Passend zum Thema Strand und See !!
Pack die Badehose ein....
...nimm dein kleines Wollelein....
....und dann nischt wie ab an den See!
Naja, es war wie immer, Wolle kam gestern vorbei und hatte mal wieder ne grandiose Idee.
"Wir gehen schwimmen, Alter!" grinste er mich an.
Naja, es war knapp 30° warm, ich schwitze schon seit dem Aufstehen, was sollte ich denn da für ne Ausrede finden?
Ich mir also ne Badehose geschnappt, nen Zettel auf den Küchentisch gelegt, damit meine Frau weiß, wo ich bin und schon gings ab an den See.
Obwohl, ganz so schnell gings dann doch nicht, wir brauchten wegen dem Verkehr fast ne halbe Stunde, wobei ich von Wolle Schimpfworte lernte, die ich so vorher noch nie gehört hatte.
Da war "Malariakranker bulgarischer Frikadellenzüchter" als Schimpfwort noch eins von den harmloseren.
Wolle hatte als kleine Wegzehrung zwei große Kühlboxen mit Bier dabei, man kann ja nie wissen.
Der Parkplatz des Baggersees war schon halb gefüllt, eine kleine Schlange stand an der Kasse.
Wolle, der mit seinen knöchernen, haarigen, weissen Beinen aussah wie eine Albinospinne, fing bereits kurz nach der Kasse an, Mädels mit Blicken auszuziehen und begleitete seine Wanderschaft mit den Augen lautstark mit harschen Sprüchen.
"Boahhh, Alter schau dir diese Tüten an!" "Mann, hat die einen Arsch, so richtig zum reinwühlen" und ähnliche verbale Entgleisungen wechselten sich ab.
Der Strand war schon ziemlich belegt, was Wolle zu dem Spruch: "Haben denn diese ganzen Faulenzer nichts anderes zu tun, als an einem Donnerstag Morgen am See zu liegen?" nötigte.
Man muss dazu sagen, Wolle ist seit 27 Monaten arbeitslos, sieht sich selbst aber mehr als verkannten Lebemann auf der Suche, nicht als schnöden Arbeitslosen.
Nach ner Weile hatte Wolle einen Platz in der Nähe des Strandes gefunden und breitete sofort seine Decke aus und steckte mit mitgebrachten Pflöcken praktisch seinen Claim ab.
Was fehlte, waren nur noch Fussangeln und Stacheldraht.
Keine zwei Minuten und zwei Dosen Bier später wollte er schon ins Wasser.
Allerdings musste er erst noch seine Luftmnatratze aufblasen, die er irgendwo aus den Tiefen seiner Tasche holte, die etwa die Ausmaße einer Garage für einen Kleinwagen hatte.
Die Luftmatratze war auch keine normale Luftmatratze, sondern mehr eine kleine Insel, etwa von der Grösse Maltas.
Als Wolle nach nur zwanzig Minuten mit krebsrotem Kopf endlich fertig war mit aufblasen, schütte er schnell noch eine Dose Bier in seinen Rachen und fing auch schon an, die Insel zu beladen.
"Sechs Dosen pro Stunde", murmelte er, während er mit Klebeband Plastiktüten voller Dosen an der Aussenseite befestigte."Kleiner Trick, Alter, so bleiben die Dosen kalt und ich komm schneller an den Stoff, wenn ich Durst habe" freute er sich.
Ich blieb da eher skeptisch. Willst du wirklich so lange auf deiner Matratze bleiben? Wollen wir nicht lieber ne Runde schwimmen und dann wieder rausgehen?
"Schwimmen", ächzte er? "Ich kann doch nicht schwimmen! Was glaubst du, wofür ich meine Luftmatratze habe?"
Hmmm, Wolle überraschte mich doch immer wieder.
"Na, was ist, kommst du mit? Dann musst du dir aber selbst Bier mitnehmen!" fragte er.
"Nee Wolle, mach mal, ich schwimm dann zu dir raus", sagte ich und rollte mich auf den Bauch.
Das nächste Mal sah ich Wolle nicht, ich hörte ihn. Schon ziemlich weit draussen auf dem See schrie er einen jungen Kerl an, der scheinbar gedacht hatte, er könne Wolle ne Dose Bier klauen, ohne das Wolle es bemerken würde. Aber natürlich nicht mit Wolle, der so eine Art siebten Sinn dafür hatte, falls sich sein Bier weiter als 20 cm von seinem Körper entfernte. So eine Art biologisches Radarsytem.
Als ich mit den Augen nach Wolle suchte, verjagte dieser den dreisten Dieb gerade mit einem Plastikpaddel, stellte sich dann breitbeinig mitten auf seine Insel und brüllte:
"Ich bin der Herr der Insel!!!"
Ich grinste vor mich hin und beobachtete weiter den jungen Dieb, der mit hochrotem Kopf Richtung Strand schwamm.
Wolle sonnte sich in seinem Ruhm und machte gerade seine nächste Dose auf, als ich sah, wie der junge Kerl am Strand heftig gestikulierend auf einen Grizzlybären zuging.
Der "Grizzly" war etwa zwei Meter gross, am ganzen Körper behaart und seine Oberarme hatten etwa den gleichen Umfang wie Wolles Brustkorb, wenn der drei Pullover übereinanderzog.
Der Grizzly hört sich an, was der junge Mann zu sagen hatte, schnaufte unwirsch, schaute dann auf den See und suchte mit den Augen scheinbar nach einer kleinen, blaugrünen Insel mit brauner Palme und grünen Blättern.
Es dauerte nur ein paar Sekunden und seine Augen hatten entdeckt, was sie gesucht hatten.
Er nickte dem jungen Mann zu, sagte irgendetwas beruhigendes zu ihm und ging langsam, im Wissen um seine Kraft, hinunter zum Wasser.
Der gesamte Strand hielt den Atem an, mitleidige Blicke schauten hinaus aufs Wasser, einige Strandgäste fingen offen an, Wetten abzuschliessen.
Der Grizzly pflügte förmlich durch das Wasser, andere Schwimmer machten ehrfuchtsvoll Platz.
Wolle, der immer noch nichts zu bemerken schien, hatte schon wieder eine Dose in der Hand, schliesslich war er schon seit ner knappen Stunde im Wasser.
Ich hab es versucht, glaubt mir, ich hab es wirklich versucht.
Wie ein Derwisch hüpfte ich am Strand entlang und fuchtelte heftigst mit den Armen, ohne Erfolg.
Ich war schon soweit, die Melodie aus "Der Hai" zu hören, so erinnerte mich die ganze Szene daran.
Wolle, malerisch dahingestreckt auf seiner Insel, die Dose in der Hand.....ähhh, auf seiner Insel?
Da war plötzlich keine Insel mehr!
Nur noch ein paar Fetzen Plastik, ein wild um sich schlagender, rotweißer Körper, der mal über mal unter Wasser war und Geräusche von sich gab, die nichts Menschlisches mehr an sich hatten.
Als der Grizzly merkte, dass Wolle nicht schwimmen konnte, packte er ihn einfach an den Haaren und zog ihn hinter sich Richtung Strand.
Dort angekommen, liess er ihn fallen wie einen nassen Sack und sagte zu Wolle:
"Das wird dich lehren, meinen kleinen Bruder nochmal anzubaggern."
Wolle allerdings bekam von dem Ganzen noch gar nichts mit, er spuckte Wasser ohne Ende und japste lautstark nach Luft.
Als er mich dann endlich erkannte, waren seine ersten Worte:
"Hey Alter wo ist mein Bier?"
Naja, nächste Woche bleib ich vielleicht besser alleine zu Hause.
Euch allen trotzdem ein schönes Wochenende. Und wenn Ihr an den See geht, schwimmt nicht so weit raus. :-)
C-Gam
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