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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 625 mal aufgerufen
 Frankfurt Lions
Unterfranke Offline

Thread Hochholer


Beiträge: 989

19.01.2002 15:46
Story über Brad Harrison Antworten
Hinter den Kulissen

Brad Harrison pflegt die heile Welt der Löwen

Bei den Frankfurt Lions heißt der Zeugwart "Equipment Manager" / Von Marc Heinrich



Bei Sportereignissen ist es der Besucher gewohnt, seinen Platz angewiesen zu bekommen, verköstigt zu werden und die jeweilige Sportstätte in einem angemessenen Zustand vorzufinden. Er beklatscht Erfolge und sieht dabei doch nur die, die im Vordergrund stehen. Doch hinter den Kulissen sind viele für diese Erfolge mitverantwortlich. In einer kleinen Serie wollen wir einige dieser guten Geister aus dem Hintergrund nach vorne holen.

Brad Harrison? Immer dem Duft des Kaffees nach, sagt der Hausmeister. Bevor der taägliche Trubel auf der Eisfläche beginnt, ist es stets das gleiche Ritual, mit dem der "Equipment Manager" der Frankfurt Lions seine Arbeit auftimmt. Er selbst, der von sich sagt, abstinent zu leben, "kein Bier, keine Zigaretten, kein Koffein", brüht allmorgendlich Wasser und löffelweise gemahlene schwarze Bohnen auf, breitet auf einem wackeligen Holztisch Zuckerwürfel, Milchdosen, Tassen und Plätzchen aus. So läßt sich, wenn man ihn in den dunklen Gägen nicht auf Anhieb zu Gesicht bekommt, wenigstens mit Hilfe der Nase erahnen, ob der Kanadier schon eingetroffen ist. "Meine Jungs", wie auch Harrison mit einem vielen Nordamerikanern eigenen Hang zur Herzlichkeit die Spieler nennt, bräuchten die Fürsorge vor dem ersten Training. "So kommen sie auf die Beine."

Der Sechsundzwanzigjährige ist für die Lions seit drei Jahren mehr als ein Zeugwart. 1999 bei einem Trainingscamp in Toronto fanden beide Parteien zueinander. Am Ratsweg, wo sich der Klub häuslich niedergelassen hat, verbringt er seitdem mit den Herrschaften von August bis April einen Großteil des Tages. Immer, im T-Shirt, nicht selten auch im Winter in kurzen Hosen und Sandalen, während bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt jeder Besucher den Schal enger wickelt. "Gewöhnungssache", sagt Harrison. Zwischen den Übungseinheiten zieht er sich mit den Spielern, ein Großteil von ihnen zwar in fester Beziehung lebend, aber als Single für die befristete Dienstzeit aus Übersee angereist, in die Katakomben zurück. Darin verbergen sich neben der Umkleide auch eine Sauna, eine Sonnenbank und ein formidabler Reigen an ältlichen Gerätschaften, mit denen sich Kraft und Ausdauer steigern lassen. Der gelernte, Physiotherapeut Harrison hält sie in Schuß, während seine Adjutantin Elfriede Herold als "Mutter der Kompanie", wie sie bei den Lions genannt wird, die Berge aus verschwitzten Trikots, Unterhemden uad langen Unterhosen wäscht. In Harrisons dunklem Reich sieht es nicht aus wie in einem auf Hochglanz polierten Fitneßtempel: Nasse Handtücher hängen über Heizungsrohren; man riecht, wenn man denn Einlaß hinter die mit schwarzer Folie blickdicht ahgeschlossene Eingangstür findet, auch eine Mischung aus Franzbranntwein und kaltem Schweiß, der aus den Matten penetrant aufsteigt; Licht spenden Leuchtstoffröhren, Fenster gibt es keine, durch geöffnete Türen kommt Frischluft.

Harrison, der seit Teenagertagen eine Glatze hat, trägt oft einen Fön in der Hand - ein kurioser Anblick. Mit dem Haartrockner wärmt er Handschuhe, macht das Plastik der klobigen Schlittschuhe geschmei-dig. Handlangerdienste, die den Eis-Löwen das Leben leichter machen. Es heißt, Harrison sei einer der Besten seines Fachs in der Deutschen Eishockey Liga. Selbst aktiv war er nur als Kind auf gefrorenen Teichen in der Heimat, später diente er seinen beiden älteren Brüdern als Caddie. In seinem vier mal fünf Quadratmeter großen Büro geht es zu wie im Magazin einer Bun-deswehrkaserne: Nur, daß er weder Mittags-pause noch geregelten Dienstschluß kennt. Harrison verwaltet an die zweihundert Schläger aus Aluminium, Polarkiefer, Fiberglas oder Karbon. Preis: zwischen fünfzig und einhundertfünfzig Dollar pro Exemplar. Chris Snell ist in dieser Saison sein bester Kunde und macht am meisten Arbeit; bislang hat er vierzig Stück verschlissen. Die Dutzenden Helme, Torwartanzüge, die nach jedem Spiel gereinigt und getrocknet werden müssen, sind beständiger, nehmen in dem Kabuff mit den vielen Regalen aber auch den meisten Platz weg. Müssen die Lions auswärts bestehen, verstaut Harrison den gesamten Plunder im Mannschaftsbus. "Brad ist ein Fachmann", sagt Stürmer Greg Evtushevski, der in zwanzig Profijahren auf zwei Kontinenten viele Helfer hat kommen und gehen sehen. "Für die Lions ist er unverzichtbar."

Mit handwerklichem Geschick an Bohr- und Fräsmaschinen, das jedem Schuhmacher zu Ehren gereichen würde, erfüllt der gelernte Physiotherapeut so manchen Sonderwunsch: Stunden verbringt er damit; die Kufen für Alexander Seliwanow millimeter-genau abzuschleifen. Meterweise Klebeband wickelt er um den Schlägerknauf von Brent Tully. Bevor die Takte von Carl Orffs "Carmina Burana" ertönen, einem Stück, mit dem sich die Fans bei Wunderkerzenlicht auf den ersten Bully einstimmen, schält Harrison für Stewart Malgunas einen Kaugummi aus der Verpackung und hält ihn zum Verzehr bereit - "ein Aberglaube, ohne den es nicht geht". Er selbst steht als Türöffner an der Bande und nennt es "den besten Platz". Andere zahlten siebzig Mark für Haupttribünentickets, "sehen aber auch nicht besser". Der Kanadier kennt die 22 Profis, ihre Eigenheiten, Vorzüge und Laster. Von ihm erfahren würde sie nie jemand. "Schon gar kein Journalist." Er verliert über die Pleitezeit mit Ricki Alexander und Peter Obresa kein Wort; Blair MacDonald "war ein feiner Kerl", und auch "mit Doug Bradley ist es fabelhaft zusammenzuarbeiten". Nach außen pflegt Harri-son die heile Lions-Welt. "Wir sind eine Familie", sagt er. Seine eigene sieht er derzeit nur im Sommer, beim Urlaub in Yoorketown, einem 15000-Seelen-Nest in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Die Verlobte Jennifer lädt er ein- bis zweimal jährlich zum Besuch nach Hessen ein. Genau wie er, erzählt Harrison würde sie "Frankfurt lieben", es sei eine "wunderbare Stadt mit Flair". Selbst Handkäs' mit Musik kön-ne er etwas abgewinnen, Apfelsaft gehöre zu seinen bevorzugten Durstlöschern. Gerne würde er seine Freundin öfter zu Gesicht bekommen. Doch reich ist er in Frankfurt bislang nicht geworden, Play-Off-Prämien mußten lange keine ausgzahlt werden. Und Flugtickets sind teuer. Dafür telefoniert er halt öfter mit den Lieben in der Heimat - das Handy baumelt griffbereit am Hosenbund. Auch um jederzeit erreichbar zu sein. Sollte heute der Anruf eines Managers aus der nordamerikanischen Profiliga kommen, säße er morgen im Flugzeug. Über Eldon Reddick, den Keeper, der bei den Winnipeg Jets gespielt hat, erhofft er sich den Kontakt. "In die NHL, da will ich hin", sagt Harrison. "Für diesen Traum lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen."

Quelle: FAZ, 19. Januar 2002

Lecavalier Offline

NHL-Rookie


Beiträge: 662

19.01.2002 17:26
#2 RE:Story über Brad Harrison Antworten
also ich kann nur hoffen, dass er uns noch möglichst lange erhalten bleibt, würde mich aber sehr für ihn freuen, wenn sein traum in erfüllung geht, denn er ist wirklich ein pfundskerl...

bye #4

im alten Forum auch bekannt als L.B.


trevor27 Offline

NHL-Legende


Beiträge: 3.530

19.01.2002 19:40
#3 RE:Story über Brad Harrison Antworten
Ein genialer Bericht!!! Mehr davon.

\"Eishockey ist doch ganz einfach, man muss sich nur den Puck schnappen und ins Tor schießen.\" (Brian Sutter, Head-Coach und Ex-Spieler der Chicago Blackhawks)

Hayzy4 Offline

Dummschwätzer 5.Reihe


Beiträge: 3.558

19.01.2002 20:08
#4 RE:Story über Brad Harrison Antworten
Schöne und informatieve Storrie!

Wünsche ihm noch eine lange Zeit bei den Lions, und danach die NHL!!!






http://www.Fuenfte-Reihe.de

http://www.merfeller-Kerweborsch.de

Normann Offline

NHL-Rookie


Beiträge: 678

20.01.2002 11:47
#5 RE:Story über Brad Harrison Antworten
In Antwort auf:
Der gelernte, Physiotherapeut Harrison hält sie in Schuß, während seine Adjutantin Elfriede Herold als "Mutter der Kompanie", wie sie bei den Lions genannt wird, die Berge aus verschwitzten Trikots, Unterhemden uad langen Unterhosen wäscht.
Es ist wohl besser für Herrn Heinrich, wenn er der Frau Herold in nächster Zeit nicht über den Weg läuft.

Normann

---------
http://www.lions-presse.de

HCZ#20 Offline

Forums-Hobbit


Beiträge: 5.238

21.01.2002 14:31
#6 RE:Story über Brad Harrison Antworten
In Antwort auf:
Darin verbergen sich neben der Umkleide auch eine Sauna, eine Sonnenbank und ein formidabler Reigen an ältlichen Gerätschaften, mit denen sich Kraft und Ausdauer steigern las-sen


Da haben wir auch den Grund, warum Christoph Sandner bei den Lions angeheuert hat! Steht bestimmt im Vertrag mit drinne - monatlich 40 Stunden Solarium inklusive!


Ich bin 1. offizieller Bienchen-Fan
Und ich bleibe trotzdem ein Bernie-Boy
Ich trage mein Charbonneau-Jersey mit Respekt und Stolz

lion84 Offline

DEL-Ligenleiter

Beiträge: 362

21.01.2002 16:10
#7 RE:Story über Brad Harrison Antworten
In Antwort auf:
eine Sonnenbank


ich dachte die hätte der mattikainen damals mitgenommen :-)
---------------------------
Len Barrie News-Page: http://www.len-barrie.ixy.de

Alles über die Frankfurt Lions vom einzigen Webmaster:
http://www.lions-eishockey.de

Doc Shaijtan Offline

Left Wing 5. Reihe


Beiträge: 5.282

22.01.2002 11:02
#8 RE:Story über Brad Harrison Antworten
OH, SOLAR, OH, SOLAR, SOLARMANN ! OH, SOLARMANN !

Daran liegt's auch, dass de Solar so uffdreht diese Saison. In Riessersee hat er die Solarbank net benötigt, da hat er genug Höhensonne natura abbekommen, aber die Nürnberger Schnorz Tigers konnten net mit so nem Equipment uffwarten, deswegen auch die Trennung. Aber hier wird er wieder uffgetankt !

5 Magg (ich weiss, ich weiss, gibt's ja net mehr) aageworfe, 12 Minudde Intensivbräunung und schon isser uffgetankt für's nächste Drittel. Müsse nur uffbasse, dass er kei Hautkrebbs kriescht...

Greetz,
DOC


If you can't beat em, at least beat'em up !
In real life you get 5 years, on the ice only 5 minutes...
Norrie/Rich/Tasker/Verbeek/Lakos - Toledo Storm Fighting Brigade

24 Fäuste für ein Hallelujah ! Fuenfte-Reihe.de

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