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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 196 mal aufgerufen
 DEL & DEB
bigfoot49 ( Gast )
Beiträge:

02.01.2002 22:24
Essen: Spieler stellen sich den Fans Antworten
Fragestunde: ESC stellt sich heute seinen Anhängern

Die Moskitos-Mannschaft stellt sich heute, 19 Uhr, im Vereinsheim "Eigene Scholle" (Raumerstraße) den Fragen der Fans.

Der Frust der Anhänger über die zuweilen lustlos und lethargisch wirkenden Auftritte der Eishockeyprofis entlädt sich seit der 0:6 Niederlage bei den Hannover Scorpions in bisher unbekannter Härte (wir berichteten). Um den Unterstützern die Möglichkeit zu geben, selbst einmal Ursachenforschung zu betreiben, wurde das öffentliche Treffen angesetzt, bei dem die Spieler den Fans Rede und Antwort stehen und die Krise aus ihrer Sicht schildern.
http://www.waz.de/free/waz.essen.lokalsport.artikel.inhalt-000.html?news_id=2103539


cheers Stefan
Spitzenreiter - volle Halle - keine Stimmung - KEV

bigfoot49 ( Gast )
Beiträge:

05.01.2002 13:32
Re: Essen: Spieler stellen sich den Fans Antworten
Sozialkunde im Hinterzimmer

Wenn Fans mit Eishockeyprofis der Essener Moskitos Klartext reden:


ESSEN. Das Ambiente verspricht einen friedlichen Abend unter Sportsleuten, eine nachgeholte Weihnachtsfeier vielleicht, die wegen der Terminhatz in der Deutschen Eishockey Liga ausgefallen ist. Der dunkelblaue Vorhang im Hinterzimmer der "Eigenen Scholle", einer Essener Vorstadtkneipe, ist beflockt mit gülden schimmerndem Dekor: mit Sonnen, Monden und Sternchen. An der Decke baumeln Gestecke, die aus dem Advent übriggeblieben sind, und schiefhängende Sterne aus Draht. Der üppige Schmuck läßt den überfüllten Raum noch flacher erscheinen, als er ist. Die langen Tischreihen mit etwa dreihundert Plätzen sind vollbesetzt; im Mittelgang drängelt sich das Stehplatzpublikum. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle sitzen auf der Fensterbank, umspielt von vergilbten Gardinen, in der Ecke steht ein altes schwarzes Klavier. Nur auf dem Podest mit dem dunkelblauen Vorhang im Rücken sind noch ein paar Stühle frei - für die Eishockeyspieler der Essener Moskitos, die um 19 Uhr eintreffen werden.

Zigarettenqualm brennt in den Augen. Die "dicke Luft" in der "Eigenen Scholle" illustriert den Grund dieser Zusammenkunft. Thomas Schiemann, der Präsident des Klubs, erklärt, warum der Vorstand die Mannschaft herbestellt und die Fans hergebeten hat. Die Basis habe das Recht, die Profis zu fragen, warum sie so schlecht spielen, daß die Moskitos schon wieder Letzter in der Liga sind. Allerdings gelte es ein paar Spielregeln zu beachten. "Nur Fragen zum Sportlichen" seien erlaubt. Die vielerorts prognostizierte baldige Pleite des Klubs, auch ein abendfüllendes Thema, bleibt ausgeblendet. Bevor es losgeht, setzt Schiemann ein Zeitlimit fest. "Die Veranstaltung sollte anderthalb Stunden nicht überschreiten", sagt er. Die Mannschaft müsse 24 Stunden später ausgeruht sein für das Spiel gegen Iserlohn, "gegen die aus dem Bauernland", wie er sagt. "Wir wollen den Spielern doch kein Alibi geben." Ein Raunen geht durch den Saal, die ersten Spieler bahnen sich den Weg in die Tiefe des Raumes, sie kommen nur langsam voran. "Ihr müßt sie schon durchlassen, wenn ihr sie befragen wollt", mahnt der Moderator. Die meisten Profis lassen sich auf dem Fußboden des Podiums nieder, ihr Einmarsch wird weder von Beifall noch von Pfiffen begleitet. Als das mobile Mikrofon von der Theke herbeigeschafft ist, eröffnet ein Fan das Wortgefecht mit einer Frage an Marc Savard, den Kapitän. "Wie kann es sein, daß ihr elfmal nacheinander verliert und nie der Wille zu sehen ist, ein Spiel zu gewinnen?" Der Verteidiger streicht sich mit der Hand über das Kinn, als wollte er seine Rasur prüfen. "Gute Frage", sagt er, "schwierig zu beantworten." Erst einmal Zeit gewinnen. "Ich gebe zu, daß wir in einigen Spielen nicht sechzig Minuten gekämpft haben." Später folgt ein Geständnis, das einem "schuldig im Sinne der Anklage" gleichkommt. "Es liegt ausschließlich an uns, es gibt keine Ausreden, keine Entschuldigung." Verteidiger Erich ("Rick") Goldmann drückt es volkstümlicher aus. "Wir bewegen unseren Arsch nicht so, wie wir sollten." Beifall.

Ein gewisser Herr Vogel meldet sich zu Wort. "Wir kommen, um das Team kämpfen zu sehen. Wenn ihr das nicht macht, ist Schluß mit Eishockey in dieser Stadt." Ein dezenter Hinweis auf die Fan-Kollekte, die den wirtschaftlich darniederliegenden Moskitos im Sommer rund 200 000 Mark eingebracht hat. Savard bekundet treuherzig, daß es ihm und seinen Kollegen keine Freude bereitete, die Anhänger leiden zu sehen. Aber die Fans mögen doch bitte berücksichtigen, was die Frauen und Freundinnen der Spieler zu erdulden hätten, wenn sie im Moskito-Dienstwagen zum Einkaufen führen und sich auf dem Parkplatz allerlei Spott anhören müßten. "Mir kommen die Tränen", sagt jemand halblaut. Das Publikum wird allmählich ungeduldig, die Wortwahl rustikaler, der Ton rauher. "Es bringt nichts, Scheiße nach dem Geruch zu sortieren", ruft ein Mann in Richtung Podium. Als der atmosphärische Druck auf Spitzenkräfte wie Todd Simon oder Terry Yake zunimmt, fängt der Präsident an sich Sorgen zu machen. "Sind wir hierhergekommen, um die Spieler zu verprügeln? Wir sollten einzelne von ihnen nicht so in den Boden stampfen, daß sie in Iserlohn nicht mehr spielen können. Ihr müßt bedenken, was ihr ihnen abverlangt." Wieder ein Raunen.

Auf dem rechten Flügel verlangt ein Mann, daß diejenigen im Saal aufzeigen sollen, "die einen Arbeitsvertrag haben". Etwa die Hälfte der Anwesenden hebt den Arm. Sozialkunde für einen Haufen gleichgültiger Eishockeyprofis, von denen die meisten nach dem zu erwartenden Abstieg einen neuen Job finden werden. Sie hätten bloß Glück, daß für ihre Arbeitsverhältnisse das Betriebsverfassungsgesetz nicht gelte, ereifert sich der Mann, der die Arbeitslosenquote im Saal ermittelt hat. Herr Vogel wiederum fragt Trainer Paulin Bordeleaux, ob er sich nicht "als Witzfigur" fühle. "Sie haben angekündigt, große Namen draußen zu lassen, und es dann doch nicht gemacht." Der Trainer kontert kühl. "Ich habe nur gesagt, daß ich es vielleicht mache." Ein Fanfunktionär namens Thorsten will wissen, was die Spieler von den jüngsten Protestkundgebungen hielten. Terry Yake fühlt sich angesprochen. Der Mittelstürmer, einst in der nordamerikanischen Profiliga (NHL) beschäftigt, sagt, er habe für vieles Verständnis; aber daß die Fans ihn samt Gefolge auf einem Transparent als Eisballerina im Röckchen dargestellt hätten, gehe zu weit. Als der harte Junge aus der NHL so weich wird, lenkt Thorsten ein. "Wir wollen keinen runterziehen und beleidigen." An der Fensterbank flüstert ein Vorstandsmitglied: "Jetzt haben wir uns gleich alle wieder lieb." Als die neunzig Minuten um sind, erkennen viele Fans, daß sie die Spieler trotz allem brauchen. Schon um es "denen aus dem Bauernland zu zeigen".

RICHARD LEIPOLD

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2002, Nr. 4 / Seite 36

http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/content.asp&rub={4D3C852C-5862-432E-8D43-6B512672F593}&doc={1DAFE37C-BD60-4AE1-9498-5AD8C46FD145}


cheers Stefan
Spitzenreiter - volle Halle - keine Stimmung - KEV

MatsSundin#13 ( Gast )
Beiträge:

05.01.2002 13:54
#3 Re: Essen: Spieler stellen sich den Fans Antworten
Hi bigfoot!
Bei Euch gehts ja zu!
Ich glaube aber, daß Ihr mit den Spielern die falschen ansprecht. Vielmehr wären gezielte Fragen an die Funktinärsrige der Moskitos angebracht.
Zum Beispiel, wie man dazu käme, von so einer Mannschaft die Play-Off-Teilname zu erwarten.
Ihr solltet Euch Leute auf Funktionärsebene zulegen, die das Geld gewinnbringender investieren, als in Leute, wie Tikkannen oder Yake.
Terry Yake ist ein gutes Beispiel. Er war zu NHL-Zeiten ein Arbeiter, ein Defensivspezialist, ein Mann für die Checking-Reihe seines Teams. Ich frage mich, wie man von so einem erwarten kann, das er in Essen dann auf einmal Tore schießt und das Spiel macht!
Sorry Stefan, klingt hart, aber Eure Lage ist auch bedrohlich genug. Ihr seid ein sympatischer Verein und die Geschichte mit den 200.000 DM ist alle Fan-Ehren wert, deshalb sollte schnell was passieren, damit nicht alles umsonst war!

Mats

Saas Fee 2003, ich bin auch dabei!

AC/DC rules!

bigfoot49 ( Gast )
Beiträge:

05.01.2002 14:01
#4 Re: Essen: Spieler stellen sich den Fans Antworten
Hi Mats
wie die Lage hier ist, weiß ich nur zu gut....näheres hier loslassen kann ich nicht.

Tja, wieso ein Yake zum Tore schießen geholt wurde, frage ich mich auch, guckt man mal alleine seine Statistiken an, sieht man schon das er eher der Vorbereiter denn der Vollstrecker war! Aber wahrscheinlich haben wieder einige im Vorstand ihr gesamtes "Hockeywissen" ausgepackt!


Du hast Recht, dass man sowas in einem professionellen Verein nicht macht (Arbeitet man hier überhaupt professionell? Ich denke nicht!), in Zeiten wo man in den tiefsten Klassen spielt, kann man sowas machen! Aber nicht in der DEL.....

Ach hier liegt einiges im Argen.....


cheers Stefan
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