"Deutschland ist wieder wer im Eishockey"
Kanadas Trainer Wayne Fleming lobt Team von Hans Zach und fordert Reduzierung des WM-Starterfeldes
Von Dino Reisner
Göteborg - Auf den Rängen des Scandinaviums herrschte gähnende Leere. Die 12.000 Zuschauer fassende Arena in Göteborg war nicht einmal zur Hälfte gefüllt, als sich Schweden und die Slowakei gegenüberstanden. Nirgendwo toleriert das Publikum auf Dauer sportliche Langeweile, selbst im eishockey-verrückten Skandinavien nicht. Die Weltmeisterschaft verläuft eintönig wie selten zuvor: Eine komplette Turnierwoche ist vergangen, und 31 von 32 Spielen endeten erwartungsgemäß. Nur am Donnerstagabend erlebten die Besucher eine Überraschung, aus Sicht des Turnierausrichters eine wenig erfreuliche: Ihre Mannschaft unterlag der Slowakei 1:2, ein erster Dämpfer für die Hoffnungen auf den Titelgewinn im eigenen Land.
Dennoch: Das 16 Teams umfassende Teilnehmerfeld der WM in Göteborg, Karlstad und Jönköping präsentiert sich unausgeglichen wie selten zuvor. Experte Wayne Fleming, Trainer von Olympiasieger Kanada, spricht sogar von "einer Zwei-Klassen-Gesellschaft" - oben die etablierten Nationen wie Titelverteidiger Tschechien, Rekordweltmeister Russland, Finnland, Schweden, Kanada und die USA, dazu kämpfen Deutschland, die Slowakei, die Schweiz, Lettland und die Ukraine um den Anschluss an die Spitze. Und dann gibt es unten noch Italien, Japan, Polen, Österreich und Slowenien.
Das deutsche Team profitierte nicht zuletzt vom starken Leistungsgefälle und etablierte sich nach Jahren der Zweitklassigkeit leichter als erwartet wieder in der höchsten Klasse. Beim Weltchampionat vor einem Jahr im eigenen Land wurde die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes Achter, ebenso bei Olympia im Februar in Salt Lake City. In Schweden war nun bereits nach zwei Spieltagen der Abstieg vermieden. Gegen Lettland kämpfte das Team von Bundestrainer Hans Zach gestern Abend um den Einzug ins Viertelfinale (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), am Sonntag trifft es auf die Mannschaft der USA (15.15 Uhr, live bei Premiere und Sat.1). "Deutschland ist wieder wer im Welteishockey", lobte Wayne Fleming die DEB-Auswahl am Donnerstag trotz des 3:1 für sein Team in der Zwischenrundenpartie am Donnerstag. Und Zach sagt: "Die Gegner nehmen uns wieder ernst."
Als Ursache für die Qualitätsunterschiede nennt Fleming das Olympia-Turnier. "Es hat einigen Nationen geholfen, sich vom Rest abzusetzen. Bestes Beispiel dafür sind die Deutschen, die mit Olympia ein klares Ziel vor Augen hatten." Andere Teams seien hingegen "vom Weg abgedriftet". Nach dem 5:0 gegen die Italiener etwa hatte Fleming geschimpft: "Wenn man 59 von 60 Minuten den Puck besitzt, dann macht das keinen Spaß mehr." Zach hat festgestellt: "Auch wenn die Favoriten gegen die Kleineren nicht voll bei der Sache sind, reicht es für sie stets zum Sieg, weil sie einfach stabiler sind und weniger Fehler machen."
Die großen Eishockey-Nationen wie Kanada oder Tschechen fordern deshalb eine rasche Reduzierung des WM-Teilnehmerfeldes von 16 auf zwölf Nationen. Beim Regelkongress des Weltverbandes IIHF in der kommenden Woche in Göteborg wird das Thema diskutiert. "Es ist höchste Zeit, dorthin zurückzukehren, wo wir einst waren, nämlich zu zwölf Teams", sagt Fleming. Nach den komplizierten Statuten wäre eine Reduzierung des Starterfeldes jedoch frühestens zur WM 2004 in Tschechien möglich.
cheers Stefan
member of the "DELete(tm) und Tripcke gehört weg"-Circle