Vielleicht läuft das morgige Interview so:
09.09.2003 Waldemar
Gerhard Delling: "Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Unterhaltung steckt in der Krise."
Waldemar Hartmann (über Dellings Aussage, ohne Rudi Völler, der sich gerade die Haare aus dem Nacken streicht überhaupt begrüßt zu haben, in Rage, beschwingt lallend): Endlich mal spricht hier einer mal aus, was Sache ist! Das ist es doch, worauf der Zuschauer wartet und was dem deutschen Fußball fehlt! (Zu Völler): Ich muss dazu einfach mal sagen, dass es eine Sauerei ist, was deine Mannschaft so abliefert. Der Unterhaltungswert, den diese Durchschnittskicker haben, liegt unter dem Gefrierpunkt und gewinnen können sie inzwischen höchstens noch gegen die Färöer! Und du trägst immer noch die gleiche bescheuerte Frisur!
Rudi Völler: Nun ja, in der ersten Hälfte hatten wir die Isländer noch ganz gut im Griff und haben uns auch die ein oder andere Torchance erarbeitet. In der zweiten Halbzeit kamen zu wenige Impulse aus dem Mittelfeld, im Sturm konnten wir uns kaum durchsetzen. Und wir haben uns eindeutig zu wenig bewegt. Am Mittwoch dürfen nur Spieler auflaufen, die mir versprechen, dass sie hundertprozentig für die Mannschaft arbeiten.
Hartmann: Dann wirst du also am Mittwoch gegen Schottland 11 völlig neue Spieler aufstellen müssen... Vor allem mal einen, der noch Tore schießen kann. (schenkt sich ein Glas Asbach ein)
Völler: Grundsätzlich ist es natürlich richtig, dass wir zu wenig Tore machen. Ich kritisiere die Mannschaft, aber ich muss sie da natürlich auch in Schutz nehmen.
Hartmann: Wieso denn? Die Spiele gegen Litauen, die Schafszüchter von den Farü... Feröäh... Ferüern und jetzt auch gegen die große Fußballnation Island haben gezeigt, dass diese Gurkentruppe einen Scheißdreck zusammenspielt. Und die Aufstellung von heute war für mich das Allerletzte. Was du dir immer einbildest, mit Ramelow und Kehl und Hartmann erreichen zu können?! Was für einen Fußball man in Europa spielen muss, um erfolgreich zu sein... Was die Mannschaft um Günter Netzer früher gespielt hat, konnte man sich doch gar nicht anschauen. Das war doch Standfußball. Das heute war dann aber in Vergleich dazu Liegefußball. Und du willst diese Mannschaft in Schutz nehmen?
Völler: Die Isländer sind Tabellenführer, oder etwa nicht?
Hartmann: Das dauernde Gerede von schweren Gegnern, dann noch mal einem. Und dann noch einem schwierigeren Gegner. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Du und die Mannschaft müsst doch mal höhere Ansprüche stellen, als gegen Island eine Nullnummer von der Linie zu kratzen. Diese Einstellung ist für mich das Allerletzte. Wenn ihr bisher nicht so einen Scheiß gespielt hättet, dann wären die Isländer nicht Tabellenführer!
Völler: Suchen Sie sich da nicht den falschen Adressaten für Ihre Kritik aus?
Hartmann (nahm gerade einen tiefen Schluck Asbach. Als er zornesrot antwortet, fliegen Spucketröpfchen aus seinem Mund): Nein, ich suche mir genau den Richtigen aus. Ich sitze hier seit 24 Jahren und muss mir diesen Schwachsinn immer anhören.
Völler (hebt beschwichtigend die Hände): Aber der Ansprechpartner für Ihre Kritik muss doch die Mannschaft sein.
Hartmann: Die bekommt auch ihr Fett weg. Aber du bist derjenige, der die Mannschaft zusammenstellt, der die Strategie bestimmt, die Marschroute angibt. Wir sind Vize-Weltmeister, da muss einfach ein bisschen mehr kommen. Aber dann dieser Scheiß, der da immer gelabert wird... Und der Satz, du müsstest die Mannschaft in Schutz nehmen. Dann lös doch die Kallwass ab und mach statt "Zwei bei Kallwass" "11 bei Völler" in Sat1. Und keinen Sport, keinen Fußball. Die Jungs brauchen alle einen Tritt in den Arsch, das ist es, was sie brauchen!
Völler: Wir haben heute beim Tabellenführer 0:0 gespielt. Das ist für unsere Ansprüche sicherlich ein bisschen wenig...
Hartmann (unterbricht Völler): Ein bisschen wenig?! So'n Käse! Es ist das Allerletzte, immer alles so zu beschönigen. Ich lasse mir das nicht mehr so lange gefallen. (schenkt sich noch einmal ein, trinkt dann aus der Flasche). Wir müssten doch als Vize-Weltmeister eine Mannschaft wie die Isländer klar beherrschen.
Völler: Es ist natürlich auch ein Gegner auf dem Platz. Und natürlich war das von dem ein oder anderen auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. In der Halbzeit habe ich auch gesagt, wir müssen noch einen Tick mehr bringen, aber es wurde dann eher weniger. Ich kann jetzt nicht verstehen, warum da die Schärfe rein kommt.
Hartmann: Die Schärfe bringst du doch rein mit diesem Käse! So einen Käse will ich nicht mehr hören. So'n Scheiß! Müssen wir uns das als neutrale Berichterstatter denn alles gefallen lassen? Das ist das Allerletzte, da wechsle ich doch den Beruf.
Völler: Ich habe doch jetzt keine Schärfe hinein gebracht.
Hartmann: Du bist aber gemeint. Du sitzt hier locker und in aller Ruhe... ähm... (schaut sich plötzlich schwerfällig um): Hey, wer hat mein Weizenbier getrunken?
Eine verunsicherte Stimme aus der Regie: Äh, Waldemar, du meintest selbst, in Island gäbe es kein Weizenbier. Deswegen haben wir... äh - Asbach...
Hartmann: So ein Käse, ich lass' mir das nicht mehr bieten. Solche Sachen wie das mit dem Weizen jetzt. (Versucht aufzustehen. Es gelingt ihm nicht. Schnauft) Ich bin doch Journalist! Ich stand mit dem Sepp Maier hinterm Tor die erste Halbzeit und wir waren uns einig, dass Isländer gutes Bier brauen. (Zu Völler, vertraulich): Hörma, Rudi, ich brauch das ja nicht: "Waldemar, du bist der Beste", "Waldemar, du bist der Schönste" - das brauch ich alles nicht. (Döst langsam weg)
Völler: Ich weiß nicht, ob wir jetzt in diesem Stil weitermachen sollen... Wir können aber nachher auch gerne zusammen in eine Kneipe gehen.
Hartmann (mit matter Stimme und schwankendem Oberkörper): Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin keiner, der hier an seinem Sessel festklebt wie der Huberty oder Carmen Thomas damals... Ihr müsst euch doch mal endlich wieder den Zuschauer aufreißen für den Arsch. Äh...- (Hartmanns Stimme wird immer schwächer). Egal. Früher war alles besser... Standfußball aber Siege. Günter auf dem Platz und nicht im Studio... (Kann den Kopf nicht mehr gerade halten, murmelt): Weizenbier... Käse... Günter... das ist für mich unterste Schublade... jetzt 'ne Pizza...
(Hartmann nickt ein. Völler sitzt noch da, regungslos. Im Hintergrund scheppert etwas metallisch. Völler legt das Mikro neben die Asbach-Flasche, steht auf und geht aus dem Bild. Hartmann schnarcht, sonst ist nichts zu hören. Nach drei Sekunden wird auf Werbung geschaltet.)
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