Hans Zach: "Man sollte die Tore vergrößern"

Hans Zach: "Man sollte die Tore vergrößern"
Der Eishockey-Bundestrainer und Kassel-Coach über Play-off, Defensive und Vorwürfe des Amtsmissbrauchs
München - Gestern begann das Viertelfinale in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Titelverteidiger Mannheim traf auf die Eisbären Berlin, München auf Augsburg, Krefeld auf Köln, Nürnberg auf Kassel (bei Redaktionsschluss nicht beendet). Vor dem Start der "Best of five"-Serien sprach WELT-Mitarbeiter Dino Reisner mit Hans Zach (52), dem Bundestrainer und Betreuer der Kassel Huskies.

DIE WELT: Herr Zach, man sagt, in den Play-offs werden die Spieler zu anderen Menschen. Sie auch?

Hans Zach: Nein, ich bleibe ruhig wie immer. Wenn ich jünger wäre, würde ich schon das eine oder andere Ritual mitmachen, mir einen Irokesen-Haarschnitt verpassen oder einen Bart wachsen lassen.

DIE WELT: Sie haben für die kommende Saison in Köln unterschrieben. Sind Sie in Kassel noch mit ganzem Herzen bei der Sache?

Zach: Ja sicher. Die Huskies sind für mich zur Herzensangelegenheit geworden. Ich will mich hier nach vierjähriger Tätigkeit ordentlich verabschieden. Eine Meisterschaft mit Kassel würde ich über einen Olympiasieg stellen.

DIE WELT: Da dürfte Ihr Viertelfinalgegner Nürnberg jedoch etwas dagegen haben.

Zach: Das Duell wird unheimlich schwer. Im vergangenen Jahr konnten wir uns noch durchsetzen. Derzeit ist Nürnberg aber die stärkste Mannschaft der Liga.

DIE WELT: Wer, außer Nürnberg, sind Ihre Favoriten?

Zach: München, Mannheim, Krefeld. Wir sind Außenseiter. Aber in den Play-offs ist viel möglich, mit etwas Glück das Unmögliche.

DIE WELT: In der DEL wird zunehmend defensives Eishockey gespielt. Die Anzahl der Tore ist rückläufig. Was sind die Gründe?

Zach: Der Trend ist doch seit zehn Jahren in allen Sportarten feststellbar. Überall hat die Defensive Priorität, weil sie Erfolg bringt. Ich wäre schön blöd, wenn ich blindlings nach vorn stürmen ließe. Da wäre ich schnell meinen Job los.

DIE WELT: Vergrault man mit Defensiv-Eishockey nicht die Fans?

Zach: Defensive wird in der Öffentlichkeit immer negativ assoziiert - das ist nicht richtig. Defensives Eishockey muss nicht unattraktiv sein. Früher sind auch nur deshalb mehr Tore gefallen, weil die Torhüter schlechter waren und die Feldspieler weniger athletisch und zweikampfstark. Heutzutage ist das Eishockey wesentlich besser.

DIE WELT: Im Fußball und Basketball hat man sich nicht vor Regeländerungen gescheut, um das Spiel offensiver zu gestalten. Sehen Sie auch für das Eishockey derartige Möglichkeiten?

Zach: Man sollte die Tore vergrößern. Nur so würden wieder mehr Tore fallen.

DIE WELT: Münchens Manager Max Fedra und sein Augsburger Kollege Charly Fliegauf werfen Ihnen Amtsmissbrauch in Ihrer Doppelfunktion als Bundes- und Vereinstrainer vor. Sie sollen Spieler zu einem Wechsel nach Köln zwingen, ansonsten stünden deren Chancen in der Nationalmannschaft schlecht.

Zach: Das ist totaler Schwachsinn und ein Armutszeugnis für die beiden, sich auf ein solches Niveau herabzulassen. Ich arbeite seit vier Jahren völlig akkurat in dieser Doppelfunktion und habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Ich wäre ja schön dumm, mich durch eine solche Aktion angreifbar zu machen. Ohnehin ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn ich einen Spieler jeden Tag sehe, dann kann er mir nichts mehr vormachen.

DIE WELT: In der Woche vor Play-off-Start sprach jeder nur über die Lizenzentzüge für die Berlin Capitals und Essen. Was läuft falsch im deutschen Eishockey?

Zach: Darin sehe ich kein Eishockey-spezifisches Problem. Im Fußball sprechen auch mehr Leute über den Tritt von Jens Lehmann als über das spannende Titelrennen. Unter dem Strich hat sich im Eishockey in den vergangenen zwei, drei Jahren viel verbessert.

http://www.welt.de/daten/2002/03/23/0323spwi321992.htx

cheers Stefan
member of the "DELete(tm) und Tripcke gehört weg"-Circle
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