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Die Leidensfähigkeit stößt an ihre Grenze
Die Frankfurt Lions müssen und wollen nach drei mageren Jahren endlich wieder in die Playoff-Runde
Von Matthias Kittmann
Man muss sie einfach bewundern in Frankfurt. Jedenfalls alle, die mit Eishockey zu tun haben (die mit Fußball auch, aber das ist eine andere Geschichte). Da sind zum einen die Eishockeyfans. Es gibt so viele tolle Sportarten im Rhein-Main-Gebiet, aber nein, was tun sie ? Sie gehen immer noch in Scharen (im Schnitt fast 6000) zu den Frankfurt Lions, obwohl deren Darbietung seit drei Jahren nun schon nicht mehr viel mit jenem packenden und schnellen Sport zu tun hat, wie er in anderen DEL-Städten praktiziert wird.
Manch Jüngere unter den Fans kennen etwa die Playoff-Runde nur vom Hörensagen oder von Videokassetten jenes Playoff-Fights anno 1999 gegen die Kölner Haie, als die Lions die Rheinländer im fünften Spiel niederrangen. Ein wilder Haufen, der weder Teufel noch Schiedsrichter Jupp Kompalla fürchtete. Doch seit drei Jahren geht nichts mehr. Zuletzt blamierten sich die zahnlose Löwen als schlechteste Mannschaft der Liga, eigentlich sportlich abgestiegen. Nur der wirtschaftliche "K.o." der Schwenninger verhinderte das Desaster.
Und da ist Gerd Schröder, der Alleingesellschafter der Lions. Er rettete vor sechs Jahren den Club vor dem Bankrott. Ein wohlhabender Mann, der mit Eishockey kein Geld verdienen muss. Was sowieso keiner schafft. Denn das deutschen Eishockey funktioniert so: Du kannst zwar gewinnen, aber keine Gewinne machen. Aber Schröder wollte es wenigstens erreichen, dass sein Hobby nach der Anfangsinvestition von rund 1,5 Millionen Euro weiter keine Verluste, aber dafür Spaß macht.
Was hat er nicht alles versucht. Am Anfang war die Leidenschaft, und mit drei Playoff-Teilnahmen hintereinander stimmte auch der Erfolg. Doch dann ging es stetig abwärts. Die Trainer kamen und gingen gleich mehrfach pro Saison, mal war die Mannschaft der Star, mal ein Star die Mannschaft. Aus Leidenschaft wurde Besessenheit. Große Namen wurden verpflichtet, aber entweder verloren die ihr Zielwasser oder sie waren über ihrem Zenit. Und es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer.
Nach einer Phase der Agonie, in der Gerd Schröder lieber nach Mallorca fuhr, als sich seine Lions anzuschauen, schlug der Chef schließlich auf den Tisch und kündigte den "eisernen Besen" an. Immerhin bringt er seit Jahren ein Budget im oberen Drittel zusammen, "da kann ich auch erwarten, dass die Mannschaft im oberen Drittel spielt."
Warum sie es nicht tat, blieb in letzter Konsequenz rätselhaft. Doch neben dem individuellen Versagen von einigen Akteuren wurde von Beobachtern auch mangelnde Nestwärme für die sensiblen Puckkünstler in Frankfurt ausgemacht. Untergebracht in einem Offenbacher Vorort (ironisch analog zu den Gettos der US-Army auch "Mühlheim-Baracks" genannt), genossen sie weder die Gemütlichkeit der Eishockeyprovinz a la Iserlohn oder Ingolstadt noch den "Full-Service" wie in Köln, Mannheim oder Hamburg.
Wie auch immer, erst einmal machten die Lions das, was sie zuletzt immer machten: Sie tauschten ihren Kader nahezu komplett aus und gehen nach dem Prinzip "17 + 4" in die neue Saison. Denn aus dem Vorjahr blieben lediglich Pat Lebeau (Topscorer), die Verteidiger Paul Stanton (Kapitän) und Jonas Stöpfgeshoff sowie Kämpfer Robert Francz. Aus der alten Garde blieb überhaupt keiner mehr, verdiente Veteranen wie Victor Gervais oder Chris Snell erhielten keinen Vertrag mehr. Statt dessen kamen 17 Neue.
Die Namen klingen nicht schlecht, die Akteure sind deutlich jünger als zuletzt. Vor allem haben die Lions zum ersten Mal seit langem zum Saisonbeginn vier Center. Und das sind nicht die Schlechtesten. Jesse Belanger, den die Lions schon vergangene Saison haben wollten, kam aus Hamburg, Nationalspieler Martin Reichel kommt mit dem Nachweis einer hervorragenden WM von Nürnberg nach Frankfurt.
Manager Lance Nethery hat das Team zusammengestellt, Trainer Rich Chernomaz (40) soll es richten. 2002/02 in Köln zunächst Assistent bei Lance Nethery, beerbte der einstigen NHL-Profis diesen und führte das Team zum Titel. Auch vergangenes Jahr stieg der Kanadier in Augsburg erst später ein. In allen Fällen hatte er wenig zu verlieren. Nun steht er von Beginn an in der Verantwortung und die Ansprüche in Frankfurt sind nicht klein. Ein Druck, mit dem er leben muss. Gerade deshalb beschränkt er sich mit seinen Zielen auf das Einfachste: "Wir wollen das erste Spiel gewinnen." Was schon eine ganze Menge wäre. Denn in den vergangenen drei Jahren haben die Lions das erste Spiel immer verloren und in der Folge nichts mehr gerissen.
DEL-Saison 2003/04
Glaubt man den Experten, dürfte es der aktueller Meister, die Krefeld Pinguine, in der neuen Saison sogar schwer haben, die Playoff-Runde zu erreichen. Zu groß erscheint der Umbruch des Teams. Dagegen sind die Mannheimer Adler, die Kölner Haie und die Eisbären Berlin die üblichen Verdächtigen für den Meistertitel.
Nachdem in der vergangenen Saison mit einem Zuschauerschnitt von 5500 ein neuer DEL-Rekord aufgestellt wurde, dürfte es diesmal schwer sein, diesen zu übertreffen. Zumal die Hamburg Freezers ihren Traumschnitt von 10 700 Besuchern aus dem Premierenjahr erst einmal bestätigen müssen und mit der "Saturn-Arena" in Ingolstadt eine vergleichsweise kleine Halle (Kapazität 5000) neuen Zuschnitts mit Hamburger statt Bratwurst hinzu kommt.
Am Modus hat sich nichts geändert. Die 14 Teams spielen eine Doppelrunde mit 52 Spieltagen, am 9. März beginnt für die besten Acht die Playoff-Runde.
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DER RIVALE: KASSEL HUSKIES
Wie früher, nur anders
Von Gerald Schaumburg
Größer, schwerer und stärker ist der Huskies-Jahrgang 2003/2004. Die acht Neuzugänge des Kasseler DEL-Teams sind im Durchschnitt gleich 5,7 Zentimeter länger als die zehn Abgänge, 3,45 Kilogramm schwerer und 1,37 Jahre jünger. "Wir sind physisch deutlich präsenter als im vergangenen Spieljahr", erklärt Axel Kammerer, der neue Trainer.
Tatsächlich kommen die Huskies jetzt wuchtiger daher und mit größerer Durchschlagskraft. Ein ganzes Dutzend Spieler traf bereits ins Schwarze und sammelte so das nötige Selbstvertrauen vor dem DEL-Start. Vorbei die Zeiten, als die Schlittenhunde in den Ranglisten bei Treffsicherheit und Überzahl-Erfolgsquote ganz am Ende zu finden waren. "Härter und dichter am Mann" will Kammerer seine Mannen sehen, wieder so bissig wie früher. Als Hans Zach noch Trainer war und Kammerer dessen Assistent.
Nun, da der 39-jährige Ex-Nationalspieler seinen Assistenzjob in Köln aufgekündigt hat, "um die Chance und Herausforderung in Kassel anzupacken", brechen die Huskies auf - zurück zu neuen Ufern. Kammerer forciert wieder die bewährten Tugenden Kampf, Verlässlichkeit und Abwehrstärke. "Wir wollen ganz bewusst und zielstrebig den Teamgeist fördern und das Wir-Gefühl zu einem echten Trumpf entwickeln", erklärt Kammerer, der seinen Mentor Zach "weder kopieren noch imitieren" will.
Wankelmütige Akteure wurden aussortiert, zehn Spieler verließen Kassel. Die acht Neuen sind allesamt rustikale, kampfstarke und große Typen. Daran änderte sich auch nichts, als die Kasseler auf den letzten Drücker auch noch die fest eingeplanten Jarrod Skalde (Dallas/NHL) und Torhüter Andrej Mezin (Kreuzbandriss) ersetzen mussten. Mit dem Ex-Hamburger Ted Drury und dem kanadischen Keeper Joaquin Gage scheinen die Ausfälle bestens kompensiert.
Da es dem emsigen Manager Joe Gibbs gelungen ist, trotz der in Nordhessen besonders spürbaren wirtschaftlichen Flaute den Etat erneut bei 3,57 Millionen Euro zu fixieren, gehen die Huskies zuversichtlich in die neue Runde. Und schicken sich an, nach dem hauchdünnen Viertelfinal-K.o. im Frühjahr gegen Köln nun wieder Anlauf zu nehmen auf eine erneute Halbfinal-Teilnahme. "Das Zeug dazu haben wir, da bin ich sicher", sagt Robert Busch - ein einstige Frankfurter
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DER AUFSTEIGER: WöLFE FREIBURG
Mit kleinem Geld Großes erreichen
Von Christoph Kieslich
Bei allen Unkenrufen will Werner Karlin eines festgehalten haben: "Ich freue mich einfach auf die DEL." Der Gesellschafter und Sprecher der "Wölfe Eishockeyspielbetriebs GmbH" hat vor zehn Jahren schon auf juristischer Ebene gekämpft, als der DEB dem EHC Freiburg die Lizenz entzog und der Verein in der Zweitklassigkeit versank. Der Vormann des Freiburger Eishockeys, Georg-Heinrich Kouba, ist im Sommer vergangenen Jahres gestorben - sein Traum jedoch ist in Erfüllung gegangen: die Rückkehr in die erste Reihe. Lange Jahre sind die Freiburger ihrem großem Ziel hinterher gehechelt, das sie just in der Saison erreichten, als ihnen eigentlich niemand den großen Wurf zutraute. Tatsächlich spielte die Mannschaft furiose Playoffs - der eigentliche Kraftakt war anschließend die finanzielle Ausstattung des Abenteuers DEL.
Denn aus früheren Tagen schleppt der Hauptverein immer noch rund eine halbe Million Euro Altlasten mit. Sukzessiv wurden zwar Schulden abgebaut, doch allein die 375 000-Euro-Bürgschaft an die DEL stellte für die Freiburger eine hohe Hürde dar. Ohne die Hausbank wäre das nicht zu stemmen gewesen, und so verwundert es nicht, dass Roland Schneble, Direktor Public Relations bei der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, zum Nachfolger Koubas als EHC-Präsident bestimmt wurde.
Denn eines haben sich die Freiburger Macher vorgenommen: Sie wollen eine ordentliche Saison spielen und auch im Falle eines Abstiegs geordnet weitermachen: "Wir werden nicht hasardieren", so Karlin. Denn für die Wölfe gilt, was in Freiburg schon von der wirtschaftlich begrenzten Potenz her geboten ist: mit kleinem Geld möglichst viel machen. Das bedeutet: Mit 2,2 Millionen Euro den schmalsten Etat aller DEL-Klubs, die niedrigste Zuschauerkalkulation von 2470 Besucher - und dennoch nicht absteigen. Das wird nicht einfach werden mit einem Spielerkader, in dem ganze Blöcke so viel verdienen wie woanders einzelne Stars. Zudem geht Freiburg mit allem anderen als einem verschworenen Haufen ins Rennen, der noch von der Aufstiegseuphorie zehren könnte. Thomas Dolak, Trainer und Sportlicher Leiter, hat ohne falsche Rücksicht aussortiert. Sogar Kapitän Bedrich Scerban ist nicht automatisch für das Team gesetzt. Dolak gibt sich denn auch keinen Illusionen hin: "Vor uns stehen harte Monate. Aber wir freuen uns drauf."
gruß, mick (bekennender alteuropäer)