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 NHL & Minor Leagues
bigfoot49 Offline

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Co-Admin

Beiträge: 11.081

09.03.2002 12:14
Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard
Stefan Herget


Brian Berard

Niemand kann sagen Bryan Berard ist die Art Profi, der nur auf das Geld aus ist. Dazu liebt er seinen Sport zu sehr.
Diese Liebe zum Eishockey hat den bald 25-jährigen Verteidiger veranlasst, sich sieben Operationen an seinem, im März 2000 schwer verletzten Auge zu unterziehen, die 6,5 Millionen US-Dollar Versicherungsprämie, die er erhielt, als er als Sportinvalide anerkannt wurde, zurück zu zahlen und alles nur, um zu den New York Rangers ins Trainingscamp zu gehen und lediglich einen Probevertrag zu erhalten.

"Ich liebe das Spiel Eishockey. Das ist der Grund, warum ich den Sport betreibe.", sagt Berard.
Am 11.März 2000 war nicht die Frage, ob Berard jemals wieder spielen könne von Interesse, sondern, ob er auf dem verletzten rechten Auge überhaupt jemals wieder sehen könne. Während einer Partie seiner Toronto Maple Leafs gegen die Ottawa Senators in der kanadischen Hauptstadt wurde der Verteidiger vom Stock seines Gegners Marian Hossa unglücklich im Auge getroffen. Blutüberströmt musste Berard vom Eis gebracht werden und lange hatten die Ärzte damit zu kämpfen, das Auge zu retten. Die Karriere eines jungen NHL-Profis, der 1995 von den Senators an Nummer 1 gedrafted wurde und zwei Jahre später in Long Island die Calder Trophy als bester Rookie gewann, stand vor dem Aus. Aber Berard hatte nie aufgegeben, um seine Rückkehr zu kämpfen.
Sogar als der US-Amerikaner im Krankenhaus lag und ihm gesagt wurde, dass er möglicherweise sein rechtes Auge verlieren würde, teilte er Freunden mit, dass er auf jeden Fall wieder spielen werde. Er unterzog sich wie erwähnt sieben Operationen, damit er wieder eine ausreichende Sehstärke erreichen würde.

Im April 2001, einen Monat, nachdem er die Versicherungsprämie für seine Sportinvalidität erhielt, begann Berard erneut zu trainieren. Den darauffolgenden Sommer verbrachte er in seiner Heimatstadt Woonsocket. Mit einigen unterklassigen Spielern sammelte er Spielpraxis und im September war er Gast des Trainingscamps von Team USA für Olympia. Dort verblüffte Berard alle Anwesenden mit seiner blendenden Verfassung.

Zur selben Zeit wurde Bryan Berard zum Free Agent. Die Maple Leafs, die sich nach dem Unfall um ihren Spieler und seine Familie intensiv gekümmert hatten, hatten es versäumt, Berard provisorisch einen neuen Vertrag anzubieten. Als es zur Sprache kam, dass Berard ein Comeback wagen würde, war auch Toronto interessiert, aber nachdem er nun die freie Wahl seines Spielortes hatte, zog er es vor, näher an seiner Heimat aktiv zu sein. Seine ehemaligen Teamkollegen hatten durchaus Verständnis für dieses Ansinnen. Zu viele frische Erinnerungen hafteten an den Maple Leafs, so dass ein Teamwechsel angebracht war.
Vieles sprach für die Rangers: Nicht nur die Nähe zu seiner Heimatstadt Woonsocket auf Rhode Island, sondern auch die Tatsache, dass Berard nicht für den Titelanwärter Toronto spielen wollte, sondern für eine Mannschaft, die sich im Aufbau befand, weil er dort seiner Meinung nach nicht so unter Druck stehen würde. Die Rangers hatten letzte Saison die schlechteste Abwehr und abgesehen von Brian Leetch eine nicht gerade überragend bestückte Defensive. Nachdem eine Speziallinse sicherstellte, dass Berard die vorgegebenen Sehwerte der NHL erfüllen kann, arbeitete sein Manager Tom Laidlaw mit Rangers General Manager Glen Sather einen Vertrag auf Probe aus. Für Berard stellte dieses Unterfangen ein enormes finanzielles Risiko dar, weil ein Versagen im Trainingscamp neben dem Verlust der Versicherungsprämie auch zur sofortigen Vertragsauflösung geführt hätte.


Brian Berard wird schwer verletzt vom Eis geführt.


Bryan Berard bewährte sich und bekam die Nummer 34, die selbe wie in Toronto, zugeteilt. Der Kontrakt sichert ihm zwei Millionen US-Dollar in dieser Spielzeit und die Möglichkeit insgesamt 12 Millionen über vier Jahre zu verdienen. Das wäre mehr als die Prämie, die er kassiert hätte, wäre er nie mehr dem Puck hinterher gejagt. Doch Berard betont, in seinem Comeback geht es nicht um Geld, sondern um Eishockey. "Ich hoffe die Leute in Toronto sehn, dass das keine Dollarentscheidung war.", stellt der Verteidiger klar. "Die Leafs haben mich ausgezeichnet behandelt und die Fans haben mir durch eine schwierige Zeit geholfen. Aber es war eine persönliche Entscheidung. Wenn ich zurückgekehrt wäre und meine Karriere in Toronto fortgesetzt hätte, wären so viele Erinnerungen an dem was passiert war wieder hoch gekommen. Das ist der Grund, warum ich glaube, dass New York ein guter Ort für mich ist."

So kam es, dass Bryan Berard nur 19 Monate nach seinem scheinbaren Karriereende sein unglaubliches Comeback in der NHL feierte. Mal abgesehen von seiner eingeschränkten Sehfähigkeit, befindet er sich in einer körperlich besseren Verfassung als er es zum Zeitpunkt der Tragödie war. Er hat abgenommen und verfügt über eine bessere Kondition als er vor vier Jahren die Calder Trophy gewann. Die Frage war nur, würde er gut spielen und seine Behinderung ihn zu sehr einschränken? Berard gibt zu damit am Anfang einige Probleme gehabt zu haben: "Ich weiß, dass ich einige Spielsituationen neu erproben und herausfinden muss, damit ich weiß, wie ich mich zukünftig zu verhalten habe." Doch sein Kapitän Mark Messier bricht eine Lanze für seinen jungen Teamkollegen: "Ich glaube er hat einige Leute überrascht mit der Art und Weise, wie er spielt. Er kam aus dem Nichts zurück und tritt auf, als wäre Nichts gewesen. Er ist solide wie ein Fels und in einer ausgezeichneten konditionellen Verfassung."

Vor der Verletzung war die Spezialität von Berard sein ausgesprochenes Talent in der Puckführung und -behandlung. Seine genauen Pässen fanden fast immer ihr Ziel und sein Schuss war überdurchschnittlich. Deswegen war er ein fester Bestandteil des Überzahlspiels der Maple Leafs. Doch der Verteidiger ist sich dessen bewusst, dass er in diesem Punkt Einbußen seiner spielerischen Qualität hinnehmen musste: "Ich muss das Spielgerät vor mir halten und versuche das Spiel einfach zu gestalten. Der Erste, der sich anbietet, bekommt den Puck. Das ist das ganze Geheimnis, wie man zu spielen hat."
Berard erfüllt mit seiner Sehfähigkeit zwar die Auflagen der NHL, doch es ist nicht immer einfach damit umzugehen, besonders an der Blauen Linie. Es fehlt ihm der periphere Blick, um manchmal Gegner zu erkennen, die ihn von der Seite attackieren. Das sind die Behinderungen, mit denen er fortan leben muss, doch Berard lamentiert nicht, sondern hat gelernt sich auf die positiven Seiten seines Comebacks zu konzentrieren. Seinen ersten Scorerpunkt feierte er bereits im dritten Saisonspiel gegen die Washington Capitals. Es dauerte schließlich bis zum 47. Spiel, als er mit seinem 79. Saisonschuss am 12. Januar 2002 sein erstes Saisontor feiern durfte. Ausgerechnet gegen den Rivalen der Rangers aus Philadelphia durften neben den Zuschauern im First Union Center auch die Premiere World Kunden dieses Ereignis live miterleben. Mit einem beherzten Solo zog er vor das Gehäuse der Flyers und überwand Torhüter Roman Cechmanek. Berard ließ einen weiteren Treffer 14 Tage später gegen Washington folgen und hat nunmehr nach absolvierten 59 Partien 19 Scorerpunkte und einen guten Plus-Minus-Wert von Plus 6 auf seinem Konto. Nicht schlecht für einen, dessen Karriere zu enden schien und jetzt mit einer Einschränkung leben muss. "Seit der Verletzung, habe ich immer nach vorne geschaut.", stellt Berard fest. 'Ich habe Glück erfahren, wieder auf dem Eis zu stehen. Vor einem Jahr hätte ich das niemals gedacht, es sah so aus, als wäre meine Karriere zu ende. Ich genieße es einfach nur zurück zu sein.'

Seinen bewegensten Moment hatte Bryan Berard sicher bereits am zweiten Wochenende der Saison, als ihn der Spielplan am 13. Oktober zurück an die Stelle des Unglücks nach Ottawa beorderte. Berard hatte seinen Gegner Marian Hossa, der ihn kurz nach dem Unfall im Krankenhaus besuchte, niemals verurteilt für die unglückliche Aktion im März 2000. Mehrmals haben sie anschließend noch telefoniert, inklusive eines Gespräches am Abend vor der Begegnung im Corel Center. "Er hat mich im Hotel angerufen und wir haben eine Weile miteinander gesprochen.", sagt Berard, der einen Tag darauf mit Jubel von den Sens Fans empfangen wurde, in einer Arena, wo er die Jahre zuvor nur ausgebuht wurde, weil er nach dem Draft durch die Senators 1995, dort keinen Vertrag unterschreiben wollte und sich lieber zu den Islanders traden ließ. "Wir haben einige Male miteinander gesprochen. Er hat sich toll verhalten. Es war für ihn genauso schwierig. Ich habe ihm klar gemacht, dass ich ihm keinerlei Vorwürfe mache. Ich weiß, dass es ein Unfall war, doch er hatte den Rest der Saison und in den Playoffs mit dem Erlebnis schwer zu kämpfen."

Bryan Berard wird sicher nicht mehr die Offensivstärke erreichen, die er hatte als er vor sechs Jahren als Nummer 1 gedraftet wurde. Riesengroße Erwartungen hatten sich um seine Person aufgestaut, die er nie erfüllen konnte. Mangelnde Einsatzbereitschaft im Training und in der Freizeit für seinen Sport und Beruf zu leben, wurde ihm häufig vorgeworfen. Attribute, die Berard durch seinen unbändigen Willen nach der Verletzung aus der Welt geschafft hat. Leider kam er erst jetzt zu der Erkenntnis, dass zu einem entsprechenden Talent nun einmal auch Fleiß und Arbeit gehört, um es zu komplettieren. Nunmehr muss er diese Komponenten noch intensiver betreiben, doch Bryan Berard hat den tragischen Moment genutzt und aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt. (sth)


http://www.eishockey.com/berichte/hgrund02031.htm



cheers Stefan

Lecavalier Offline

NHL-Rookie


Beiträge: 662

09.03.2002 14:35
#2 RE:Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
Ich wusste gar nicht, dass er schon wieder spielt...mir hat er damals unendlich leid getan, sch*** Unfall, aber so ist hockey nun mal
hoffentlich kann er entgegen aller prognosen auch offensiv wieder so stark spielen wie ohne seine behinderung
danke für den beitrag
bye #9

im alten Forum auch bekannt als L.B.
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Gebt Bernie eine zweite Chance


Probie Offline

NHL-Legende


Beiträge: 4.010

09.03.2002 14:39
#3 RE:Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
In Antwort auf:
hoffentlich kann er entgegen aller prognosen auch offensiv wieder so stark spielen wie ohne seine behinderung


Kleiner Tipp : Wenn du irgentwann / irgentwo die Chance hast, NHL auf premiere world zu sehen, nutze sie !
Dann siehst du, dass Berard defensiv wie offensiv saustark ist, und ohne diesen Unfall wahrscheinlich einer der absoluten Top-Stars der Liga wäre... Ich bin auch beeindruckt, wie gut er sich zurückgemeldet hat, und es freut mich !


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"Don't let them DELete your favorite game"
-member of the Fuck the DEL - circle-


MAD DOG Offline

O.A.L. Member


Beiträge: 3.793

09.03.2002 16:13
#4 RE:Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
Der neue Leetch überrascht wirklich durch seine nach wie vor beeindruckende Art Eishockey zu spielen. Wenn man es nicht weiß, dann kommt es einem vor, als ob er nie weg gewesen wäre. Schön das es noch die Spieler gibt, die nicht wegen dem Geld, sondern wegen dem Sport aufs Eis gehen!
******************************
Ich will Kevin Dahl und Dominic Lavoie im Lionstrikot sehen.
Ohne Schiri geht es nicht - Mit auch nicht!

Wes Walz Offline

NHL-PO-TS-König03


Beiträge: 3.383

09.03.2002 23:00
#5 RE:Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
Hier seine Stats:

STATS GP G A PTS PIM +/- PPG PPA SHG SHA SOG SPCT
2001-2002 65 2 19 21 46 0 0 5 0 1 116 1.7

---------------------------------------------------------
Minnesota Wild 64 GP - 20 W - 10 T - 28 L - 6 OTL- 56 P
Wes Walz 52 GP - 9 G - 14 A - 23 P - 35 PIM
Jeremy Roenick 63 GP - 19 G - 44 A - 63 P - 62 PIM +/- 33

Dennis-ETCC Offline

NHL-Star


Beiträge: 959

12.03.2002 14:32
#6 RE:Aus Liebe zum Eishockey - Das Comeback des Bryan Berard Antworten
find ich beeindruckend den bericht.bei sowas stehen mir immer tränen in den augen auch die haltung von hossa hat mich sehr beeindruckt.kann mir gut vorstellen wie der sich gefühlt haben muß.alles in allem ne tragische geschichte mit nem kleinen happy end.

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