Berliner Morgenpost vom 30.03.2002
Motiviert durch Signale

Play-downs: Berlin Capitals mit 2:1-Führung heute in Schwenningen

Berlin - Der richtungsweisende Personalwechsel an der Klubspitze mobilisierte die Anhängerschaft noch nicht. Nur 1830 Zuschauer kamen in die Deutschlandhalle. Wohl aber scheint die Mannschaft neue Motivation zu haben: Die Berlin Capitals zeigten sich im dritten Play-down-Spiel der Deutschen Eishockey-Liga gegen die Schwenningen Wild Wings nach der radikalen Änderung in der Führungs-Etage wie ausgewechselt, gewannen mit 6:3 (1:1, 3:1, 2:1) und gingen in der Serie «best of seven» mit 2:1 Siegen in Führung.
Aus diesem Resultat zu schließen, dass sich bereits heute im Schwarzwald der dritte Sieg anfügt und am Ostermontag zu Hause mit dem vierten Erfolg alles klar gemacht werden kann, könnte eine Fehleinschätzung sein. Zwar suggeriert das 6:3 klare Überlegenheit der Caps, doch dem war nicht so.

Im ersten Drittel hätte der Gast in Führung liegen können, wenn nicht Torwart Andrej Mezin etwas dagegen gehabt und Ex-Eisbär Bullard nicht das Eisengestänge des Tores getroffen hätte. Doch nach einigen unverständlichen Entscheidungen von Schiedsrichter Schimm (Waldkraiburg), der so ganz nebenbei zwei klare Tore der Berliner nach Video-Beschau nicht anerkannte, brachen die Caps den Bann. Verteidiger Foster brachte das Team mit seinem zweiten Treffer in Front. Noch einmal glich Bullard aus, doch dann zogen die Caps durch Funk, Kercs, Wassiliew und Kujala binnen zehn Minuten davon.

«Für uns geht es doch um so viel, aber die Mannschaft war heute nicht bereit,» zeigte sich «Schwäne»-Trainer Kim Collins von seiner Truppe maßlos enttäuscht, während Caps-Trainer Gunnar Leidborg das Ganze umdrehte: «Wir wussten, was auf dem Spiel steht. Und durch die positiven Signale aus dem Umfeld war die Mannschaft neu motiviert und zeigte, was sie kann. Überhaupt ist es im Moment nur eine Frage der Einstellung, des Willens und Wollens.»

Am Vormittag hatte der neue Geschäftsführer Michael Wuscher der Mannschaft die neue Situation erklärt - und damit einige Spannungen gelöst. Wuscher: «Die Spieler haben jetzt wieder eine Perspektive, sie wissen, dass es sich lohnt, zu kämpfen und zu siegen. Jeder einzelne kann sich noch für die neue Saison durch Leistung empfehlen.»

Positiv wirkte sich auch aus, dass Urgestein Lorenz Funk (bisher Marketing) jetzt als Manager wieder hautnah an der Mannschaft tätig ist. So überzeugte der «Lenz» das Riesentalent Ronny Arendt, bei den Caps zu bleiben. Arendt wollte gestern eine Vertrag bei den Augsburg Panther unterschreiben - jetzt bleibt er neben Lenzi Funk jr. der Leithammel der jungen deutschen Fraktion für die Saison 2002/2003.

Dass Wuscher eine Verschlankung der Geschäftsstelle ankündigte, zeigte sich bereits: Manager Lutz Schirmer wurde gekündigt und erschien gar nicht erst in der Deutschlandhalle.

Übrigens macht Funk sen. den nunmehr eishockeylosen Eisbären-Fans ein Angebot: Wer mit einem Ticket vom Mannheim-Spiel aufkreuzt, hat am Ostermontag im Spiel Nummer fünf freien Eintritt.

Burkhart Pohl
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Berliner Zeitung vom 30.03.2002
Lorenz Funk wird der starke Mann

Capitals trennen sich von Teammanager Schirmer

BERLIN, 29. März. Wenn nichts mehr geht, dann muss Lorenz Funk ran. "Er ist ab sofort Alleinherrscher auf sportlichem Gebiet", verkündete Michael Wuscher, der neue Geschäftsführer der Berlin Capitals. Das Beschäftigungsverhältnis mit Teammanager Lutz Schirmer sei in beiderseitigem Einvernehmen gelöst. Pikant daran ist, dass der von Egon Banghards (ehemaliger Hauptgesellschafter) und Roger Wittmanns (ehemals Manager) Gnaden eingesetzte Schirmer ohne Vertrag seit neun Monaten fast uneingeschränkt schaltete und waltete. Sehr zum Ärger seines eigentlichen Chefs, des inzwischen frustriert nach Schweden zurückgekehrten Sportdirektors Olle Öst.
Allerdings haben die neuen Capitals-Hauptgesellschafter, die am Mittwoch die Anteile von Banghard für einen Euro übernahmen, eine viel höhere Hypothek als die Absetzung Schirmers zu bewerkstelligen. Noch immer ist die Lizenz für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gekündigt und es drücken Schulden von mindestens 3,63 Millionen Euro. Über so viel Geld verfügt die nicht näher bezeichnete Investorengruppe Berliner Kaufleute offensichtlich nicht. "Wir suchen einen Vergleich mit den Gläubigern", sagte Wuscher. Es gebe Bemühungen, wenigstens die Spielergehälter zu bezahlen, um so das drohende Insolvenzverfahren abzuwenden. Auch wolle man Einspruch beim DEL-Schiedsgericht gegen den Lizenzentzug einlegen.

Dabei wird man sicherlich auf die schwer gewichtigen Argumente von Lorenz Funk setzen. Das gerade 55 Jahre alt gewordene Berliner Eishockey-Denkmal war unter der Pleiten-Dynastie Banghard-Wittmann-Schirmer vom Sportdirektor zum Marketing-Mitarbeiter degradiert worden. Erst als vor knapp zwei Wochen der Lizenzentzug bei der DEL-Gesellschaftertagung drohte, erinnerte man sich an dessen Reputation. Doch selbst Funk vermochte nichts zu retten, da der jetzt entlassene Geschäftsführer Thorsten Weck nicht das geforderte Sanierungskonzept vorlegte.

6:3-Sieg gegen Schwenningen

Ob der Lizenzentzug rückgängig zu machen ist, darf bezweifelt werden. Zumindest jedoch soll der sportliche Abstieg verhindert werden. Am Donnerstag gelang ein 6:3-Heimsieg, wodurch die Capitals in der Play-down-Serie nun mit 2:1 gegen Schwenningen führen. "Durch die positiven Signale stand eine völlig andere Mannschaft auf dem Eis", lobte Trainer Gunnar Leidborg. "Mit dieser Einstellung schaffen wir sportlich den Klassenerhalt."

Dann wäre Schwenningen der Leidtragende. Die Wild Wings wirtschafteten im Gegensatz zu den über ihre Verhältnisse lebenden Capitals und Moskitos Essen solide und verkauften deshalb sogar ihren besten Spieler Marcel Goc. Sie kündigten inzwischen eine Klage für den Fall an, sie müssten absteigen, wenn Essen und Capitals ihre Lizenz zurückerhalten.

Klaus Wolf
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Berliner Kurier vom 30.03.2002
Das Chaos bei den Caps wird immer größer!

Manager Schirmer warf hin, Mezin will heute mit Familie in die Heimat zurück

BERLIN - Im vierten Teil der Play-down-Serie müssen die Berlin Capitals heute bei den Schwenninger Wild Wings ran (18.30 Uhr).
Nach dem 6:3 am Gründonnerstag in heimischer Halle führen die Charlottenburger mit 2:1-Siegen. Doch trotz des sportlichen Erfolges, geht es im Umfeld des Klubs weiter mächtig rund. Nachdem Hauptgesellschafter Egon Banghard 97,4 Prozent seiner Anteile an eine Investoren-Gruppe verkauft hat, die nun die Caps (1,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten) retten will (KURIER berichtete), warf Manager Lutz Schirmer die Brocken hin: "Ich habe meine Sachen abgegeben. Ab sofort bin ich nicht mehr für die Belange der Mannschaft zuständig." Die Organisation übernahm Lenz Funk: "Das vierte Spiel kann vorentscheidenen Charakter haben. Wir werden den sportlichen Abstieg vermeiden."
Könnte zum Problem werden. Denn wie der KURIER erfuhr, will auch Torwart Andrej Mezin heute aus familiären Gründen statt in den Schwarzwald in seine Heimat Weißrussland reisen. top
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Radio Eiskalt vom 29.03.2002
Der Lenz sagt: "Alles wird gut"

Hoffnung für die finanziell stark angeschlagenen Berlin Capitals.

Ein Konsortium aus Berliner Firmen hat die Anteile von Egon Banghard zum symbolischen Preis von 1 Euro übernommen. Berlins Eishockeylegende Lorenz Funk informierte die Fans, die diese Nachricht mit euphorischen Jubel aufnahmen. Tenor, es wird ein harter Kampf gegen den Abstieg, aber das Team und die Fans wollen unbedingt die DEL halten. Für Spannung ist gesorgt.Der neue Geschäftsführer Michael Wuscher und Lorenz Funk stellten sich der Fragen der Presse.Die Capitals legten auch gleich los wie die Feuerwehr. Schwenningens Goalie Ian Gordon hatte in den ersten Minuten Schwerstarbeit zu
Verrichten. Öhberg, Corriveau, Tribuncovs und Pöttinger erspielten sich gute Schusschancen. Und das erste Überzahlspiel setzte den
Schwenninger arg zu. Die Caps agierten konzentriert und sehr druckvoll. Schiedsrichter Willy Schimm musste dann auch den Videobeweis zu Rate ziehen. Caps Verteidiger Corey Foster fälschte einen Abpraller von Torhüter Gordon mit der Hand ins Tor ab. Schimm gab den Treffer nach eingehender Begutachtung auf dem Bildschirm nicht. Die Schwenninger fanden nach dieser kurzen Spielunterbrechung besser in Ihr Spiel. Zumindest kurzzeitig. Caps Verteidiger Corey Foster überwand die "Schwarzwaldmauer" Ian Gordon mit einer Direktabnahme von der blauen Linie zum 1:0. Lange konnten die Berliner Fans allerdings nicht jubeln. Nur 40 Sek. später fälschte Schlitzohr Mark Mackay einen Schuss vom agilen Jackson Penney für Berlins Keeper Andrei Mezin unhaltbar zum 1:1 ausgleich ab. Danach das gleichen Bild. Die Caps stürmten und schossen Wild Wings Goalie Gordon richtig warm. Die wenigen Chancen der Schwarzwälder waren allerdings nicht ohne. Besonders Oldi Mike Bullard machte es den Berliner Verteidigern bei seinen Breaks nicht einfach.

Das zweite Drittel begannen die Schwäne mit einer 5:3 Überzahl, die allerdings ungenutzt verstrich. Das rächte sich dann. Berlins Corey Foster umkurvte im Angriffsdrittel alle Schwenninger Spieler und schlenzte zur 2:1 Führung für die Capitals ein. Atvars Tribuncovs scheiterte Sekunden später nur knapp. Doch die Schwenninger konnten erneut ausgleichen. Mike Bullard konnte Andrei Mezin in Überzahl zum 2:2 überwinden. Die Schwarzwälder spielten danach deutlich konzentrierter und das Spiel wurde ausgeglichener geführt. Aber auch härter. Lorenz Funk konnte in der 33. Min nach toller Vorarbeit von Ronny Arendt zum 3:2 erhöhen. Aufregung in der 38. Min. Tribunkovs zieht von der blauen Linie ab und Ronny Arendt fälscht ab. Schiedsrichter Willi Schimm bemüht zum zweiten Mal den Videobeweis. Nach Prüfung der Bilder zeigt er auf den Mittelpunkt und dreht sich um und meldet den Hallensprecher, das das Tor wegen Benutzung des Schlittschuhs nicht gegeben werden kann. Wütende Proteste der Berliner. Aber Alexander Kercs wollte mit der 4:2 Führung in die kabine gehen. Sein Schlagschuss schlug unhaltbar für
Ian Gordon im Tor ein. Mit dieser Führung ging es dann auch in die Kabine.

Und gleich zu Beginn des letzten Drittels wirbelten die beiden Letten Kercs und Fanduls durchs Schwenninger Drittel. Jason Deleure konnte
allerdings die Schwenninger noch mal gefährlich vor das Berliner Tor bringen. Keeper Gordon gewann dann auch das Laufduell gegen Ronny
Arendt zur blauen Linie. Gordon musste da einen groben Schnitzer seiner Abwehr ausbügeln. Danach war aber Ende mit dem Zittern und
Bangen für die 1.830 Berliner Fans in der Deutschlandhalle. Innerhalb von 21 Sek. erhöhten die Berliner auf 6:2. Torschützen Andrei Vassiljev
und Petri Kujala. Danach schraubten die Berliner das Tempo ein wenig runter. Schwenningens Neal martin bedankte sich für einen Abpraller
von Andrei Mezin mit dem 6:3 Anschlußtreffer. Aber das war es dann auch.

Kim Collins:

Ich bin maßlos enttäuscht über die Leistung meiner Mannschaft. Im 1. Drittel waren wir einfach schlecht. Die Leistungsträger haben enttäuscht. Wir haben zuwenig gekämpft. Die Capitals waren allesamt besser. Im Rückspiel müssen alle 100 % mehr Leistung zeigen, damit wir eine Chance zum Ausgleich haben.

Gunnar Leidborg:

Das Spiel hat gezeigt, das der Wille zum Siegen da ist. Die Spieler haben nach den Neuerungen in der Geschäftsleitung gezeigt, das sie
weiter in Berlin spielen wollen. Heute hat jeder gut gearbeitet und gekämpft.

Gerald Hagen für Radio Eiskalt - das Eishockeymagazin aus Berlin für Berlin -
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Pressekonferenz der Berlin Capitals: http://www.radio-eiskalt.de/sendung/2002_03_28/0_drittel_2002_03_28.ram
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Hey, ich bin tatsächlich auf den Betreff reingefallen und dachte, Mezin spielt nächste Saison in der Heimat. gratuliere...

Es gibt nur zwei Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher. (Albert Einstein)