhandbruch operiert wurde. Die Kassel Huskies gewannen durch die Tore von Thomas Daffner (2), Brent Peterson (2), Stephane Robitaille und Sven Valenti bei den desolaten Berlin Capitals mit 6:0 und haben mit 85 Punkten einen Platz unter den ersten Acht so gut wie sicher.
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