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„Ich vermisse die NHL nicht“
Sie spielen jetzt die fünfte Saison in Frankfurt bei den Lions. Unterbrochen wurde diese Periode nur von einem einjährigen Gastspiel in Hannover. Warum sind Sie Frankfurt über die Jahre hinweg treu geblieben? Es gab bestimmt auch viele gute Angebote anderer Klubs.
Es gab einige Gelegenheiten, zu anderen Klubs zu wechseln. Aber ich mag Frankfurt, ich liebe die Fans, sie haben sich mir gegenüber immer großartig verhalten. Meine Familie fühlt sich hier sehr wohl. Und wir haben den großen Flughafen hier in der Nähe, daher ist das Reisen sehr viel angenehmer und einfacher, und es ist unkomplizierter für Besucher. Und es macht mir einfach Spaß hier zu spielen.
Eine Ihrer Stärken ist Ihr Schlagschuss. Trainieren Sie diesen oder haben Sie speziell dafür trainiert?
Ich trainiere eigentlich alles. Man muß immer an seinem Spiel arbeiten. Der Schlagschuss ist einfach eine Sache, die mir in die Wiege gelegt wurde. Es ist gewissermaßen mein Markenzeichen und ich kann damit Tore erzielen. Aber ich arbeite generell an allen Dingen, und auch der Schlagschuss ist nur ein Teil davon. Natürlich habe ich daran gearbeitet als ich jünger war. Aber letztendlich wird man damit geboren oder nicht. Man kann nur bis zu einem bestimmten Punkt dazu lernen, der Rest ist einfach angeboren.
Mit Stéphane Richer, der leider lange verletzt ausfällt, Paul Stanton und Cory Laylin wurden Ihnen mehrere Offensivverteidiger an die Seite gestellt. Hat das Ihre Aufgaben verändert und Druck von Ihnen genommen? In der Vergangenheit waren Sie ja der einzige „echte“ Blueliner bei den Lions.
Ich weiß nicht, ob es Druck von mir genommen hat, denn mein Job ist immer noch, die Offensive anzukurbeln und der Mannschaft somit zu Siegen zu verhelfen. Während der Jahre habe ich viel an anderen Dingen gearbeitet, die zum Spiel gehören, beispielsweise dem Unterzahlspiel oder dem Spiel in der eigenen Zone. Ich war immer ganz gut in der Offensive, aber an der Defensive mußte ich immer arbeiten. Dort habe ich mich auch verbessert, und es hilft mir, mehr und mehr ein Allrounder zu werden. Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfuhr, das die ganzen Jungs dieses Jahr hier spielen würden. Es macht sehr viel Spaß mit talentierten Spielern, die ihre Qualitäten in der Offensive haben, zusammenzuspielen. Das ist gut für jeden.
Nach fünf Siegen in Folge verloren die Lions wieder einige Partien. Was bedeuten die jüngsten Niederlagen für die Play-Off Chancen der Lions?
In Köln stand es zwölf Minuten vor dem Ende noch 3:3. Dann hat der Schiedsrichter eine Fünf-gegen-Drei Überzahl für Köln gepfiffen, und das war es. In Düsseldorf haben wir abgesehen vom zweiten Teil des Mitteldrittels sehr gut gespielt, und wir hätten es verdient gehabt, dieses Spiel zu gewinnen. Ihr Torhüter, Andrej Trefilov, hat phantastisch gespielt.
Gegen Schwenningen war es dasselbe. Da kann man nicht viel machen. Der Goalie war super, aber er hatte Glück. Man muß gut sein, um Glück zu haben, andererseits muß man aber auch Glück haben, um gut zu sein. Natürlich sehe ich das nicht ohne Sorge, wir spielen zwar meistens gut, aber es gab auch schon Drittel, in denen wir wirklich viel besser hätten spielen müssen. Wir haben 36mal auf das Schwenninger Gehäuse geschossen, die nur 15mal. Irgendwas muß also auch an unserem Spiel gut sein. Aber genau das ist Eishockey, und das ist manchmal so frustrierend. Manchmal schießt man sieben Tore in einem Spiel, und ein anderes Mal schießt man kein einziges. Im Moment haben wir ein Tief. Aber das ist so im Eishockey. Als wir fünfmal in Folge gewonnen haben, war jeder glücklich, und man hat von den Play-Off’s gesprochen. Und jetzt sieht man, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Wir hatten einfach Pech, daß die Torhüter so gut gespielt haben, dann noch ein paar Schiedsrichterentscheidungen, und schon hat man verloren.
Die Auswärtsschwäche der Lions hält noch weiterhin an. Im bisherigen Saisonverlauf konnte man nur acht Punkte aus der Fremde nach Frankfurt mitbringen. Woran liegt es, daß die Lions auswärts nach wie vor nicht richtig in Fahrt kommen?
Es ist schwer, in der DEL auswärts zu gewinnen. Man muß damit rechnen, viele Strafzeiten zu bekommen, und gerade Frankfurt hat keinen guten Ruf. Das ist natürlich nicht richtig, aber so ist es nun mal. Ich will aber auch nicht zuviel rechtfertigen und entschuldigen. Es gab auch Spiele, in denen wir nicht gut ausgesehen haben und wir eigentlich viel besser hätten abschneiden müssen. Aber mit unserem Ruf ist es doppelt so hart. Wir müssen da ansetzen, wo wir bei den vergangenen beiden Auswärtsspielen aufgehört haben. Und wenn der Puck dann mal das macht, was wir wollen und wir unsere Konterchancen ausnutzen, werden wir auch auf fremden Eis gewinnen.
Seit dieser Saison gibt es eine neue Regelauslegung, nach der speziell Haken, Halten und Behindern konsequenter gepfiffen werden. Ist es dadurch für einen Verteidiger schwerer geworden?
Die Schiedsrichterleistungen sind das, was mich während meiner Zeit hier am meisten frustriert hat. Da ist einfach keine Konstanz. Und darüber beschwert sich jeder in der Liga.
Wenn man eine Strafe für die eine Mannschaft ausspricht, muß man es beim anderen Team genauso machen. Es geht nicht darum, ob die Entscheidungen falsch oder schlecht sind, es muß eine Linie gepfiffen werden. Wir haben nur einen Profischiedsrichter hier in Deutschland. Die Liga schickt sich an, professionell zu sein und die Schiedsrichter sind Amateure. Aber das ist nicht das Problem der Referees. Irgend jemand ist dafür verantwortlich, ich weiß aber nicht wer. Die Liga ist so gut und schnell geworden, da ist es schwer für einen Schiedsrichter. Ich würde nicht gerne ihre Aufgabe haben. Man muß sie richtig schulen, sie müssen dazu lernen. Die Liga hat sich immer weiter entwickelt, für die Schiedsrichter wurde allerdings nichts getan. Das ist das größte Problem. Referees sollten nie ein Spiel entscheiden. Und das passiert viel zu oft hier, und es trifft jede Mannschaft. Aber das ist nicht der Fehler der Schiedsrichter. Man kann von keinem Amateur, der nicht richtig geschult wurde, verlangen, ein Spiel auf höchsten Profiniveau zu pfeifen. Da muß was getan werden. Seit meinem ersten Jahr hier ist es immer schlimmer geworden. Und jedes Wochenende kann man in der Presse etwas über die Schiris lesen. Ich mag viele von ihnen, aber wenn man in einer Situation ist, die einen überfordert, dann kann man nichts machen.
Nach der Saison muß was gemacht werden, damit sie besser werden. Das macht die ganze Liga besser. Die Schiedsrichter müssen Profis werden. Man hat immer darüber gesprochen, das mal einer aus der NHL rüberkommt und sie schult. Aber das scheint nie geschehen zu sein. Und so lange nichts passiert, wird es mehr und mehr Probleme geben.
Seit sechs Jahren spielen sie in Deutschland. Was hat sich in der DEL verändert, positiv wie negativ?
Ich habe es schon erwähnt, das Eishockey ist viel besser geworden. Es gibt viele gute Spieler in der Liga, viele haben in der NHL gespielt und könnten es immer noch. Die jungen deutschen Spieler werden immer besser, als Beispiel dient Dennis Seidenberg. Christian Ehrhoff hat im Trainigscamp auch einen guten Eindruck hinterlassen. Die Jungs werden von der NHL gedraftet. Das ist gut für alle, gut für das deutsche Eishockey. Olympia verlief auch sehr erfolgreich. Das sind ein paar der positiven Dinge. Wie gesagt, die Schiedsrichterleistungen sind nicht besser geworden, das ist eines der negativen Dinge. Eine Sache ist auch, das die Spielsysteme das Spiel unattraktiv machen. Seitdem die Regel mit der roten Linie außer Kraft ist, stehen die Teams an ihrer eigenen blauen Linie und warten ab. Das ist langweiliges Eishockey. Ich habe mir viele Spiele angesehen, und die Fans ärgern sich. Aber so lange sich an den Systemen nichts ändert, wird es nicht besser werden. In meinen ersten Jahren hier endeten die Spiele oft 5:2, 7:4 oder mit ähnlichen Ergebnissen. Jetzt ist es nur noch: blaue Linie halten, haken, halten und behindern. Und das ist schlecht für alle. Für die Fans, weil sie das nicht sehen wollen, schlecht für die Verantwortlichen, weil die Fans ausbleiben und schlecht für die Spieler, weil es viele gute Spieler gibt, die sich nicht entfalten können, weil nur gehakt und gehalten wird. Und das ist in der NHL dasselbe. Dort haben sie sich aber entschieden, Haken und Halten härter zu pfeifen. Und teilweise fallen schon mehr Tore.
Nach einem Unentschieden nach regulärer Spielzeit folgt das Penaltyschießen, in dem ein Sieger gesucht wird. Was halten Sie davon? Würden Sie lieber eine Verlängerung spielen, möglicherweise sogar Vier-gegen-Vier-Feldspieler, wie es in der NHL praktiziert wird?
Mich stört das Penaltyschießen überhaupt nicht, es ist aufregend und spannend für die Fans.
Breakaways sind doch das Aufregendste, was es im Eishockey gibt. Es ist gut, daß man im Penaltyschießen nur einen Punkt verlieren kann. Aber es gibt immer Leute, die andere Dinge mögen, beispielsweise eine einfache fünfminütige Verlängerung. Aber die meisten hier mögen doch das Penaltyschießen. Es macht Spaß, das Spiel auf diesem Weg zu beenden.
Verfolgen Sie die Geschichte in der NHL, und informieren Sie sich regelmäßig über die Ergebnisse?
Ich schaue mir ein paar Spiele im Fernsehen an. Ich habe meine Zeit dort hinter mir. Ich hatte viel Glück, mit Wayne Gretzky und Jarri Kurri zusammenspielen zu dürfen. Ich habe zwei Tore erzielt und beide wurden von Wayne Gretzky vorbereitet. Ich hatte viel Glück, das ich 34 Spiele in der NHL machen konnte. Ich hätte zwar versuchen können, wieder in die NHL zu kommen, aber ich genieße meine Zeit hier. Die DEL ist eine sehr gute Liga, wir haben nur 52 Spiele zu absolvieren. Und jetzt habe ich eine Familie mit zwei Kindern, eines ist zweieinhalb Jahre alt, das andere sechs Monate. Hier in Frankfurt zu sein, ist sehr angenehm, wir übernachten fast nie, wenn wir auswärts spielen. Und das ist das Schönste, daß ich meinen Kindern beim Aufwachsen zusehen und sie begleiten kann. Das macht soviel Spaß. Daher trauere ich der NHL nicht nach. Natürlich hätte ich gerne meine ganze Karriere in der NHL verbracht. Aber immerhin hatte ich das Glück, mit Wayne Gretzky zu spielen. Ich vermisse die NHL nicht wirklich.
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Lions-Spielern wie Len Barrie, Rob Doyle oder John Chabot?
Ich habe sehr oft mit Rob Doyle gesprochen. In Kanada wohnt er nur 45 Minuten von mir entfernt. Ich habe schon gelegentlich mit anderen gesprochen. Ich habe auch mit Pokey Reddick Kontakt. Aber die anderen, beispielsweise John Chabot, der jetzt als Assistenztrainer in der Juniorenliga in Quebec arbeitet, sind vielbeschäftigt. Len Barrie hat seinen Golfplatz.
Die Wege trennen sich einfach.
Wer sind Ihrer Meinung nach die drei besten Torhüter, besten drei Verteidiger und besten drei Stürmer der DEL?
Zu den besten Torhütern gehört Dominic Roussel, Andrej Trefilov ist wahrscheinlich der beste Torhüter der gesamten Liga. Und ich finde Ian Gordon gehört auch dazu. Er hat die vergangenen Saisons in Schwenningen gespielt und sie haben immer die hinteren Plätze in der DEL belegt. Ich glaube, er ist sehr unterbewertet. Es ist schwer zu sagen, wer die besten Verteidiger sind. Es gibt ein paar Neulinge in der Liga, und man muß abwarten, ob sie ihre Leistung in der nächsten Saison bestätigen. Dan Lambert ist sehr gut und clever und macht jede Menge Punkte. Paul Stanton war auch immer gut für viele Punkte und hat immer sehr konstant gespielt. Und Shane Peacock, er ist in den Play-Off’s immer sehr gut, er gehört auch zu den Besten. Bei den Stürmern ist es Brad Purdie, er ist ein sehr intelligenter Spieler. Alex Hicks aus Köln gehört auch dazu und Patrick Lebeau, auch wenn er noch nicht so lange hier ist, ist ein sehr intelligenter, talentierter Spieler, der zu den Besten gehört.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit, und was gefällt Ihnen an Frankfurt und seiner Umgebung?
Meine Freizeit verbringe ich mit meinen Kindern und meiner Familie. Mit zwei kleinen Kindern bleibt auch nicht viel Zeit übrig, ich bin die ganze Zeit hinter ihnen her. Wir mögen Frankfurt, weil es sehr amerikanisch ist. Es gibt viele Restaurants, ein englisches Kino oder auch die Taunus-Therme in Bad Homburg. Es gibt viele Dinge, die man hier machen kann. Das liebe ich am meisten an Frankfurt. Und der Flughafen ist ein weiterer Bonus. Nach Toronto fliegt man acht Stunden, und wenn man hier wieder ankommt, fährt man 20 Minuten zu seiner Wohnung.