Frankfurt Lions » Vorbericht von der Barons-Page

Der Experte reibt sich verwundert die Augen und selbst der Laie staunt. Die Frankfurt Lions galten im bisherigen Verlauf der Saison als notorisch schwach. Im Team war kein Zusammenhalt zu erkennen, vermeintliche Leistungsträger liefen lange Zeit der Musik hinterher. Doch die Diva vom Main hat eine wundersame Wandlung durchgemacht. Im neuen Jahr wurde bislang noch kein Spiel verloren. Siege gegen Köln (4:1), Schwenningen (3:0) und zweimal Kassel (4:2/6:2) bedeuten 12 Punkte in Folge, eine Erfolgsserie, wie sie die Lions in dieser Saison noch nicht einmal ansatzweise hatten.

Doch was war der Auslöser für die sportliche Kehrtwende der Lions? Nicht wenige glauben, dass ausgerechnet ein ausgefallenes Spiel die Schuld trägt. Bei der Anreise nach Köln blieb der Mannschaftsbus im Schneechaos stecken. 15 Stunden lang gab es in dem Stau weder ein Vor, noch ein Zurück für das Team. In all diesem Chaos bewiesen die sonst knallharten Cracks ihr weiches Herz und wärmten Milch für Mütter und deren Babys, kochten Tee für frierende Gestrandete und deckten Kinder mit warmen Decken zu. Alexander Selivanov und Brent Cullaton kämpften gar an vorderster Front, um dem Bus den Weg von der Autobahn freizuschaufeln. Dieser gemeinsame Kampf gegen Stau, Schnee und Kälte, der immerhin bis 8 Uhr des folgenden Tages dauerte, scheint ein Wir-Gefühl in den Cracks geweckt zu haben, das sie vorher bestenfalls aus Erzählungen gekannt haben dürften.

Dass mittlerweile auch mehrere Verletzte wieder im Kader stehen und das Team erstmals seit Wochen komplett und mit festen Reihen antreten kann, tut sein Übriges. Besonders das Duo Alexander Selivanov/Vadim Slivchenko profitiert mächtig davon, dass ihnen mit Christoph Sandner ein Spieler zur Seite gestellt wurde, der nicht nur die Drecksarbeit in der Reihe zuverlässig erledigt, sondern sogar noch eine Menge Torgefahr ausstrahlt. In 29 Partien brachte es der kampfstarke Deutsche auf fünf Tore und fünf Assists. Alleine je zwei davon erzielte er während der kleinen Siegesserie. Topscorer im Team ist nach wie vor Selivanov. Seitdem er nicht mehr nur auf das eigene Punktekonto achtet, läuft es bei dem Russen sogar noch besser. Und auch Ex-Baron Rick Girard, den sie in Frankfurt schon "Chancenkiller" getauft hatten, trifft das Tor plötzlich wieder.

Sogar das Powerplay der Lions bekommt langsam Struktur. Zwar belegen die Frankfurter immer noch den letzten Platz bei der Überzahl-Effektivität, mit 10,26 Prozent überschritten die Lions aber endlich die Zehn-Prozent-Marke, Tendenz steigend. Und mit Christoph Sandner und Robert Francz haben sich zudem zwei Spieler gefunden, die in Unterzahl kaum zu überwinden sind.

Auf die Barons wartet also ein schweres Auswärtsspiel, zumal die Partie nur 24 Stunden nach dem Spiel gegen die Kölner Haie an einem ungewohnten Samstagabend stattfindet. Überhaupt gehören die Lions nicht unbedingt zu den Lieblingsgegnern der Simpson-Truppe. Im ersten Spiel in dieser Saison mussten die Barons das Penaltyschießen bemühen, um beim 2:1 wenigstens zwei Punkte in der Landeshauptstadt zu behalten. Die zweite Partie wurde dagegen verschoben, da die Lions zu dem Termin wegen vieler kranker und verletzter Spieler keine spielfähige Mannschaft mehr aufbieten konnten. Dass Wheeldon und Co. aber auch gegen die Hessen zur Stelle sind, wenn es nötig ist, hat man bei der Viertelfinalserie im Meisterjahr 2000 gesehen. Obwohl das Heimrecht schnell hergeschenkt wurde, zogen die Münchner letztlich mit 3:2 Siegen ins Halbfinale ein.

Lions-Notes:
***Defensivschwach: Ausgerechnet der als Defensivverteidiger aus Kassel geholte Brent Tully stellt mit -13 den schwächsten Plus-Minus-Wert im Team. Kaum besser ist Abwehrkollege Michael Bresagk (-12).***Defensivstark: Mit nur fünf Gegentoren aus vier Spielen zeigten sich die Lions zuletzt defensiv stark verbessert.***Hot Streak: Alles dreht sich um Alexander Selivanov. Der Russe erzielte in den letzten vier Spielen acht Scorerpunkte (1 Tor + 7 Assists). Auch Ex-Baron Rick Girard hat einen Lauf. Er kam auf drei Tore und einen Assist. Mit je zwei Toren und Assists bewiesen auch Victor Gervais und Christoph Sandner ihre Torgefahr.*** Die Bilanz gegen die Barons: 8 Siege, 6 Niederlagen; die bisherigen Ergebnisse (aus Sicht der Lions): 3:2 n.P. (H), 1:3 (A), 4:1 (H), 3:2 n.P. (A), 3:2 n.P. (A), 0:5 (H), 0:3 (A), 5:3 (H), 1:4 (A), 4:1 (H), 4:3 (A), 5:4 (H), 2:5 (A), 1:2 n.P. (A).***

Andreas Daschner

C-Gam
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