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 DEL & DEB
bigfoot49 Offline

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12.06.2003 14:58
Hallenprobleme überall.... Antworten

Hannover, 12.06.2003 Neue Presse

Pferdeturm: Der Kampf ums Eis

Die Überraschung ist perfekt: Nicht der renommierte Kleefelder Eissport-Verein (KEV) und sein Profi-Team sollen künftig im Eissportstadion das Sagen haben.

Stattdessen will die Verwaltung den Kneipier Herbert Müllerchen zum neuen Chef am Pferdeturm machen. Der ist nicht unerfahren, er leitete die Gastronomie der Halle bereits einmal für wenige Jahre – bis 1996. Im KEV ist das Gezeter groß.

Vereinschef Bernd Spenke befürchtet das Aus für seine Indians, aufgebrachte Fans wollen zum Rathaus ziehen und protestieren. Die endgültige Entscheidung fällt der Rat Anfang Juli – bis dahin herrscht zwischen den Konkurrenten eisige Kälte.

Wie sehr er es liebt, Menschen zu überraschen, war Umweltdezernent Hans Mönninghoff am Mittwoch deutlich anzusehen. Tatsächlich hatte mit der Entscheidung, das Eisstadion einem Kneipenwirt aus Kleefeld zu überlassen, kaum jemand gerechnet. Der Stadtrat versuchte zunächst, das Gerangel hinter den Kulissen herunterzuspielen: „Unser Kandidat steckt schon seit Jahrzehnten in der Materie.“

Gastronom Herbert Müllerchen (53) leitete schon einmal die Gaststätte im Eisstadion – bis er für ein halbes Jahr die Kneipe der Hannover Scorpions übernahm. „Er hat einen guten Job gemacht“, urteilt Geschäftsführer Jochen Haselbacher heute.

Laut Stadtrat Mönninghoff hat sich die Verwaltung für den Kneipier entschieden, „weil sein Angebot die günstigere Lösung für die Stadt ist“. Kernpunkte:

– Öffentlicher Eislauf und Nutzung für den Breitensport bleiben gesichert;

– Senkung des Eintritts für Eisläufer um einen Euro;

– Für die Nutzung der Eisfläche leitet der Betreiber eine Gebühr von 25 Euro je Stunde an die Stadt weiter;

– Zahlung von Pachtzinsen in Höhe von 3000 Euro im Jahr.

Müllerchen erhält einen Erbbaurechtsvertrag für 35 Jahre. Das heißt: Die Stadt bleibt Eigentümer, aber der Betreiber muss das Stadion sofort für 1,6 Millionen Euro renovieren. Allerdings bekommt er in den ersten fünf Jahren eine Finanzspritze in Höhe von je 250.000 Euro.

Im Gegenzug hat sich Müllerchen sämtliche Gastronomie-Einnahmen gesichert. Bei Indians-Spielen will er den Verein mit nur einem Euro pro Besucher abspeisen.

Für KEV-Chef Bernd Spenke der Anfang vom Ende: „Die Einnahmen gehören uns. 95 Prozent der Umsätze macht Müllerchen bei unseren Spielen. Wir brauchen das Geld, sonst verlieren wir unsere Lizenz. Das wäre das Aus.“

Tatsächlich hatte Spenke schon in den Verhandlungen gedroht, er müsse seinen Spielbetrieb einstellen. Beteiligte munkelten von einem „gewagten Poker“. Stadtrat Mönninghoff: „Wir hoffen, dass der KEV weiter im Spiel bleibt. Aber es ist nicht unsere Schuld, wenn es zum Abstieg in die Amateurliga kommt.“

Spenke sieht das anders: „Im vergangenen Jahr forderte die Stadt von uns unerwartet 90 000 Euro. Wir mussten zwei Spiele absagen – nur deshalb sind wir auf dem absteigenden Ast.“ Auch an Müllerchen lässt er kein gutes Haar: „Der will sich nur zurückholen, was er 1996 verloren hat.“

Spenke will Montag in einer Anhörung im Sportausschuss für das Stadion kämpfen. Fans wollen ihm den Rücken stärken, rufen im Internet zum Protest vor dem Rathaus auf: „Weiß die Stadt denn nicht, was für Folgen das haben könnte? Fight for the Indians!“
HANNOVER, Markus Schmidt

Hannoversche Allgemeine


Wer rettet das Eissadion?

Neuer Anlauf am Pferdeturm: Die Stadtverwaltung will die marode Eishalle an einen Gastronom verpachten – und nicht an den Kleefelder Eissportverein. Der Klub droht, doch die Stadt will hart bleiben. Jetzt müssen die Politiker entscheiden.

Die Stadt Hannover ist mal wieder kurz davor, das Millionengrab Eisstadion am Pferdeturm loszuwerden. Bisher sind alle noch so guten Ideen geplatzt, Investoren meist kurz vor einer Einigung abgesprungen. Mit dem Gastronom Herbert Müllerchen und dem Hauptnutzer Kleefelder Eissportverein (KEV) stehen zwei Bewerber bereit, einen Erbbauvertrag für die nächsten 35 Jahre zu unterschreiben. Am Montag werden sich die Kontrahenten den Fragen im Sportausschuss stellen, 17 Tage später entscheidet der Rat. Die Stadtverwaltung hat sich bereits klar positioniert: Das Stadion soll an Müllerchen gehen. Das wird Stadtrat Hans Mönninghoff den Sportausschussmitgliedern vorschlagen.

Der Vorschlag der Verwaltung

Beide Bewerber würden sich verpflichten, 1,6 Millionen Euro in die Sanierung des maroden Eisstadions zu investieren. Der öffentliche Eislauf wird garantiert, außerdem können Vereine die Eisfläche für 25 Euro die Stunde mieten. Der Unterschied zwischen den beiden Angeboten: Während der KEV 250.000 Euro als Betriebskostenzuschuss von der Stadt ansetzt, gibt sich Müllerchen mit 50.000 Euro weniger zufrieden und will außerdem den öffentlichen Eislauf um ein Euro auf 3,50 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Kinder senken. „Bei unserer angespannten Haushaltslage sind das Gründe genug“, sagt Mönninghoff. Außerdem sieht die Stadt eine gute Zusammenarbeit zwischen Müllerchen und dem Verein: Der Gastronom verdient nur dann, wenn der KEV mit seiner Profimannschaft spielt und 2000 Zuschauer an jedem Wochenende anlockt.

Mönninghoff ärgert sich zudem über die Vertreter des KEV. „Sie haben gedroht, die Profimannschaft abzumelden, wenn sie nicht den Zuschlag bekommen“, sagt er. Und ein Stadtrat lässt sich nicht drohen. KEV-Chef Bernd Spenke streitet ab, die Stadtspitze unter Druck gesetzt zu haben. CDU-Sportsprecher Dieter Küßner berichtet, dass Müllerchen im Gegenzug von der Stadt 30 Prozent an Gewerbesteuer erlassen bekommt. „Wenn man das gegenrechnet, ist sein Angebot nicht besser“, sagt Küßner. Er ist verärgert, dass Mönninghoff schon vor der Anhörung im Sportausschuss so klar Stellung bezieht.

Der mögliche Pächter

Herbert Müllerchen ist mit dem Pferdeturm eng verbunden: Sein Sohn Christian hat beim ECH den Sprung in die erste Mannschaft geschafft, Tochter Katrin war mehrfach Niedersachsenmeisterin im Eiskunstlauf. Der 53-Jährige hat zehn Jahre die Vereinsgaststätte am Pferdeturm geführt, bevor er 1996 gehen musste, da der Verein die Kneipe selber betreiben wollte. Nach einem halbjährigen Intermezzo beim Erzrivalen ESC Wedemark pachtete er zwei Gaststätten: Am Kantplatz in Kleefeld, keine 200 Meter vom Eisstadion entfernt, eröffnete er die Kneipe „Müllerchen“. Dazu übernahm der 53-Jährige die Vereinsgaststätte des MTV Herrenhausen. Beide wird er aufgeben, falls er den Zuschlag bekommt.

Die Folgen für den Verein

KEV-Chef Bernd Spenke sieht schwarz für das drittklassige Profiteam der Hannover Indians. 30 Prozent des Etats seien über die Gastronomie im Stadion gedeckt, die komplett an Müllerchen gehen würde. „Wir werden die Lizenz zurückgeben müssen“, sagt Spenke. Müllerchen will sich verpflichten, den Indians das Stadion und die Geschäftsstelle kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der KEV könnte sämtliches Eintrittsgeld aus den Heimspielen der Indians kassieren. Müllerchen würde dem Verein zudem die Vermarktungsrechte für das Stadion abtreten – sowie ein Euro pro Zuschauer aus den Gastronomieerlösen oben drauf. „Das reicht nicht, um den Etat zu decken“, sagt Spenke. Er kritisiert seit langem, dass der KEV wegen der auf ein Jahr beschränkten Pachtverträge keine Sponsoren gewinnen kann. Sollte Müllerchen aber einen 35-Jahres-Pachtvertrag erhalten, hätte Spenke zumindest mehr Planungssicherheit, um Geldgeber finden zu können.

„Es muss weitergehen“

Die Fans der Hannover Indians sind verunsichert. Wird es kein professionelles Eishockey mehr am Pferdeturm geben, wenn die Stadt Herbert Müllerchen den Zuschlag erteilt? Wäre eine Oberliga-Mannschaft dann tatsächlich nicht mehr finanzierbar? Und kann die Stadt das überhaupt wollen? Auf diese Fragen erwarten die Anhänger Antworten. Und deshalb machen sie in den nächsten Tagen mobil. Viele von ihnen werden heute ihr Trikot überstreifen und zu einer Informationsveranstaltung ins Eisstadion am Pferdeturm kommen. Von 19.30 Uhr an stellt sich Klubchef Bernd Spenke den Fragen der Fans. Und auch am Montagnachmittag, wenn der Sportausschuss sich einmal mehr dem Thema Pferdeturm widmet, werden die Fans im Rathaus Farbe bekennen.

„Uns ist es wichtig, dass das professionelle Eishockey und die Jugendarbeit am Pferdeturm fortgesetzt werden können“, sagt Bernd-Olaf Kühn, Vorsitzender des Fan-Projektes der Indians. Und um dieses Ziel zu erreichen, scheinen die Anhänger weitaus flexibler zu sein, als der eigene Vorstand. Kein Wort davon, dass der Aufmarsch der Fans am Montag eine Demonstration sei, um die Politiker doch noch zu einer Entscheidung zu Gunsten der Indians zu drängen. „Wir wollen uns nicht vor den Karren spannen lassen“, meint der 31-Jährige. „Wer das Eishockey am Pferdeturm erhält, ist uns im Grunde egal.“ Wichtig sei nur, dass es weitergehe.

Kühn ist vor allem darüber froh, dass nun endlich eine langfristige Entscheidung fallen soll. „Dann wird ein klarer Weg vorgezeichnet, und alle Beteiligten müssen danach mit anpacken“, erklärt er. Das gelte für den Klub wie für den potenziellen neuen Betreiber. „Das Eishockey ist doch auch für Müllerchen wichtig. Die Gastronomie am Pferdeturm steht und fällt schließlich mit dem Profisport“, meint Kühn.

Die Fans wollen auch die Politiker nach der Entscheidung nicht so schnell aus der Verantworung lassen. „Wir erwarten, dass die Stadt uns nach der letzten Entscheidung im Juli nicht hängen lässt, sondern notfalls noch als Vermittler auftritt“, sagt Kühn. Und genau dafür werden die Indians-Anhänger am Montag wieder ihre Trikots überwerfen. „Wir wollen zeigen, dass Leute Interesse an der Sache haben und man das Thema nicht einfach unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter den Tisch fallen lassen kann.“
hau/bj
http://www.arena-dresden.de/Seiten/sonstiges/Archiv%202003/Juni_2003/Hannover_12062003.html

Auch in Herne und Braunlage gibts Probleme...

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