Dritte Reihe, erstklassiger Auftritt
Christoph Sandner zählt bei den Frankfurt Lions nicht zu den Stars, ist aber ein Mann für wichtige Tore
Von Matthias Kittmann
FRANKFURT A. M. Der Matchwinner räumte freimütig seine geistige Leere im entscheidenden Moment ein: "Was ich bei dem Schuss gedacht habe ? Gar nichts - ich war nur in einer optimalen Bewegung und habe voll drauf gehalten", sagt Christoph Sandner grinsend. Es war die 30. Minute des Hessenderbys in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen den Frankfurt Lions und den Kassel Huskies, und die Waage schien sich zu diesem Zeitpunkt in Richtung der Nordhessen zu neigen, als Sandner mit vollem Tempo auf der linken Seite die blaue Linie überflog. Bei seiner Ausholbewegung, auch noch auf der schwierigeren rechten Seite, fügten sich Raum, Zeit, Kraft und Präzision derart harmonisch zusammen, wie sie ein Eishockeyspieler wohl selten erlebt. Selbst in der Zeitlupe war der Puck erst zu sehen, als er im rechten oberen Toreck einschlug.
Sandners erstes Saisontor, aber gleich eines, das drei Punkte wert war. Denn dieses 1:0 kippte das Spiel. Natürlich hatte der überragende Dominic Roussel im Tor der Lions die Mannschaft überhaupt erst mit seinen Paraden soweit getragen und das 0:0 gegen alle Großchancen der Huskies gehalten. Und natürlich besiegelte Victor Gervais mit seinem großartigen Treffer zum 3:1 endgültig den Sieg. Aber eines war auch klar: Hätte Kassel das erste Tor gemacht, wären die Lions wohl zusammengebrochen. Doch andersherum war der Effekt ähnlich. Die Spielkunst der Huskies zerplatzte von einem Moment auf den anderen, die Beine wurden plötzlich schwer und alle Verdrängung half nichts. Sie ahnten, dass sie auch diesmal wieder nicht - wie schon in den vergangenen sechs Jahren - in Frankfurt gewinnen würden.
Dass ausgerechnet Sandner den Bann brach, kommt nicht von ungefähr. Schon in der vergangenen Saison war jedes seiner acht Tore von Bedeutung. Entweder traf er zum Ausgleich oder zur Führung. Er ist nicht der Mann, der noch zwei, drei Mal nachlegt, wenn es ohnehin schon 5:1 steht. Eine Qualität, die ein Team dringend von einem braucht, der zwar als guter Akteur aber nicht als Star gilt. Obwohl er unter den Fans durchaus einen Kultstatus genießt.
"Solarman" wird der gebürtige Allgäuer aus Landsberg wegen seiner beständigen Bräune genannt. Eine Auszeichnung, denn nicht jeder wird mit einem "Kampfnamen" gefeiert. Allerdings ist Sandner über diesen Spitznamen nicht so ganz glücklich. "Das klingt so ein bisschen nach Hallodri, und so sehe ich mich eigentlich nicht", sagt der 31-Jährige, der von seinen Kollegen wiederum "Sandy" genannt wird. Aber natürlich freut er sich, das er mit seiner Leistung respektiert wird.
Auch wenn er sich als Teamspieler sieht, tat ihm das Tor persönlich gut: "Es ist in dieser Saison noch nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich hätte mir schon etwas mehr Eiszeit gewünscht." Deshalb hat er sich gefreut, dass Trainer Lance Nethery ihm vor diesem Spiel die Führung der dritten Reihe als Center anvertraut hat. Und zusammen mit Robert Francz, mit dem er schon in der vergangenen Saison erfolgreich in einem Block agierte, konnte Christoph Sandner seine Führungsqualitäten optimal einsetzen. Denn davon lebt ein Team, wenn die eigentlichen Stars mal nicht treffen.
[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
Dokument erstellt am 01.10.2002 um 00:00:32 Uhr
Erscheinungsdatum 01.10.2002
Auswärts zu undiszipliniert
BAD NAUHEIM. "Engere Zusammenarbeit", so lautete vor der Saison die Devise zwischen dem Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim und dem DEL-Nachbarn Frankfurt Lions. Die Cracks aus beiden Lagern nehmen die ganze Sache wohl zu wörtlich. Einerseits heimstark sind die Roten Teufel wie auch die Lions auswärts nur Punktelieferanten. Negativen Höhepunkt der Misere in der Fremde stellte die peinliche 2:4-Pleite des Play-off-Anwärters aus der Wetterau beim Tabellenletzten Lausitzer Füchse dar.
Und die Auswärtsmisere hat immer ähnliche Ursachen: Die Bad Nauheimer Cracks sitzen auswärts ständig - oft wegen Kleinigkeiten oder dummer Fouls - auf der Strafbank. In Weißwasser fing sich der Gast wieder Treffer in Unterzahl ein, bereits zuvor waren zehn von zwölf erhaltenen Gegentoren in der Fremde bei numerischer Unterlegenheit gefallen. Nur in einer Beziehung unterscheiden sich die Lions positiv vom "kleinen Nachbarn": Torhüter Dominic Roussel ist eine Klasse für sich. Sein Vorgänger bei den Frankfurt Lions, Keeper Leo Conti, bereitet Peter Obresa dagegen zunehmend schlaflose Nächte. In der Lausitz musste Conti nach zumindest zwei verschuldeten Gegentoren frühzeitig vom Eis, sein Nachfolger, der erst 19 Jahre alte Jan Guryca, hielt den Schaden in Grenzen.
Stichwort Torwart: Während (wieder einmal) am Wochenende die gegnerischen Keeper mit tollen Reflexen überragten, überkam die EC-Fans bei fast jeder Aktion von EC-Keeper Leo Conti ein etwas ungutes Gefühl. Beim einzigen Gegentreffer am Freitag sah Conti nicht gut aus. Fast keinen Puck konnte der ehemalige Nationalkeeper festhalten. Schlimmer noch, die meisten Pucks ließ der in den letzten Jahren fast nur auf der Ersatzbank sitzende Conti abprallen. Zwar hatte EC-Coach Peter Obresa im Vorfeld der Saison gesagt: "Der Torwart muss nur den ersten Schuss abwehren, der Rest ist Sache der Vorderleute." Doch damit hat er nicht gemeint, dass die Pucks von Conti nach vorne in die gefährliche Zone prallen sollen. Zur Stärkung des Kombinationsspiels tragen diese blind weggespielten Befreiungsschläge vor Conti jedenfalls nicht bei, ganz zu Schweigen von der fehlenden "Planungssicherheit" in der Defensive. Leo Conti fehlt ganz einfach die Sicherheit nach zwei Jahre in Frankfurt ohne ausreichende Spielpraxis.
Das Problem: Gerade die Torhüterleistung macht im Eishockey mehr als die "halbe Miete" für Erfolg oder Misserfolg aus. Aber noch glaubt Peter Obresa daran, dass sich Leo Contis Leistung in den kommenden Spielen stabilisiert wird. Immerhin hat der Augsburger mit italienischem Vater beim 1:0-Pokal-Triumpf gegen den DEL-Klub Iserlohn bewiesen, was er kann. jo
[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
Dokument erstellt am 01.10.2002 um 00:00:32 Uhr
Erscheinungsdatum 01.10.2002
Gruß vom Wunderwichtel!
http://www.wunderwichtel.de
Nur wer ein Ziel hat kann auch ein Ziel erreichen!