Berlin, 28.06.2003 Tagesspiegel
Anschutz baut – wenn die Rendite stimmt
Beginn für Halle am Ostbahnhof für Herbst geplant / Jetzt wird ein Namensgeber gesucht
Die Euphorie ist etwas verflogen, doch die Verantwortlichen bleiben optimistisch: Im Herbst sollen die Arbeiten für den Bau der neuen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof beginnen – wenn es dafür Vermarktungschancen gibt. Diese Bedingung stellte gestern Detlev Kornett von der amerikanischen Anschutz-Gruppe, die die Halle errichten will. Verbunden damit ist der Bau eines kompletten neuen Stadtquartiers, das in den nächsten 15 bis 20 Jahren entstehen soll.
Anschutz sucht jetzt Interessenten für einen Namenspartner der Arena, der dafür einen erheblichen Betrag aufbringen muss. Dies ist ein wesentlicher Teil des gesamten Finanzierungskonzepts. So werden inzwischen fast alle neuen Hallen und Stadien gebaut.
Die Halle für 16 000 Zuschauer soll etwa 150 Millionen Euro kosten, weitere 20 Millionen Euro sind in der ersten Baustufe für Straßen und den Leitungsbau vorgesehen. „Bisher haben wir jede Hürde übersprungen“, sagte Kornett, und deshalb sei er überzeugt, dass die Arbeiten im Herbst beginnen können. Ursprünglich sollten sie längst in Gang sein. „Wir mussten aber viel Überzeugungsarbeit leisten - nach innen und nach außen“, begründete Kornett die Verzögerung des Mammutprojekts. So habe man mehr Zeit gebraucht als zunächst erwartet, doch sei man immer noch schneller gewesen, als Kritiker zu Beginn der verbindlichen Planungen 2001 befürchtet hätten.
Kornett lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und der Senatsstadtentwicklungsverwaltung. Das Baurecht für die Halle wird für Herbst erwartet, und auch das Korsett für das geplante neue Stadtquartier ist fast fertig. Es legt nur die Baumasse fest und lässt so Freiräume für die künftige Entwicklung, die sich jeweils der Nachfrage anpassen kann. So lasse sich das Gelände mit einer Geschossfläche, die doppelt so groß ist wie das DaimlerChrsysler-Areal am Potsdamer Platz optimal vermarkten, ist Kornett überzeugt.
Im Umfeld der Halle sollen Unterhaltungseinrichtungen, Läden, Büros und Wohnungen sowie Erholungsflächen entstehen. Den Wettbewerb für die Gestaltung des Streifens zwischen der East Side Gallery und der Spree hat jetzt das Büro Häfner/Jimenez gewonnen. Es sieht zwischen dem Kontrollweg der ehemaligen Grenzanlage und einer Uferpromenade nur eine Rasenfläche vor.
Erforderlich dafür sind drei Durchbrüche in den Mauerresten. Hier gebe es noch keine Lösung, sagte Baustadtrat Franz Schulz (Grüne). Klaus Kurpjuweit
Eishockey in neuer Halle zur Fußball-WM Neues Deutschland
Am Jahresende Baubeginn am Ostbahnhof/Wettbewerb für Spreeufer-Park entschieden
Von Bernd Kammer
Ein Pkw-Gebrauchtwagenhändler, ein Plattenbau, BSR-Hof, Lagerhallen und ansonsten viel Leere – an der Mühlenstraße in Friedrichshain kündet noch nichts davon, dass auf dem riesigen Areal des einstigen Ostgüterbahnhofs eine Super-Multifunktionsarena mit angeschlossenem Stadtviertel entstehen soll, dessen Dimension den Potsdamer Platz in den Schatten stellt. Doch an der Warschauer Brücke sind die ersten Bahnanlagen schon abgeräumt worden, und im Spätherbst sollen die Bagger für die bauvorbereitenden Arbeiten anrollen.
Das ist zwar ein knappes Jahr später, als ursprünglich angekündigt, aber die amerikanische Anschutz-Gruppe als Investor ist dennoch mit dem Planungsstand zufrieden. »Der Prozess hat zwar länger gedauert als erhofft, aber wir waren schneller als unsere Kritiker vorausgesehen haben«, befand gestern der Europa-Chef der Gruppe, Detlef Kornett. Gelegentlich waren schon Spekulationen aufgetaucht, ob Anschutz angesichts des desolaten Immobilienmarkts das Projekt nicht vorerst auf Eis legen könnte. Gestern äußerten sich alle Beteiligten optimistisch. Kornett erwartet keine »Überraschungen« mehr. Bis Ende des Jahres soll Baurecht bestehen. Das Bebauungsplanverfahren für die Halle soll im November abgeschlossen sein, bis 3. Juli läuft noch die öffentliche Auslegung der Pläne, sagte Baustadtrat Franz Schulz (Grüne). Der Bebauungsplan für das Stadtviertel wird vom 8. Juli bis 29. August öffentlich ausgelegt, für Dezember rechnet Schulz mit seiner Festsetzung. Auch der städtebauliche Vertrag mit dem Investor steht vor dem Abschluss. Für 20 Millionen Euro übernimmt demnach die Anschutz-Gruppe die Herstellung der technischen und Verkehrs-Infrastruktur.
Der Baubeginn für die 16000 Zuschauer fassende und 150 Millionen Euro teure Arena soll 2004 erfolgen, was ursprünglich mal als Fertigstellungstermin galt, der auf die Fußball-WM 2006 verlegt wurde. Die Vermarktung habe bereits begonnen, jetzt werde sich zeigen, »ob die Wirtschaft hinter uns steht«, sagte Kornett ein wenig drohend. Bisher stehen nur die Eisbären, die Anschutz gehören, als Nutzer fest und die Basketballer von Alba auf seiner Wunschliste. Wann rings um die Halle der Bau des neuen Stadtquartiers mit seinen Entertainment-, Wohn- und Bürovierteln beginnt, zu denen vier bis zu 135 Meter hohen Gebäudetürme gehören, steht noch in den Sternen. Kornett gibt sich zwar von dem »einzigartigen Standort« überzeugt, spricht aber von einer »Ausbauphase« von 15 bis 20 Jahren. Die Halle brauche eine befriedigende städtische Umgebung, mahnt Baustadtrat Schulz.
Wenigstens an der East-Side-Gallery könnte sie etwas schneller wachsen. Der Wettbewerb zur Gestaltung des Spreeufer-Parks ist jetzt entschieden. Das Büro für Landschaftsarchitektur Häfner/Jimènez, das den ersten Preis gewann, plant auf dem einstigen Kolonnenweg eine Promenade und zum Ufer hin eine leicht abschüssige Rasenfläche. Problematisch: Um die Verbindung zur Anschutz-Arena zu schaffen, sollen 45 Meter aus der Gallery entfernt werden. Entstehen würde ein kleiner Platz mit Treppen zur Spree und einem kleinen, begehbaren Kiosk. Doch die Architekten haben die herausgebrochenen Mauersegmente nicht wie gefordert in den Park integriert. »Wir werden zusammen mit dem Künstler, der das Mauerbild darauf schuf, eine Lösung suchen«, so die Wettbewerbssieger. (ND 28.06.03)
Anschutz in den Startlöchern: Im Herbst geht es los Die Welt
Vorbereitender Kanal- und Straßenbau für Arena und das gesamte Areal - East Side Gallery wird für Spreeufer-Park geöffnet
von Sabine Gundlach
Die Anschutz Entertainment Group steht für ihr Berliner Großprojekt in den Startlöchern. Im Herbst rollen auf dem Gelände des ehemaligen Ostgüterbahnhofs die ersten Baumaschinen an. Dann geht es los mit den Infrastrukturvorbereitungen für die geplante Groß-Arena und das neue Stadtviertel in Friedrichshain, das auch durch einen neu gestalteten Park am Spreeufer unterhalb der East Side Gallery an Attraktivität gewinnen soll.
Für etwa 20 Millionen Euro werden zunächst auf dem 20 Hektar großen Areal an der Mühlenstraße alte Gebäude abgerissen, Straßen gebaut und die Grundversorgung mit Gas, Wasser und Strom hergestellt. Baubeginn der Arena soll nach wie vor im nächsten Frühjahr sein. Bei einer Zwischenbilanz des Planungsstandes bekräftigte Anschutz-Vertreter Kevin Murphy gestern erneut, dass man beabsichtige, die Halle spätestens zur Fußball-WM 2006 zu öffnen. Detlef Kornett von der Anschutz-Group räumte aber ein, "dass der Zeitplan eventuell auch noch ins Rutschen kommen kann". Voraussetzung für die geplante Fertigstellung 2006 sei letztlich eine erfolgreiche Vermarktung, betonte "AEG Europe"-Geschäftsführer Kornett. Was die Nutzung der künftigen Multifunktionshalle betreffe, sei das Konzept hinsichtlich der Sportarten keineswegs nur auf Eishockey begrenzt. Man könne sich "durchaus auch Basketball vorstellen".
Nachdem der Bauplan für die Arena voraussichtlich im November rechtskräftig werde und mittlerweile die maßgeblichen Punkte wie beispielsweise die Gestaltung der Werbeschautafeln geklärt seien, könne man jetzt endlich richtig durchstarten, gab sich Kevin Murphy "sehr zuversichtlich".
Als richtungweisendes Signal für die attraktive Nutzung des gesamten Areals wertete Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) den Siegerentwurf im Realisierungswettbewerb für das Spreeufer unterhalb der denkmalgeschützten East Side Gallery. Das Berliner Landschaftsarchitektur-Büro Häfner/Jimenez gewann mit seinem Konzept einer Uferpromenade, die von einem zentralen Platz mit großzügiger Freitreppe durchbrochen wird. Clou dieser Freitreppe ist ein daran angrenzender Kiosk, dessen begehbares Dach auch als Aussichtspunkt genutzt werden kann. Der etwa 50 Meter breite Platz befindet sich direkt an der Anlegestelle für Wassertaxis und Ausflugsschiffe. "Unser Ziel war die Belebung des Raumes vom Wasser aus", erläuterte Wettbewerbssieger Winfried Häfner den Entwurf, der der Vorgabe von Anschutz folgt, den Park so zu gestalten, dass die Arena vom Ufer aus sichtbar ist. Dafür soll ein etwa 45 Meter breites Mauerstück aus der East Side Gallery herausgenommen und in den Park integriert werden, was Häfner jedoch ignoriert. "Der Park ist viel zu klein dafür", sagt der Sieger, der seinen Entwurf jetzt überarbeiten muss. Kevin Murphy machte gestern dazu einen neuen Vorschlag: "Wir könnten Mauerteile in der Arena integrieren."
Artikel erschienen am 28. Jun 2003http://www.arena-dresden.de/Seiten/sonstiges/Archiv%202003/Juni_2003/Berlin_28062003.html