Chris führt und trifft
Von Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (Gelsenkirchen)
Eintracht Frankfurt hat sich für die dürftige Vorstellung gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:3) rehabilitiert. Der hessische Aufsteiger kam gestern zu einem hart erkämpften 1:1 (1:1) beim FC Schalke 04 und verließ durch den Punktgewinn die Abstiegsplätze. Die Tore vor 61000 Zuschauern erzielte Dario Rodriguez für die Gelsenkirchener und der in seinem ersten Spiel für die Frankfurter von Beginn an aufgebotene Chris für die Eintracht.
Willi Reimann sorgte schon vor dem Anpfiff für ungläubiges Kopfschütteln, weil er für den rotgesperrten Spielmacher Ervin Skela den rustikalen Abräumer Jurica Puljiz aufbot. Zählt man Torwart Oka Nikolov mit, dann hatte die Eintracht acht Kräfte aufgeboten, deren vordringliches Ziel es ist, das Spiel des Gegners zu zerstören. Die defensive Grundausrichtung schlug sich auch auf dem Feld nieder, die Eintracht igelte sich in der eigenen Hälfte ein, köpfte und grätschte und blies den Ball aus dem eigenen Sechzehner, dass er man so manches Mal um den imposanten Videowürfel unter dem Dach der Arena AufSchalke Angst haben musste. Die Frankfurter, die vor zwei Wochen auf dem Bökelberg in Mönchengladbach mit einer mutigen Auf- und Einstellung den ersten Sieg einfuhren, spielten wie eine Amateurmannschaft, die im DFB-Pokal auf den turmhohen Favoriten aus dem Obergeschoss der Balltreterei trifft: hinten die Schotten dicht machen – und vorne hilft der liebe Gott.
Das ging auch eine ganze Weile gut, weil Schalke 04, zuletzt mit desaströser Leistung in Liga und Uefa-Pokal, ebenso uninspiriert zu Werke ging. Den Mannen in Königsblau fiel gegen die Frankfurter Betonmischer nicht wirklich etwas Kreatives ein, lediglich der überragende Hamit Altintop, zelebrierte das Spiel mit dem Ball mit Esprit und Finesse, ansonsten hieß es "Bonjour Tristesse" – hüben wie drüben. Schalke versuchte es in Ermangelung spielerischer Qualität mit altbewährten Mitteln: Ball hoch und weit in den Strafraum der Hessen gebolzt und dann auf ein gewonnenes Kopfballduell gehofft. Das klappte dann tatsächlich zum ersten Mal nach 28 Minuten, als Mittelfeldmann Dario Rodriguez nach einem Eckball die gesamte Frankfurter Abwehr übersprang und es nur dank des kleinen Markus Kreuz weiterhin 0:0 hieß; der Frankfurter Mittelfeldspieler kratzte den Ball per Kopf von der Linie.
Die Gäste, angefeuert von 5000 Frankfurter Fans, dachten aber auch in der Folge nicht daran, mehr Initiative zu übernehmen, sondern beschränkten sich darauf, den Ball aus der eigenen Hälfte mit langen Schlägen in die der Schalker zu befördern, wo der emsige, aber wie so oft glücklos spielende Du-Ri Cha allein auf weiter Flur stand. In der Rückwärtsbewegung allerdings offenbarten die Hessen kaum Schwächen: kompakt und diszipliniert riegelten sie den Strafraum mit zehn Mann ab – dass das Fußballspiel deshalb teilweise wie eine Handball-Partie aussah, in der der Ball fortwährend um den Sechzehnmeterraum kreist, verwunderte nicht.
Nach 32 Minuten fand der Ball dann – nach einer hohen und weiten (in diesem Fall aber präzisen) Flanke vom Altintop – den Weg in den Strafraum des Klassenneulings, und was Rodriguez schon vier Minuten zuvor erfolglos geprobt hatte, klappte dieses Mal: sein Kopfstoß wurde lang und länger und flog über Nikolov hinweg in den Winkel des Eintracht-Kastens. Uwe Bindewald, der alte Recke, kam dabei ein bisschen zu spät und musste sich in der Pause vom verletzten Kapitän Jens Keller ein paar deftige Worte anhören. 1:0 – das verhieß für die Eintracht nichts Gutes. Doch dann kam die 37. Minute: Ein feiner Doppelpass zwischen Andreas Möller und dem erstmals von Beginn an aufgebotenen Chris, ein explosiver Antritt des Brasilianer, ein Pass auf den Flügel zu Markus Kreuz, die flache Hereingabe und die Fußspitze von Chris, die den Ball ins Tor der Knappen bugsierte. 1:1 mit dem ersten wunderbaren Angriff der Eintracht, und das erste Tor von Chris, der damit seine bärenstarke Leistung krönte.
Auch im zweiten Abschnitt änderte sich nichts am Bild, die Gelsenkirchener kontrollierten die Partie, die Frankfurter verwalteten sie. Die Hessen wehrten sich mit Händen und Füßen, wurden auch etwas frecher – doch Cha scheiterte nach einem Konter an Frank Rost (65.). Ängstlich aufgestellt, ängstlich gespielt – aber einen Punkte Auf Schalke geholt. Willi Reimann war’s recht. "Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen. Das war eine große kämpferische Leistung. Ich bin mit dem Unentschieden sehr zufrieden", sagte Willi Reimann, der auch nicht mit Lob für den nach 70 Minuten ausgewechselten Andreas Möller sparte: "Er war am Ende seiner Kräfte, aber er tut unserem Spiel gut."
C-Gam
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