hier bewegt sich zwar keine einzige lok, aber für einen modellbahner/bauer ist es trotzdem absolut sehenswert:
Menschen, Tiere, Sensationen: Modellbauer präsentiert Sarrasani im Maßstab 1:87
Von Andreas Hartmann
Innenstadt. Auf der Zeil gastiert seit heute ein Zirkus – und sogar einer der größten der Welt. Noch nicht bemerkt? So verblüffend ist das nicht – denn die mehreren tausend Artisten und Tiere, die Requisiten und Zelte des Zirkus Sarrasani reisen nicht im Zirkuswagen, sondern in 226 Kisten. Ganz exakt im Maßstab 1:87 ist das riesige Modell gearbeitet, das seit heute im obersten Stockwerk des Kaufhauses Karstadt, dem ehemaligen Hertie, zum ersten Mal in Frankfurt zu bewundern ist.
Erbauer der winzigen Wunderwelt mit ihren 25 500 Figuren ist der 53-jährige Claus Lusch aus Aachen. Rund 15 000 Stunden Arbeit und viel Herzblut stecken darin. Seit seinem sechsten Lebensjahr ist der gelernte Kaufmann ein Zirkus- und Modell-Baufan. Damals besuchte er eine Vorstellung des berühmten Zirkus Sarrasani, der im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag feierte – und seither ist er der Sucht verfallen.
Claus Lusch sammelt alles zum Thema, was er bekommen kann, Bücher, Plakate, Fotos und Kostüme. "Ich kenne noch alle Nummern aus der ersten Vorstellung von 1956, alle Tiere und die Namen aller Artisten", schwärmt er. Rund 2000 Mal saß er seither am Rande der Manege und staunte. Seit elf Jahren lebt er von seinem Hobby und zeigt seine Dioramen, so der offizielle Name des Miniaturkosmos. Die USA und Russland, Kanada und fast ganz Europa hat er schon damit bereist.
"Ich habe den schönsten Beruf der Welt", meint er lachend. "Ich werde fürs Spielen bezahlt." Trotzdem: Auch wenn's so niedlich ausschaut, Spielsachen seien seine Modelle nicht, betont er. "Dazu sind die Sachen viel zu empfindlich – und auch zu wertvoll. Etwa ein Drittel ist Eigenbau, ein Drittel Umbau und ein Drittel kaufe ich dazu." Vier Tage lang hat er aufgebaut, der Abbau in zwei Wochen geht etwas flotter, er dauert "nur" etwa zweieinhalb Tage.
Wer gute Augen hat, der entdeckt in dem bunten Gewimmel zahllose liebevoll und witzig gemachte Details. Zuschauer, die an der Kasse Schlange stehen, Arbeiter, die noch mit dem Aufbauen beschäftigt sind, Tiere, die gefüttert werden oder Kunststücke zeigen. "Zirkusse waren früher riesige Industrieunternehmen mit unglaublich vielen Menschen, Tieren und Material. Bis in die 30er Jahre haben sie an ihren Tourneeorten Paraden durch die Stadt abgehalten. Das war dann wie ein Rosenmontagszug bei uns im Rheinland. Aber die meisten Menschen kennen das nicht mehr."
Drei verschiedene Zelte in dem Diorama zeigen drei Epochen der Sarrasani-Geschichte. Die Familie lebt heute in Wiesbaden und in Buenos Aires. "Sie lassen es sich aber nie nehmen und kommen, wenn ich auf Tournee bin." Sogar eine Kirche mit einem Friedhof hat er angelegt und darauf das Familiengrab der Sarrasanis in Dresden rekonstruiert. Es ist bei dem großen Hochwasser im vergangenen Jahr zerstört worden.
Wer keine Adleraugen hat, für den hängen an der Vitrine auch Operngläser, mit denen er den Artisten sogar bis in die Zirkuswagen schauen kann. Wer dann ganz genau hinschaut, ist vielleicht von manchem altbekannten Detail in neuer Umgebung überrascht. So hat der Modellbauer zum Beispiel aus den Plastikdeckeln von Kaffeelikör kupferne Kuppeln für das Zirkusmuseum gebaut.
Der Haupteingang wird von zwei Minaretten flankiert. "Die stammen von so einer kitschigen Plastikuhr aus einem türkischen Ramschladen", erzählt Herr Lusch mit Schalk in den Augen. Und für die im Modell riesig aussehenden bunten Clownsköpfe hat er seine Neffen bestochen: Die Figürchen kommen aus den Überraschungseiern. "Die sind zum Teil kunsthandwerklich ziemlich hochwertig gemacht."
Aber nicht alles ist Plastik, und einiges ist fast unbezahlbar: Manche Deko-Stücke sind aus massivem Silber gefertigt, und viele der Miniaturen sind schon regelrecht historisch. Das älteste Modellauto, das Claus Lusch zeigt, stammt aus dem Jahr 1949. Versichert ist sein Diorama mit einer hohen sechsstelligen Eurosumme, "aber da ist die Arbeit natürlich noch nicht mitgerechnet". Er habe schon oft Verkaufsangebote gehabt. "Verkaufen würde ich meinen Zirkus niemals! Kein Stück davon!"
Der Zirkus ist noch bis Samstag, 27. September, im obersten Stockwerk des Karstadts, Zeil 90, zu sehen.
quelle: frankfurter neue presse vom 12.09.03
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