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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 510 mal aufgerufen
 Frankfurt Lions
holypalooza Offline

O.A.L. Member


Beiträge: 11.626

29.01.2003 15:17
Ice Ice Buschi Antworten


Ein harter Arbeiter


Sie sind im kanadischen Vancouver geboren, spielen aber seit vielen Jahren in Deutschland. Wie kam das zustande?

Ich wollte damals eigentlich nur für ein Jahr nach Deutschland gehen, um hier Eishockey zu spielen. Mein Vater hat in einer Bank in Vancouver gearbeitet. Er hatte einen Kunden, der in Deutschland spielte. Ich kann mich nicht an den Namen erinnern. Auf jeden Fall hat er mit mir darüber gesprochen, nach Deutschland zu gehen, um hier Eishockey zu spielen. Und ich hatte einen deutschen Paß und galt also nicht als Ausländer. Ich bin dann nach Kassel gegangen. Ich habe dort im Juniorenteam gespielt und mit dem damaligen Zweitligateam trainiert. Jerzy Potz war damals Trainer. Er hat mir sehr geholfen, mich zurecht zu finden. Und obwohl ich einen deutschen Paß hatte, galt ich doch als Ausländer. Und dadurch bekam ich keine Spielpraxis, weil sie Spieler wie Dave Morrison als Ausländer im Team hatten. Und da hatte ein 18-Jähriger wie ich keine Chance. Nach dieser ersten Saison wollte ich zurück nach Kanada. Nur damals gab es eine Regel, nach der man drei Jahre hintereinander als Ausländer spielen mußte, um eine Spielberechtigung als Deutscher zu bekommen. Und ich wußte nicht, was ich machen sollte. Ich entschied mich – gerade wegen dieser Regel – hier zu bleiben. Natürlich gefiel es mir hier in Deutschland. Zudem haben meine Großeltern in Kassel gelebt, und ich wohnte bei ihnen. Mir hat es dann so gut gefallen, daß ich mich entschied, in Deutschland Karriere zu machen, anstatt wieder zurück nach Kanada zu gehen.

Wie kam es zu Ihrer Einbürgerung?

Als Teenager habe ich mich schlau gemacht, wie ich einen deutschen Paß bekommen könnte, denn mein Vater ist Deutscher, genauso wie mein Großvater. Ich bin zum deutschen Konsulat in Vancouver gegangen und habe ihnen all die Papiere und Unterlagen meines Vaters gezeigt.

Und die Konsulatsmitarbeiter haben mir, nachdem sie die Papiere gesehen hatten, gesagt: Mr. Busch, Sie waren schon immer Deutscher. In Kanada darf man zwei Staatsbürgerschaften besitzen. Und so habe ich meinen deutschen Paß bekommen.

Was sind die Unterschiede zwischen Ihrer vorherigen Station, den Moskitos Essen, und den Frankfurt Lions?

Frankfurt ist natürlich viel größer als Essen. Und dort herrscht eher eine Arbeitermentalität, hier hingegen gibt es die ganzen Banken und die Finanzunternehmen. Zur sportlichen Seite muß ich sagen, daß die Situation ein wenig ähnlich war, wie die in Frankfurt. Dort hatten sie zwei schlechte Jahre und die Mannschaft, der ich angehörte, sollte das ändern. Ähnlich wie hier. Die Erwartungen wurden nicht erfüllt, wobei die Erwartungen in Frankfurt noch wesentlich höher waren und sind als die in Essen. Und das ist auch richtig so. In Essen haben sie Geld ausgegeben, daß sie nicht hatten, deshalb sind die Moskitos jetzt nicht mehr in der Liga. In Frankfurt ist das anders, es gibt keine finanziellen Probleme.


Die Hamburg Freezers, die derzeit Platz acht belegen, konnten am vergangenen Wochenende ihr Punktepolster auf die Konkurrenz vergrößern. Wie beurteilen Sie die Ausgangsposition der Lions vor den noch ausstehenden 10 Partien?

Ich versuche so positiv zu denken wie möglich, obwohl es nicht viele positive Dinge gibt. Wir müssen versuchen, das Beste aus den Spielen wie gegen die Eisbären zu ziehen, und von Spiel zu Spiel denken. Wir dürfen nicht aufgeben und müssen hart arbeiten und zusehen, daß wir so viele Spiele wie möglich gewinnen. Leider haben wir uns selbst in diese Situation manövriert. Wir müssen als Mannschaft zusammenstehen und so viele Punkte wie möglich aus den noch ausstehenden zehn Partien holen.

Wie fällt Ihr bisheriges, persönliches Saisonfazit aus?

Ich bin ziemlich enttäuscht. Vergangenes Jahr absolvierte ich meine erste komplette Saison in der DEL. Ich habe mich in der vergangenen Spielzeit im Saisonverlauf immer weiter gesteigert. Und meine Statistik war auch nicht schlecht für mein erstes DEL-Jahr. Für die neue Saison hatte ich große Erwartungen und habe mir selbst sehr viel Druck gemacht, gut abzuschneiden. Aber so wie es gelaufen ist, bin ich enttäuscht. Ich bin nicht so richtig in Fahrt gekommen und hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Aber das haben viele. Manchmal läuft es nicht von Anfang an, und man muß hart an sich weiterarbeiten, damit sich der Erfolg einstellt. Ich glaube nicht, daß ich sehr gut spiele. Ich muß weiter hart arbeiten, dann kommt der Erfolg irgendwann schon zurück.

Vor zwei Spielzeiten haben Sie noch in der Oberliga bei den Ratinger Ice Aliens gespielt. Nun spielen Sie Ihre zweite Saison in Folge in der DEL. Wie sehr unterscheidet sich DEL-Eishockey von dem in der Oberliga?

Alles ist viel professioneller in der DEL, die Spieler sind größer und stärker. Das Spiel an sich ist schneller. Und die Torhüter sind besser. Jede Mannschaft hat einen ausländischen Goalie, und auch die deutschen Torhüter sind richtig gut. Ich mag es zwar nicht, daß jetzt zu sagen, aber auch die Schiedsrichter in der DEL sind viel besser. Deshalb denke ich aber nicht, daß die DEL-Schiedsrichter unbedingt gut sind. Nur in der Oberliga sind sie noch viel schlechter. Wir haben die ganze Zeit Probleme mit den Schiedsrichtern, aber ich habe gesehen, wie schlecht es wirklich sein kann. Und glaubt mir, es geht noch viel schlechter.

Im Ausland geborene Spieler mit deutschem Paß werden kommende Saison, da noch eine weitere Ausländerlizenz wegfällt, immer begehrter. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Es ist natürlich ein Vorteil, einen deutschen Paß zu haben. Aber auch die neue U23-Regelung hilft allen. Das ist gut für das deutsche Eishockey. Aber ich muß auch sagen, daß ich jetzt schon zehn Jahre in Deutschland gespielt habe, inklusive zweier Juniorenjahre. Ich habe also fast länger als einige andere Deutsche hier gespielt. Robert Francz zum Beispiel hat mehr Zeit in Kanada auf professionellem Niveau gespielt als ich. Oder auch Marc Pethke. Und auch Eric Dylla hat in Kanada im Juniorenbereich gespielt. Ich bin jetzt so lange in Deutschland, daß ich gar nicht der typische Spielertyp bin, der über den Teich kommt und dann einen deutschen Paß erhält. Ich habe meinen ganzen Werdegang in Deutschland bestritten. Dennoch, es bleibt ein Vorteil für mich und ist ein Grund, warum ich hier geblieben bin.

Derzeit wird bemängelt, daß zu wenig Tore in den Spielen fallen. Was könnte man Ihrer Meinung nach ändern, um diesen Trend zu stoppen und Eishockey wieder attraktiver zu machen?

Die NHL ist auf dem richtigen Weg, in dem die Schiedsrichter dort mehr Haken und Halten pfeifen. Dadurch fallen mehr Tore. In der DEL wird dauernd gehakt oder gehalten. Wenn man das nicht mehr so oft durchgehen ließe, würden mehr Tore fallen. Die Spieler würden öfter auf das Tor schießen und die Spiele wären interessanter.

Wie würden Sie Ihre Spielweise charakterisieren?

Ich bin definitiv kein eleganter Spieler. Ich bin eher ein harter Arbeiter und will so dem Team helfen. Das ist der Weg auf dem ich auch durch mein Leben gehen möchte. Ich mag die körperliche Spielweise, und das ist es im Prinzip auch schon. Ich versuche immer mein Bestes zu geben.

Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?

Ich habe Baseball, Basketball, Golf und Fußball ausprobiert. Aber Eishockey war immer meine große Liebe. Damit bin ich aufgewachsen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich zu den Spielen der Vancouver Canucks gegangen bin. Als Teenager habe ich schon Greg Adams spielen sehen. Dort, wo ich aufgewachsen bin, ist Eishockey alles. Man hat all die Stanley Cup-Play-Off’s gesehen, die Kinder spielen alle Eishockey nach der Schule. Das kann man mit Fußball hier in Deutschland vergleichen. Und ich habe dann auch angefangen.

Gibt es irgend etwas, das Sie nervt am Eishockey oder etwas, das Sie gerne ändern würden?

Das einzige was ich ändern würde ist, daß die Trainingslager am 1. September beginnen und nicht am 1. August. Und die Play-Off’s hier sollten länger dauern. ich hätte lieber eine kürzere Saison und längere Play-Off’s. Das ist das Aufregendste, was es gibt. Ich finde es gut, daß die erste Runde dieses Jahr im Modus Best-of-Seven gespielt wird. Allerdings weiß ich nicht, warum sie da nicht für alle Runden eingeführt haben. Schließlich bekommen die Teams auch mehr Geld in die Kassen gespült, weil die Fans zu den Spielen gehen. Ansonsten bin ich rundum glücklich mit Eishockey.

Was gefällt Ihnen hier in Frankfurt, und was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich mag, daß Frankfurt und die Innenstadt sehr groß ist. Und die Wolkenkratzer erinnern mich immer an meine Heimat, an Vancouver. Meine Freizeit verbringe ich hauptsächlich mit meiner Frau, ab und an gehen wir mal ins Kino. Aber während der Saison unternehmen wir gar nicht so viel. Ich relaxe und entspanne sehr viel abseits des Eises, darauf achte ich sehr.


Méschda Hoschbess holy ...und nichts ist wie es scheint!!

If you dropped the gloves in the office over an injustice and bloodied your boss, you'd get slapped with a lawsuit and five years in the tank. Drop the gloves in hockey and you get five minutes.

<<<<<<<<<<<...visit: broadstreetbully´s or the flyer´s seats or flyers.com>>>>>>>>>>>>


#20-Fan Offline

NHL-Star

Beiträge: 879

29.01.2003 15:36
#2 RE:Ice Ice Buschi Antworten

In Antwort auf:
Als Teenager habe ich schon Greg Adams spielen sehen
hmm... hat mich an den rundschau-artikel "kukident für löwezähn" erinnert: "de greg adams, der wo schon zu neandertaler zeite schlittschuh gelaafe is"....
--- Signatur ---
"Versuchen ist der erste Schritt zum Versagen" - Homer Simpson
... siehe Lions...

Cocky Offline

Forums-Dodo


Beiträge: 3.763

29.01.2003 15:51
#3 RE:Ice Ice Buschi Antworten

In Antwort auf:
Ich mag es zwar nicht, daß jetzt zu sagen, aber auch die Schiedsrichter in der DEL sind viel besser. Deshalb denke ich aber nicht, daß die DEL-Schiedsrichter unbedingt gut sind. Nur in der Oberliga sind sie noch viel schlechter. Wir haben die ganze Zeit Probleme mit den Schiedsrichtern, aber ich habe gesehen, wie schlecht es wirklich sein kann. Und glaubt mir, es geht noch viel schlechter.



Allez Ambri ..... Allez,Allez !!!!
Gegen Ironie im Forum - Versteht ja doch keiner
FGOTH-Addict

Flyer Offline

Nationalspieler

Beiträge: 361

29.01.2003 16:38
#4 RE:Ice Ice Buschi Antworten

Insgesamt ein recht guts Interview. Ich bin sehr erstaunt darüber. Es ist alles realistisch was er sagt. Bei den anderen Kollegen die das gleiche Interview gegeben haben wirkte das ganze irgendwie abgehoben.

Gruß
Flyer

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